24h Le Mans: Das bringt das Rennen der GTE-Klasse

Von Martina Müller
Im Vorfeld der 85. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans blickt SPEEDWEEK.com auf die GTE-Pro-Kategorie. Dort kämpfen mit Aston Martin, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche fünf Hersteller um den Sieg.

Eines ist gewiss: Bei der diesjährigen Auflage der legendären 24 Stunden von Le Mans wird es in der GTE-Klasse einen engen Fünfkampf um den Sieg geben. Nachdem 2016 Ferrari und vor allem Ford das Geschehen ganz klar dominierten, überarbeiteten die Regelhüter die jeweilige Einstufung der einzelnen Fahrzeug-Modelle. Die neu erstellte BoP (Balance of Performance) wurde hinter vorgehaltener Hand von Protagonisten aller Hersteller als einigermaßen fair interpretiert, was im heutigen Motorsport eher Seltenheitswert darstellt. Insgesamt 13 Fahrzeuge werden dieses Jahr in Le Mans in der Pro-Klasse antreten. Bis auf den Dempsey-Proton-Porsche, der in die Am-Klasse abgewandert ist, zeigt sich das Feld im Vergleich zum Vorjahr unverändert.

Trotz schlechter Zeiten beim Vortest am 4. Juni hat das Ford-Team wieder leicht die Favoritenrolle inne. Und das hauptsächlich deswegen, da die amerikanischen Flundern schon während der Entwicklungsphase kompromisslos auf den 13,629 Kilometer langen 'Circuit de la Sarthe' mit all seine Hi-Speed-Passagen ausgelegt wurden. Außerdem ist die Ford-Streitmacht auch nummerisch überlegen. Denn zu den beiden Wagen aus der FIA WEC gesellen sich in Le Mans auch wieder jene beiden aus der IMSA-Serie. Im Vergleich zu 2016 gibt es bei Ford zwei Änderungen im Cockpit: Während Marino Franchitti schon im letzten Herbst aussortiert wurde (sein Platz übernahm Luis Felipe Derani), musste für Sébastien Bourdais nach dessen Unfall im Vorfeld der 500 Meilen von Indianapolis kurzfristig nach Ersatz gesucht werden. Der wurde dann mit IndyCar-Pilot Tony Kanaan schnell gefunden.

Prognose: Ford wird auch 2017 wieder schwer zu schlagen sein. Darüber kann auch das eher gemütliche Fahren beim Vortest nicht hinweg täuschen. Im Gegensatz zu 2016 werden die beiden europäischen Wagen mit den amerikanischen auf einem Level liegen. Dazu kommt - was kaum einer weiß: Ford reist 2017 mit eigenen Michelin-Entwicklungsreifen an die Sarthe. 2016 hatte man noch die speziell auf den Ferrari ausgelegten Pneus aufgeschraubt.

Ferrari geht mit den beiden 488 GTE von AF Corse aus der FIA WEC, sowie den Texanern von Risi Competizione aus der IMSA in Le Mans an den Start. Und auch auf Fahrerseite ist man sehr gut aufgestellt. Mit Ex-Audi-LMP1-Pilot Lucas di Grassi und Ex-Audi-DTM-Mann Miguel Molina haben sich die Italiener zusätzliche Qualität ins Cockpit geholt.

Prognose: Während das AF-Corse-Team im Vorjahr schwächelte, wird Risi in diesem Jahr nicht schon wieder alleine die Kastanien aus dem Feuer holen müssen. Ob es bis nach ganz vorne reicht, bleibt abzuwarten. Denn dafür hat die Konkurrenz zu stark nachgelegt, bzw. nachlegen dürfen.

Ein Beispiel hierfür ist Corvette. Die US-Muscle-Cars waren 2016 kaum präsent. Doch mit einem um 0,5 Millimeter größeren Luftmengen-Begrenzer (zwischen Vortest und Rennwoche wurden von der ursprünglichen Vergrößerung um 0,7 mm jedoch 0,2 mm wieder gestrichen) werden die beiden gelben C7.R auf den langen Hunaudières-Geraden wie die Feuerwehr gehen. Mit Ex-Audi-LMP1-Pilot Marcel Fässler haben sich die Amerikaner im Cockpit entschieden verbessert.

Prognose: Corvette wird dieses Jahr die zweite Macht in der Klasse sein. Somit läuft alles auf ein US-Duell mit Ford hinaus. Doch für den Sieg wird es wohl nicht reichen.

Alles neu ist 2017 bei Porsche: Der 911 RSR hat mit seinem gleichnamigen Vorgängermodell so gut wie nichts mehr gemeinsam. Sogar vom 911-üblichen Heckmotor-Konzept haben sich die Weissacher verabschiedet und montierten den 4L-Boxer (6 Zylinder) vor der Hinterachse. Mit Richard Lietz, Frédéric Makowiecki, Patrick Pilet sowie Michael Christensen, Kévin Estre und Dirk Werner ist Porsche im Cockpit in der Breite am stärksten von allen Herstellern besetzt.

Prognose: Porsche wird 2017 noch im Mittelfeld der Kategorie bleiben. Einfach schon deswegen, weil das neue Wagenkonzept für die spezielle Strecke von Le Mans erst noch weitere Erfahrungswerte benötigt.

Sein letztes Jahr hat Aston Martin mit den Vantage in der GTE-Pro-Kategorie. Die V8-Sauger stellen mit Abstand das älteste Modell der Klasse dar. Mit Nicki Thiim und Marco Sørensen werden auch die letztjährigen FIA-WEC-Titelträger erneut mit von der Partie sein. Außerdem sind die Briten als einzige Wettbewerber in der Klasse mit Dunlop-Reifen unterwegs.

Prognose: Aston Martin wird 2017 hinterher fahren. Das haben schon die ersten beiden Läufe der Sportwagen-WM gezeigt. Bei so einer starken Konkurrenz reicht das vorhandene Material einfach nicht mehr aus, um noch die ganz große Nummer schieben zu können.


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