Tony Kanaan: «Für Le Mans sagte ich sofort zu»

Von Martina Müller
Tony Kanaan

Tony Kanaan

IndyCar-Pilot Tony Kanaan wird die 24 Stunden von Le Mans im Ford GT in der GTE-Pro-Klasse bestreiten. Dort ersetzt er den verletzten Lokalmatador Sébastien Bourdais an der Seite von Dirk Müller und Joey Hand.

Mehrfache Le-Mans-Sieger, ehemalige Formel-1-Piloten und Tourenwagen-Weltmeister. Bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans startet wieder das 'Who-is-Who' des Motorsport. Doch kein anderer Fahrer erzeugt dieses Jahr mehr Interesse als Tony Kanaan, dem Gewinner der Indianapolis 500 aus dem Jahre 2013. Mitgrund dafür ist, dass der 42-Jährige Brasilianer eigentlich gar nicht für den Start bei den 24 Stunden von Le Mans vorgesehen war. Doch als sich Sebastian Bourdais im Mai während der Qualifikation zu den 500 Meilen von Indianapolis schwer verletzte und somit nicht als dritter Fahrer für den Ford GT #68 an der Seite von Joey Hand und Dirk Müller für das Rennen an der Sarthe zur Verfügung stand, kam Kanaan ins Spiel. «Es war schon direkt am Sonntagmorgen des Quali-Tages in Indianapolis. Ich saß gerade beim Frühstück, als Chip mich anrief und frage, ob ich am 17./18. Juni Zeit hätte. Ich brauchte eine Minute, um zu verstehen, dass es ihm ernst war. Aber natürlich sagte ich sofort für Le Mans zu», meinte Kanaan gegenüber SPEEDWEEK.com.

«Ich habe mir immer gesagt, dass ich irgendwann die Gelegenheit haben werde, in Le Mans zu fahren. Leider bekam ich diese Möglichkeit nun unter sehr traurigen Umständen», verweist er auf das Pech seines Freundes Sébastian Bourdais. «Aber noch als er im Krankenhaus lag, sagte er mir, dass er sehr glücklich darüber sei, dass gerade ich auserwählt wurde.» Kanaan galt als die logische Lösung. «Ich kenne das Ford-GT-Programm schon von Beginn an. Sie sind im selben Gebäude stationiert wie unser IndyCar-Team», erzählt Kanaan, der in der amerikanischen Monoposto-Serie seit 2014 für Chip Ganassi Racing unterwegs ist.

Und auch bei den 24 Stunden von Daytona, dem Saisonauftakt der IMSA-Serie saß er in diesem Januar schon im Ford – damals jedoch im Wagen an der Seite von Andy Priaulx und Harry Tincknell. Jetzt in das Ford-Top-Auto an die Seite von Dirk Müller und Joey Hand gesetzt zu werden, ist für Kanaan dennoch eine große Herausforderung: «Für schnelle Rundenzeiten sind ganz klar meine Teamkollegen verantwortlich. Meine Aufgabe ist es, ihnen den Ford im Rennen immer wieder genauso zurück zu geben, wie ich ihm bekommen habe», grinste er.

Insgesamt ist der Einsatz von Kanaan mit der terminlich engsten Nadel gestrickt. Noch am vergangenen Wochenende saß er in Fort Worth im IndyCar-Cockpit. Nach der Ankunft in Frankreich am Sonntag ging es am Montag dann sofort zum obligatorisch vorgeschriebenen Simulator-Training in die Nähe von Paris. Somit konnten erst am Dienstag erste Fahrerabstimmungen mit seinen beiden Wagenpartnern Joey Hand und Dirk Müller gemacht werden. «Wir nutzen aktuell jede Sekunde, um Routinen wie beispielsweise die Fahrerwechsel einzustudieren. Bei Joey und mir geht das ja inzwischen automatisch. Doch Tony kann gewisse Abläufe bislang einfach noch nicht zu einhundert Prozent wissen», erklärte Dirk Müller im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Nicht nur im Team sondern auch grundsätzlich musste sich Le-Mans-Rookie Tony Kanaan an gewisse Neuerungen gewöhnen. «Beispielsweise das Prozedere der Slow-Zones ist gewöhnungsbedürftig. In der IndyCar gibt es ja nur Full Course Yellow. Da gehst du vom Gas und fertig. Hier ist das anders. Da steht erst einmal 'Next Slow'. Da kannst Du zunächst den Speed halten, darfst aber nicht mehr überholen. Erst dann kommt die tatsächliche Slow-Zone. Da muss man schon mächtig mitdenken», so der charismatische Brasilianer. «Aber seit Chip mir gesagt hat, dass ich dabei bin, habe ich die Le-Mans-Regeln studiert. Somit fühle ich mich vorbereitet.

Und auch in Bezug auf Speed hat sich Kanaan schnell auf den 13,629 Kilometer langen 'Circuit de la Sarthe' eingeschossen. In der Qualifikation erreichte er eine beste Rundenzeit von 3:53,512 Minuten, was lediglich 2,5 Sekunden über der Pole-Zeit lag. Somit ist eines klar: Im frisch zusammengestellten Trio mit Dirk Müller und Joey Hand wird er auf keinen Fall ein Schwächepunkt sein. Der erfolgreichen Verteidigung des Klassensieges des #68 Ford steht also nichts im Wege.

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