Allan McNish: «Tom Kristensen ging das sehr nahe»

Von Gerhard Kuntschik
Der Le-Mans-Sieger sass am Steuer seines Audi R18 TDI e-tron quattro, als der Däne Allan Simonsen im Aston-Martin-Renner tödlich verunglückte. Im exklusiven SPEEDWEEK.COM-Interview spricht der Schotte über das Risiko.

Seit 2004 ist der 43-jährige Schotte Allan McNish Audi-Werkfahrer. 1998 gewann er mit Porsche (und mit den Franzosen Laurent Aiello und Stéphane Ortelli als Partner) erstmals in Le Mans, 2008 folgte der erste Triumph mit Audi (mit Tom Kristensen und Rinaldo Capello), in diesem Jahr der zweite mit Kristensen und Loic Duval. Bevor McNish mit seinen Teamkollegen Anfang der kommenden Woche in den Audi-Werken in Ingolstadt und Neckarsulm empfangen und gefeiert wird, machte er einen Abstecher zum britischen Grand Prix . SPEEDWEEK.COM traf ihn im Formel-1-Fahrerlager von Silverstone.

 Allan McNish, Du hast nach Deinem dritten Le-Mans-Sieg erklärt, dass das Audi-Team in diesem Jahr besser vorbereitet gewesen wäre als je zuvor. Warum?

Der R18 TDI e-tron quattro war im Vorjahr eine Neuentwicklung. Da wurde eine Menge Energie und Substanz ins Projekt gesteckt, um das neue Auto konkurrenzfähig und vor allem haltbar zu machen. Und es war ein technisch sehr kompliziertes Projekt. In diesem Jahr haben wir das Auto als Ganzes verstanden, nicht nur die einzelnen Komponenten, und dementsprechend weiterentwickeln können. Und wir wussten seit dem Vorjahr, wo wir die Verbesserungen ansetzen müssen. Dazu kam, dass wir diesmal dem eigenen Zeitplan voraus waren. Als wir zum Vortest nach Le Mans kamen, war alles bereit: Von den Ruhekojen der Fahrer über alle Ersatzteile bis zur Vorbereitung der Autos. Es war einfach perfekte Arbeit von Audi Sport und dem Team Joest.

Hat die starke Form von Rivale Toyota in der zweiten Saisonhälfte 2012 dazu beigetragen?

Ja, sehr. Die drei Siege von Toyota im Vorjahr trieben uns über den Winter an. Wir wussten, dass wir zulegen mussten. Toyota bereitet sich anders als wir vor. Wir mussten den Einschränkungen durch das Reglement beim Lufteinlass und dem geringeren Tankvolumen begegnen, mussten schneller als Toyota sein, weil wir ja mehr Tankstopps absolvieren mussten. Wir gewannen zwar im Vorjahr in Le Mans und die WM, aber die Herausforderung durch Toyota für diese Saison war klar erkennbar.

Mit Porsche kommt 2014 ein weiterer großer Rivale hinzu. Was erwartest Du?

Eine sehr große Herausforderung. Porsche verließ Le Mans bei den Prototypen 1998 als Sieger und will 2014 als Sieger zurückkommen. Wir freuen uns auf den Wettkampf, er wird hoch interessant, aber auch noch härter als bisher.

Du stehst bei Audi längerfristig unter Vertrag. Wie kommst Du mit Deinem Chef Dr. Wolfgang Ullrich aus?

Ausgezeichnet. Weil Dr. Ullrich ein Racer ist wie wir. Du musst nur am Ende von Le Mans in seine Augen schauen: Er war nicht müde, sondern glücklich. Ich sehe keine Anzeichen, dass er bald in Pension gehen könnte.

Du fuhrst ein Jahr in der Formel 1, übrigens für Toyota. Was ist in der Langstrecken-WM anders als in der Formel 1?

Der familiäre Umgang miteinander, und zwar zwischen den Rivalen auf der Piste. Nach dem heurigen Rennen in Le Mans überreichte Dr. Ullrich seinem Landsmann Alex Wurz aus dem Toyota-Team eine Torte. Die Chefs gratulierten einander. Am Ende wissen alle, dass der Erfolg der WM und der Rennen nur durch gemeinsame Anstrengungen und Kooperation möglich ist. Das bringt die Gegner zusammen, und das ist der Unterschied zur Formel 1.

Du fuhrst in Le Mans den ersten Stint, als Allan Simonsen tödlich verunglückte. Wie geht man als Fahrer damit um?

Ich erfuhr im Auto nichts. Als ich in die Box zum Fahrerwechsel kam, nahm mich Dr. Ullrich zu Seite und erzählte mir, dass Allan tot sei. Ich war geschockt. Ich sah zwar das Unfallauto, aber es sah nicht nach einem fatalen Crash aus. Es war eine schwierige Zeit für jeden in den Autos und in den Boxen. Vor allem für Tom (Kristensen). Er ist so etwas wie der Elder Statesman des dänischen Rennsports und war ein guter Freund von Simonsen. Ihm ging das alles sehr, sehr nahe.

Wird es Konsequenzen geben?

Es muss eine klare Faktenanalyse geben und nicht Entscheidungen aufgrund von Spekulationen. Wir haben in der WM prinzipiell einen hohen Sicherheitsstandard. Aber das Restrisiko bleibt immer, und das wissen wir alle. Und wir akzeptieren das.

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Fr.. 29.03., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Fr.. 29.03., 05:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 06:00, Motorvision TV
    AMA Enduro Cross Championship
  • Fr.. 29.03., 07:15, Motorvision TV
    On Tour
  • Fr.. 29.03., 09:05, Motorvision TV
    Nordschleife
  • Fr.. 29.03., 09:15, DMAX
    Richard Hammond's Car Workshop
  • Fr.. 29.03., 10:15, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 12:00, Eurosport 2
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
  • Fr.. 29.03., 12:05, SPORT1+
    Motorsport: Monster Jam
  • Fr.. 29.03., 12:15, Motorvision TV
    Perfect Ride
» zum TV-Programm
8