Hero bei der Dakar: Speedbrain mit Husky-Überresten

Von Günther Wiesinger
Offenbar kann man auch mit vier Jahre altem Material bei der Dakar-Rallye noch in die Top-Ten fahren, wenn Fahrer und Team ihr Bestes geben.

Die Rallye Dakar freute sich in diesem Jahr über einen neuen namhaften Hersteller. Die indische Firma Hero MotoCorp nahm erstmals an der Marathon-Rallye über 9000 km und zehn Etappen (zwei wurden abgesagt) durch Paraguay, Bolivien und Argentinien teil.

Und mit Joaquim Rodrigues fuhr ein Hero-Pilot sogar auf Platz 10 in der Gesamtwertung – allerdings mit 2 h 19 min Rückstand.

Hero, ein ehemaliger Honda-Partner, hat sich für den ersten Dakar-Auftritt mit der renommierten deutschen Firma Speedbrain in Stephanskirchen verbündet, die schon für BMW Motorrad, Husqvarna (als diese Marke noch zu BMW gehörte) sowie Honda Dakar-Werksauftritte durchführte. Speedbrain-Chef Wolfgang Fischer war damals auch Teamchef des Honda-Werksteams. Bei BMW kam die G450X zum Einsatz, bei Husqvarna die TE448 RR.

Bei der Zusammenarbeit mit Hero tauchte natürlich in der Rallye-Gemeinschaft rasch die Frage auf, wo Hero einen konkurrenzfähigen 450-ccm-Einzylinder-Motor hergenommen hat, zumal es kein Geheimnis ist, dass die Inder selbst nur kleinvolumige Triebwerke erzeugen – mit 150 und 223 ccm und entsprechend kümmerlicher Motorleistung.

Bei den Motoren, so ist zu hören, mussten sich das Hero MotoSports Team Rally und Speedbrain bei bewährtem Material bedienen: In der Rallye-Szene sprach sich schnell herum, dass in den Hero-Maschinen Husky-Motoren stecken. 450 ccm, 50 PS, Drehzahlen bis 12.000/min, Gewicht 140 kg (ohne Sprit), das sind die Eckdaten der Hero-Maschinen von Speedbrain.

Irgendwann soll im «Hero's Centre of Innovation and Technology» (CIT) in Jaipur/Indien in Zusammenarbeit mit Speedbrain-Technikern ein eigenes Hero-Rallye-Motorrad entstehen – mit einem eigenen Motor.

Speedbrain hat in der Vergangenheit schon Asse wie Paul Goncalves und Joan Barreda auf Husqvarna zur Dakar geschickt, als die Husky-Bikes noch in Italien gebaut wurden und diese Marke noch nicht zum KTM-Konzern gehörte.

Aber diese beiden Fahrer wechselten ins HRC-Team, Husqvarna wechselte den Besitzer – also blieb Wolfgang Fischer, Managing Director der Speedbrain GmbH, der Dakar-Rallye eine Weile fern.

Dann wurde das «Hero MotoSports Team Rally» gegründet und die Kooperation mit Speedbrain gestartet; das Debüt fand bei der Merzouga Rally in Marokko statt. Gefahren wurde mit einem überarbeiteten so genannten Speedbrain 450 Rally-Bike. Als Fahrer wurden der Inder CS «J-Rod» Santosh und der Portugiese Joaquim Rodrigues verpflichtet, der in der Merzouga-Rallye Platz 9 und später bei der Marokko-Rallye Platz 15 erreichte.

CS Santosh, der schon 2015 an der Dakar-Rallye teilnahm und auf Anhieb ins Ziel kam, bezeichnete Speedbrain-Boss Fischer als den «besten Teammanager der Welt».

«Nach einigen erfolgreichen Jahren im Rallye-Raid-Motorradsport haben wir Tonnen von Erfahrung gesammelt, dazu haben wir ein sehr spezialisiertes, motiviertes und loyales Rennteam aufgebaut, das die nötigen konzeptionellen Fähigkeiten hat, um ein effizientes und konkurrenzfähiges Motorrad zu bauen. Wir sind überaus happy, mit der Hero MotoCorp eine neue strategische Partnerschaft abgeschlossen zu haben. Wir werden unsere gemeinsamen Visionen für die Zukunft verwirklichen», erklärte Fischer.

Die Hero MotoCorp Ltd. (HMCL) zählte in den letzten 15 Jahren von den Stückzahlen her jeweils weltweit zu den grössten Kraftrad-Herstellern. Im Jahr 2016 wurden in 30 Ländern 6,63 Millionen motorisierte Zweiräder verkauft.

Speedbrain hingegen hat die BMW G450X ab Jahresbeginn 2010 speziell für die Marathon-Rallye entwickelt, 2011 hat BMW damit ein Dakar-Comeback vollzogen. Im Frühjahr 2010 ging bei Speedbrain die Arbeit an der Dakar-Version von Husqvarna los, aus dem BMW-450-ccm-Motor entstand die fast baugleiche TE449 RR.

Wie viel BMW und wie viel Husqvarna heute wirklich noch in den Hero-Motorrädern steckt, wissen nur Wolfgang Fischer und seine Mannschaft. Beim Motor jedenfalls sehr, sehr viel, es handelt sich um jenes Triebwerk, das einst bei Kymco für BMW gebaut wurde.

Nach der Dakar-Rallye 2012 wurde bei Speedbrain jedenfalls das Chassis-Konzept der Husky für die Dakar 2013 völlig überarbeitet.

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