Matthias Walkner: «Ich bin komplett Orange verseucht»

Von Günther Wiesinger
Matthias Walkner übt Kritik am Austragungsmodus der Dakar-Rallye und beschreibt die Gefahren sehr anschaulich. Der KTM-Pilot sagt auch, warum ein Markenwechsel eigentlich kein Thema ist.

Red Bull KTM-Werksfahrer Matthias Walkner ist mit dem aktuellen Reglement der Dakar-Rallye nicht so richtig einverstanden. Aber eine wirklich zufriedenstellende Lösung hat er bisher auch nicht im Kopf. Er wünscht sich eine Belohnung für die Etappensieger, während sie momentan eher bestraft werden.

Der Salzburger hat noch einen KTM-Vertrag für die nächste Dakar. Kann er sich einen Wechsel zu Honda vorstellen?

Matthias, es gab rund um die Dakar-Rallye 2019 einige Diskussionen. Zum Beispiel sträuben sich die Motorradfahrer jetzt fast gegen Etappensiege, weil sie dann am nächsten Tag als Spitzenreiter die Piste eröffnen und auf Spurensuche gehen müssen. Damit ist man an diesem Tag chancenlos. Gibt es bessere Lösungen?

Bah… Schwierige Frage. Aber es stimmt, der Etappensieger hat es schwer. Das Problem ist halt, dass sich das Vorne-weg-Fahren im Sand noch einmal viel, viel stärker auswirkt als auf einer harten Piste, weil du im Sand die Spuren viel deutlicher siehst und der Kontrast durch das Hinten-nach-Fahren schon viel besser wird.

Vielleicht müsste man eine Lösung finden, dass der Sieger der Etappe nicht bestraft wird, sondern für den nächsten Tag eine Belohnung kriegt.

Bei der Tour de France gibt es Zeitgutschriften. Der Etappensieger bekommt zum Beispiel 10 Bonussekunden, für Platz 2 gibt‘s sechs, für Platz 3 drei.

Ja, das wäre vielleicht auch ein vernünftiger Ansatz.

Aber es ist immer extrem davon abhängig, ob es eine Wüsten-Rallye oder eine Ralyle auf einer harten Piste.

Ja, es gibt für alle Diskussionen ein Für und Wider. Vielleicht werden die Zeitabstände beim Wegfahren wieder auf 2 min verkürzt.
Man muss sich überlegen: Van Beveren hat keine einzige Etappe gewonnen, Toby Price erst die zehnte und letzte. Brabec hat zwei, gewonnen, ich auch.

Beim jetzigen Reglement hast du manchmal einen extrem guten Tag, dann wieder einen mittelmäßigen oder einen extrem schlechten.

Eine ideale Lösung zu finden, das wird schwer.
Da sollen sich die andern den Kopf darüber zerbrechen.

An zwei Tagen fuhren jeweils zehn Fahrer in einer Reihe weg. Aber das ist auch keine Dauerlösung?

Das hat am Strand jeweils sicher gut ausgesehen. Aber wenn du dann in den Fesh-Fesh kommst, fährst du mit 120 km/h im Pulk dahin und siehst die Hand vor den Augen nicht mehr. Wie gesagt: Ich habe so viel Staub geschluckt, dass ich mehrmals erbrechen musste.

Das Material von KTM hat sich wieder als extrem widerstandsfähig erwiesen. Von dir hat man auch nichts über technische Probleme gehört.

Nein, KTM hat jetzt nicht umsonst jetzt zum 18. Mal hintereinander gewonnen.

Unsere Truppe ist wirklich extrem motiviert und gut aufgestellt. Es macht richtig Spaß, wenn man ein Teil dieser Mannschaft sein darf. Unser Zeug hält gewaltig viel aus.

Die KTM-Mannschaft hat inzwischen immens viel Erfahrung. Und sie wird wirklich perfekt umgesetzt. Das ist echt beeindruckend.

Am Anfang meiner Rallye-Karriere habe ich mir immer gedacht: Gibt’s das, dass das Motorrad so viel aushält, wenn du mal eine halbe Stunde lang voll am Drehzahlbegrenzer dahinfährst?

Ich bin auch dieses Jahr meistens im fünften Gang immer leicht in den Begrenzer gefahren, das sind dann so ca. 135 km/h. Weil der sechste Gang dann in dem ganz tiefen Sand nicht mehr derzieht… Du fahrst dann wieder mal 140 oder 145 km/h, wenn der Wind passt. Und immer unter Volllast. Das ist schon eine heftige Belastung für den 450-ccm-Motor.

Du hast in den letzten drei Jahren bei der Dakar zwei zweite Plätze und einen Sieg errungen. Wie sieht deine Vertragssituation bei KTM aus?

Mein KTM-Vertrag geht bis 2020, also die nächste Dakar ist noch abgedeckt.

Honda hat jetzt in sechs Jahren mit dem Werksteam keinen Sieg errungen. Sind die Japaner schon bei dir vorstellig geworden?

Bis jetzt habe ich keine Anfrage gekriegt.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, weil jeder weiß, wie eng ich mit KTM verbandelt bin. Ich bin dort seit 2004 Testfahrer.

Einen Markenwechsel kannst du deinem Entdecker und KTM-Berater Heinz Kinigadner gar nicht antun? Obwohl er selbst kurz für Puch und Yamaha gefahren ist…

Nein!

Und ich glaube, die Japaner können mir gar kein Angebot machen, das mich irgendwie zum Nachdenken bringen würde.

(Er lacht). Da müssten sie mir das Gleiche wie Márquez bezahlen…Dann würde ich vielleicht zum Überlegen anfangen.

Nein, Spaß beiseite. Ich bin komplett Orange verseucht. Und das passt schon so.

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