Politik in der DTM: Misstrauen und Grabenkämpfe

Von Andreas Reiners
Die Aufbruchstimmung scheint verflogen

Die Aufbruchstimmung scheint verflogen

Die anfängliche Aufbruchstimmung in der DTM scheint zum Großteil verflogen. Stattdessen dominieren wieder Misstrauen und die Politik hinter den Kulissen.

Mit dem Dienstantritt von Gerhard Berger waren viele Hoffnungen verbunden. Eine davon: Vielleicht nehmen die politischen Spielchen hinter den Kulissen endlich mal ab. Das Misstrauen zwischen den Herstellern, das Geschacher auf der Strecke, der ständige Kampf um den eigenen Vorteil, Grabenkämpfe. Das Zwischenfazit: Nach einem guten Start in die neue Ära ist gefühlt alles noch schlimmer geworden.

Erst die Änderung der Gewichtsregel vor Budapest, dann die Verschwörungstheorie um BMW und die Safety-Car-Phase, dann der Protest von Mercedes gegen Audi, anschließend das unwürdige Zeitfahren, das zu einer weiteren Einschränkung der Kommunikation durch die Boxentafeln führte. Das Streitthema Gewichte ist dadurch immer noch nicht vom Tisch. Am Norisring ein weiterer Höhepunkt (oder Tiefpunkt): Mercedes hatte die Motordaten von Lucas Auers Mercedes freiwillig offengelegt.

Warum? Weil der Verdacht aufkeimte, die Stuttgarter hätten den Österreicher beim Sonntagslauf in Budapest wegen der Performance-Gewichte aus dem Rennen genommen. Auer war der schnellste Mercedes, und da die Gewichte anhand der Rennperformance berechnet werden, hätte der 22-Jährige dafür sorgen können, dass Mercedes noch mehr Gewichte einladen muss, obwohl er deutlich außerhalb der Punkteränge lag. Eine Folge der irrwitzigen Berechnung der umstrittenen Gewichte. Absicht? Taktik? Weder noch: Durch die Daten stellte sich heraus, dass es tatsächlich Probleme bei Auers Motor gab.

«Aus den Reihen eines Herstellers wurden Gerüchte in die Welt gesetzt. Und was mir an der Geschichte unfassbar stinkt ist, dass es der eine oder andere schafft, irgendwelche Unwahrheiten in die Welt zu setzen. Wenn wir einen Fahrer dem Rennen nehmen und einen Grund nennen, sollte man den auch glauben. Die ganzen Verschwörungstheorien sind Schwachsinn», sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz: «Ich verstehe nicht, dass man sich so misstraut. Bevor man solche Gerüchte in die Welt setzt, hätte man sich auch melden können. Hat aber niemand», so Fritz.

Doch das ist ein schöner Beweis für die blühende Paranoia in der DTM, wo niemand dem anderen über den Weg traut. Das Schlimme daran: Das Sportliche verschwindet dabei komplett in den Hintergrund. Coole Rennen, spannende Zweikämpfe, Regeln (die Gewichte mal ausgenommen), die funktionieren und ein Titelkampf, den man als spannend bezeichnen kann? Egal, stattdessen wird inzwischen an jeder Ecke ein neues Fass aufgemacht.

«Ich finde es schade, die DTM hat so viel Potenzial. Wir hatten einen guten Start und jetzt läuft es wieder in eine komische Richtung, wo sich jeder mit dem Knüppel auf den Schädel haut, anstatt es zusammen zu machen. Das schadet der Serie. Jeder schaut auf seine eigene Situation, denkt aber nicht über das große Ganze nach. Ich hoffe, dass Gerhard das unter Kontrolle bekommt», sagte Timo Glock SPEEDWEEK.com. In der Tat dürfte das eine der dringlichsten Aufgaben sein, alle Hersteller nicht nur an einen Tisch, sondern auch unter einen Hut zu bekommen. Damit die DTM wieder in den vor der Saison eingeschlagenen Weg zurückkehrt.

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