DTM-Chef Gerhard Berger: «Mache einen Bogen um Lucas»

Von Andreas Reiners
Lucas Auer

Lucas Auer

Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass Gerhard Berger am heutigen Montag einen Bogen um seinen Neffen Lucas Auer macht. Doch normalerweise wäre das durchaus der Fall.

«Wenn er Mist gebaut hat, mach ich einen Bogen um ihn. Er weiß warum. Und er macht einen Bogen um mich», sagte DTM-Chef Berger.

Am Sonntag hat Auer ohne Frage Mist gebaut. Der Mercedes-Pilot schmiss auf dem Nürburgring im 14. Saisonrennen einen Big Point weg, die sichere Tabellenführung. Auf Platz drei liegend drehte er sich nach einem Fahrfehler. Sein Patzer, keine Frage. Ein Patzer, der ihm eine Nullnummer bescherte.

Aber: Auer hat heute Geburtstag, er wird 23. Daher ist es schwer vorstellbar, dass Berger seinem Neffen nicht gratuliert. Die Meisterschaft hat er ja nicht weggeschmissen, dort ist Auer weiter mittendrin, er belegt weiterhin mit 127 Punkten Platz zwei, nun aber neun Punkte hinter dem Führenden Mattias Ekström (136).

Nach einem starken Rennen am Samstag, das er mit seinem dritten Saisonsieg krönte, war er bis auf einen Zähler an den Schweden herangerückt. Alles sah danach aus, als würde er als Tabellenführer zu seinem Heimspiel in Spielberg reisen. Bis zum Dreher. «Ich glaube, er war einfach ein bisschen zu ungeduldig. Das gehört zum Lernprozess dazu. Er hat auch schon viel Gutes geschafft, da muss man ihm so etwas auch einmal verzeihen», sagte ARD-Experte Norbert Haug.

Ein bisschen sinnbildlich war das siebte Rennwochenende für ihn schon, ein Auf und Ab, das er in diesem Jahr schon öfter erlebt hat. So locker und geerdet Auer mit Erfolgserlebnissen umgeht, so locker versucht er auch, mit Rückschlägen umzugehen. Das klappt nur nicht immer. Am Sonntagabend gab er zu, dass ihn der Patzer wurmt, er durchaus noch sauer ist.

«Ich habe viel liegen gelassen, das ist das Frustrierende. Aber man sieht: Ich fahre immer am Limit und koche auch nur mit Wasser. Es ist jetzt einfach kein Platz mehr für Fehler», sagte Auer und hatte seinen Humor schon wiedergefunden: «So schön es gestern war, so scheiße war es heute.» Und lachte.

Die Formel 1 ist aktuell natürlich weit weg, die DTM zählt, die letzten beiden Events, der Titel. Doch Berger sprach am Nürburgring auch über die Zukunft seines Neffen, den er gar nicht so oft sieht, wie viele denken mögen. «Wenn, dann auf der Startaufstellung. Aber nur, wenn ich in einer der ersten Reihe stehe», meinte Auer. Berger stimmt da zu: «Nach hinten geh ich sicher nicht!»

Zum Thema Königsklasse sagte Berger: «Wenn er so fährt wie in den ersten Rennen heuer oder am Samstag auf dem Nürburgring, ja, sofort. Auch schon für 2018. Wenn er so agiert wie Mitte der Saison oder Sonntag auf dem Nürburgring, dann nicht.» Aber auch der kritische Berger gibt zu: «Die Richtung bei Lucas stimmt. Er steigert sich kontinuierlich, seit er in der DTM ist.» Erstes Jahr, erste Punkte; zweites Jahr, erster Sieg; drittes Jahr, Titelkampf. Das anerkennt nicht nur Berger, sondern auch Mercedes-Boss Toto Wolff.

Zu einer Formel-1-Zukunft Auers gibt Berger zu bedenken: «Ja, zuerst müssen die Leistungen stimmen. Aber dann ist die Frage, wo es einen Platz für ihn gibt.» Das scheint für 2018 fast aussichtslos. Auer selbst weiß: «Ideal wäre ein Test- und Ersatzfahrerjob in der Formel 1 mit dem Sammeln von Erfahrung am Simulator und DTM-Rennen zu fahren.»

Berger sagt, für den Neffen nur «sehr am Rande» in F1-Vorbereitungen involviert zu sein: «Lucas macht sich fast alles selbst. Er kann das. Er muss es können, wenn er seinen Weg machen will. Aber er hat den Vorteil, auf gewisse Fragen von mir Antworten zu bekommen.» Vielleicht ja heute bei Auers Geburtstag. Wenn beide nicht einen Bogen um den anderen machen.

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