Quote, Themen, Stil: Was kann Sat.1 besser machen?

Von Andreas Reiners
Das Sat.1-Team Eddie Mielke, Andrea Kaiser und Matthias Killing

Das Sat.1-Team Eddie Mielke, Andrea Kaiser und Matthias Killing

Drei Rennwochenenden hat Sat.1 als neuer TV-Partner absolviert. Kommentator Eddie Mielke zieht bei SPEEDWEEK.com eine kleine Bilanz und sagt, was man noch anders machen könnte.

Erfolg oder Misserfolg lässt sich immer ganz gut anhand von Zahlen veranschaulichen. Eine erste Zwischenbilanz des neuen TV-Partners der DTM zeigt: Sat.1 erreichte bei den ersten sechs Rennen der Saison im Schnitt 670.000 Zuschauer. Ein Vergleich mit der ARD hinkt, der Vollständigkeit halber sollte man trotzdem sagen, dass das Erste 2017 über die Saison einen Schnitt von 890.000 Fans erreichte. Insgesamt kann man den Einstieg für Sat.1 wohl als passabel bezeichnen.

Immerhin 700.000 Zuschauer schalteten beim ersten Saisonrennen in Hockenheim ein, auch der Marktanteil konnte sich mit 8,3 Prozent sehen lassen. 630.000 Fans sahen den zweiten Lauf, den epischen Kampf um den Sieg zwischen Timo Glock, Gary Paffett und Mike Rockenfeller. Dabei erreichte der Sender einen Marktanteil von 6,3 Prozent. Anders sah es am Lausitzring aus, da fiel die Quote am Samstag auf sehr schwache 470.000 Zuschauer (MA: 2,9 Prozent), am Sonntag waren es 690.000 und ein Marktanteil von 6,2 Prozent.

In Budapest schauten 660.000 sowie 870.000 Fans zu, die Marktamteile lagen bei 7,1 und 7,4 Prozent. Was bei der Analyse auch auffällt: Sowohl Vor- als auch Nachlauf, auf deren interessanten Inhalte die Beteiligten gehofft und gesetzt hatten, fallen beim Zuspruch nicht groß ab. Beispiel Budapest: Da sahen bei den 30 Minuten Vorberichterstattung knapp 600.000 sowie 500.000 Fans zu.

Auf einem guten Weg

«Wir befinden uns mit den Quoten auf einem guten Weg», sagte Kommentator Eddie Mielke im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. Sat.1 hat die Arbeit mit viel Enthusiasmus und Engagement aufgenommen, wofür es viel Lob gab, auch vonseiten der DTM. Das Gemecker über die für einen Privatsender übliche Werbung hält sich auch in Grenzen. Zum einen, weil es im Rennen einen Splitscreen gibt, zum anderen, weil man im Livestream komplett auf Werbung verzichtet.

Doch natürlich lief noch nicht alles glatt. Kritik gab es zuletzt zum Beispiel nach dem Boxengassen-Drama in Budapest am Umgang des Senders damit. Mielke kann das nicht nachvollziehen. In der regennassen Boxengasse waren Lucas Auer, Edoardo Mortara und Bruno Spengler gecrasht, dabei waren sieben Personen verletzt worden, eine davon schwer. Sat.1 war bei, sagen wir, nah dran am Geschehen. Das hatte einigen Fans nicht gefallen, die in den sozialen Medien ihren Unmut äußerten.

Sensationsgeiler Privatsender

«Ich habe mitbekommen, dass uns einige Fans dafür geschlachtet haben. Ich finde nicht, dass irgendjemand voyeuristisch mit einer Kamera auf Verletzte draufgegangen ist. Nach dem Motto: "Sensationsgeiler Privatsender, kaum gibt es Verletzte, da drehen die durch." Das ist unfair», stellt er klar. «Rennsport ist gefährlich, da ist etwas sehr Unglückliches passiert, und wir hatten alle sehr viel Glück. Aber wir haben auch eine Informationspflicht.»

Informationspflicht bedeutet natürlich auch: Sat.1 kann nicht verschweigen oder beschönigen, dass die Zukunft der DTM offen ist, wenn Mercedes nach dieser Saison aussteigt. Ein neuer Hersteller ist noch nicht gefunden.

Mielke findet: «Wir erklären das dem Fan sehr offen. Man darf sich von der Situation aber nicht beeinflussen lassen, nicht alles schlecht reden und die Krise mit Gewalt ausrufen. Wenn es so weitergeht mit Spannung und Dramen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass es 2019 keine DTM geben wird. Ich glaube daran, dass es bei Entscheidungen von Unternehmen oder Teams sehr schnell gehen kann.»

Mielke bleibt emotional

Nach drei Rennwochenenden: Was kann Sat.1 bei den Übertragungen noch anders machen? Mielke selbst betont, sich nicht ändern zu wollen. Dass es etwas lauter und emotionaler wird, war schließlich auch so gewollt. «Dass sich der Stil ändert, war eine klare Vorgabe. Und klar ist auch: In meinem Alter werde ich meinen Stil nicht mehr ändern können, aber auch nicht mehr wollen.»

Ansonsten könne man sich immer verbessern, so Mielke: «Für jedes Wochenende gilt: Wach bleiben, die Themen sehen und entdecken, alles ansprechen und keine politischen Scheuklappen haben.»

Apropos alles ansprechen: War es in Budapest eine Mercedes-Teamorder? Der Sender ging mit dem politisch brisanten Thema sehr intensiv um, begleitete es auch nach Sendungsende mit Interviews. Mielke: «Ich gehe davon aus, dass es Teamorder war. Ich verstehe sie allerdings nicht, am dritten Wochenende macht man so etwas nicht. Und wenn das jetzt immer passiert, ist das totaler Mist. Aber ich bin optimistisch, auch durch die kritische Berichterstattung, dass sich die Haltung geändert hat. Mich würde es wundern, wenn vor dem Saisonfinale noch einmal so offensichtlich mit diesen Mitteln gearbeitet wird.» Die drei Disqualifikationen für Auer, Mortara und Spengler nach den Crashs sind für ihn «Quatsch, ein Witz. Es gibt diesen Reglementpassus, aber so eine glatte Boxengasse bei Nässe darf es einfach nicht geben. Die drei Fahrer hatten gar keine Chance.»

Mielke hat die Fahrer nun in zahlreichen Interviews und Gesprächen erlebt. Wie machen sich die vielen «Typen», die immer wieder gefordert wurden? «Das sind alles unterschiedliche, aber hoch interessante Typen, die viel Spaß machen im täglichen Umgang. Ein Typ ist einer, der etwas sagt und auch dazu steht. Einer mit Charakterfestigkeit. Da hat die DTM eine Menge zu bieten. Es wurden Emotionen gefordert, wir liefern Emotionen und die Fahrer machen da gut mit.»

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