Zandvoort: «Fucking Idiot», Tankkanne und Dramen

Von Andreas Reiners
Es gibt im Grunde keinen DTM-Fahrer, der Zandvoort nicht zu den Höhepunkten einer Saison zählt. Der kultige Dünenkurs macht aber nicht nur den Piloten Spaß, sondern mit Kuriositäten auch den Zuschauern.

Zandvoort ist nicht nur für die Fahrer eine der Lieblingsstrecken. Auf dem Dünenkurs werden auch zahlreiche Geschichten geschrieben. Wir haben ein paar gesammelt.

«Fucking Idiot»

Kein Jahr ist es her, als Timo Glock für Unterhaltung sorgte. Er beschimpfte seinen Konkurrenten Edoardo Mortara nach einer Behinderung im Qualifying, «Fucking Idiot, Mortara» schimpfte der BMW-Pilot in den Funk. Und bremste wiederum Mortara aus. Später zeigte er zudem den Mittelfinger.

Glock hat daraus gelernt, dass er seine Emotionen etwas zurückfahren will. «Ich kann dir nicht garantieren, dass das funktioniert», sagt Glock: «Du musst aber als Fahrer offen zu dir selbst sein und dich fragen: „Was hat mir die Nummer am Ende gebracht? Was kann ich in Zukunft anders machen, dass ich nicht mehr so bestraft werde wie damals?“» Er wurde von Startplatz fünf ans Ende des Feldes strafversetzt. Für Glock damals ein herber Rückschlag im Titelkampf.

Von der Grillparty auf die Rennstrecke

In Zandvoort nahm die unglaubliche Geschichte um René Rast ihren Anfang. 2016 musste der verletzte Adrien Tambay am Rennsonntag ersetzt werden. Rast weilte bei einer Grillparty anlässlich des 30. Geburtstages seiner Freundin Diana in Hannover. Um 21.30 Uhr bekam er den Anruf von Audi, um 3 Uhr kam er in Zandvoort im Hotel an. Wenige Stunden später fuhr er sein erstes DTM-Rennen und beeindruckte beim Saisonfinale erneut, als er Mattias Ekström ersetzte. Rast wurde daraufhin zum Stammfahrer befördert und ein Jahr später Meister.

Den Titel verloren

Vier mickrige Punkte fehlten Edoardo Mortara 2016 zum Titelgewinn. Für ihn ist heute noch klar: Zandvoort war der Knackpunkt. Das Rennen, das ihn wohl zehn Punkte gekostet hatte, als er wegen eines fehlerhaften GPS-Systems eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam. Zu Unrecht, wie später auch der DMSB zugab. Als Tatsachenentscheidung gab es daran aber nichts zu rütteln. «Diese Entscheidung war unfassbar falsch, in einer Serie wie der DTM ist das inakzeptabel. Ich habe den Titel dort verloren. Das hat mich zehn Punkte gekostet.» Man muss aber dazu sagen, dass er durch eigene Fehler oder Teamorder in etwa die gleiche Anzahl an Punkten bei anderen Rennen ließen ließ.

BMW mit Rekord

2015 bestimmten die BMW-Piloten das ganze Wochenende über das Geschehen nach Belieben. Am Samstag landeten im Rennen sieben Fahrer desselben Herstellers auf den ersten sieben Plätzen – das gab es in der DTM-Geschichte noch nie. Marco Wittmann gewann vor seinen Markenkollegen Antonio Felix da Costa, Maxime Martin, Augusto Farfus, der ursprünglich von der Pole Position aus gestartet war, sowie Bruno Spengler, Timo Glock und Tom Blomqvist. Sonntag ging es übrigens ähnlich weiter, da holten die Münchner einen Fünffachsieg.

Mit Tankkanne zum Sieg

2006 erlebte Tom Kristensen im Rennen eine Schrecksekunde. In Führung liegend steuerte der Däne mit seinem Audi A4 DTM nach 13 Runden die Box zum ersten Pflichtstopp an. Damals war neben Reifenwechseln auch Nachtanken obligatorisch. Die Tankkanne verklemmte sich und hing noch am Fahrzeug, als Kristensen die Box verließ. Wenige Meter nach der Boxenausfahrt löste sich das Problem, also die Tankkanne, glücklicherweise von selber. Kristensen ließ sich davon nicht beirren und fuhr zum Sieg.

Drama um Scheider

2003 feierten die niederländischen Fans Christijan Albers. Der Mercedes-Pilot fuhr vor einem begeisterten Publikum zu seinem vierten Saisonsieg. Dabei profitierte Albers vor allem von Timo Scheiders Pech.

Vom ersten Platz gestartet, führte Scheider das Rennen souverän an. Alles sah nach dem ersten Sieg für den Deutschen aus. Doch dann verpatzte sein Team den Boxenstopp und das Auto rollte mit drei Rädern aus. «Ich glaube, das hat am meisten wehgetan. Weil du so nah dran warst und dann am Ende doch so weit weg. Das Gesamtpaket, diese Emotionen, die ich erlebt habe, waren sehr positiv. Weil die ganze Haupttribüne inklusive des ganzen Fahrerlagers in dieser Situation Mitleid mit mir hatte. Ich habe aus Mitleid Standing Ovations bekommen. Ich habe Fahrerfrauen von anderen Herstellern weinend gesehen, die gesagt haben, es täte ihnen so leid und das wäre so unglaublich und das gäbe es doch alles gar nicht. Das hat schon sehr, sehr geschmerzt und das sind so Sachen, die bleiben auf jeden Fall im Gedächtnis», sagt Scheider rückblickend.

Premiere mit Paukenschlag

2001 gab es gleich eine Premiere mit Paukenschlag. In den Hauptrollen: Christian Abt und Uwe Alzen. Abt errang im Qualifying seine erste DTM-Pole-Position und gewann das damals noch ausgetragene kurze Qualifikationsrennen. Auch im Hauptrennen behielt er über weite Strecken die Führung. In der Schlussphase begann sein Audi TT-R extrem zu übersteuern. Alzen, der sich im Mercedes-Benz CLK-DTM Runde um Runde an den führenden Abt herangearbeitet hatte, rempelte sich im letzten Umlauf zum Sieg. „So kann jeder überholen“, wütet Abt, der Alzen nach dem Abwinken ins Auto fuhr, als dieser auf der Start-Ziel-Geraden vor Freude stark bremste. Alzen zahlte für diese Aktion eine Geldstrafe von 10.000 DM.

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