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Warum verhaut Mercedes die DTM-Boxenstopps?

Von Andreas Reiners
Mercedes-Achillesferse: die Boxenstopps

Mercedes-Achillesferse: die Boxenstopps

Mercedes dominiert in der DTM die Konkurrenz. Aber es läuft längst nicht alles glatt: Die Boxenstopps sind die Achillesferse der Stuttgarter. Das kann unter dem Strich Siege kosten.

Mercedes ist im DTM-Abschiedsjahr nicht aufzuhalten. Die Marke mit dem Stern hat das Triple im Blick: Fahrer-, Hersteller- und Teamwertung werden wohl nach Stuttgart gehen. Wenn, dann kann sich Mercedes nur selbst stoppen.

Und es gibt tatsächlich eine unübersehbare Schwäche, eine Achillesferse: die Boxenstopps. Was die schnelle und fehlerfreie Abfertigung der Autos angeht, da hinkt Mercedes der Konkurrenz deutlich hinterher.

«Wir tun uns seit Anfang der Saison schwer damit, haben in der Zwischenzeit aber sehr viel daran gearbeitet. Es gibt Ausreißer nach oben. Aber dann auch wieder welche nach unten. Das soll und darf nicht passieren, aber das ist sicher unsere Achillesferse», gibt Teamchef Ulrich Fritz bei Auto Bild Motorsport zu.

Die Stopps werden bei HWA drei- bis viermal in der Woche trainiert. Dabei geht es um die Harmonie miteinander, um Laufwege, die im Zuge der Probleme auch schon umgestellt wurden. Bei Mercedes laufen die Mechaniker gegenläufig, aber teilweise auch miteinander. Das hängt zum Beispiel auch davon ab, ob Rechts- oder Linkshänder dabei sind, sonst steht man sich im Weg. «Es ist komplexer, als es aussieht», so Fritz. Und: HWA setzt die Autos zentral ein, braucht also drei konstant starke Teams. 2017 hat das wunderbar funktioniert. «Wir haben aber drei Säulen des Teams verloren in dem Bereich. Da sieht man: Du änderst nur kleinste Schrauben und wirst durchgereicht.»

Neun Mechaniker sind in den Stopp involviert. Die wichtigen und extrem schwierigen Jobs haben die Reifenstecker und Schlagschrauber-Männer. Hier können Fehler passieren, die richtig weh tun. Die teilweise Sekunden und damit bisweilen auch Siege und wichtige Punkte kosten.

Deshalb ist klar: Der Boxenstopp ist vor allem auch eine Kopfsache. Auf den Mechanikern lastet Druck, und unter Druck passieren Fehler. Danach sind die Mechaniker verunsichert, Patzer wiederholen sich. Ein Teufelskreis. Fritz: «Es geht nur mit noch mehr üben, noch mehr trainieren und den Jungs Sicherheit geben. Es bringt nichts, draufzuhauen. Man muss den Jungs die Chance geben, es noch einmal zu probieren. Es ist ein Kopfsport.»

Das ist es vor allem seit 2017. Damals wurden die Stopps umfassend verändert, die Crew reduziert, außerdem ist nur noch ein Schlagschrauber pro Seite erlaubt. Die menschliche Komponente sollte mehr im Mittelpunkt stehen, Unwägbarkeiten und damit Fehler provoziert werden. Weg von dem perfekt choreografierten, rund drei Sekunden kurzen Stopp, hin zu einem manchmal chaotisch wirkenden Tohuwabohu. «Früher ging es vor allem um Technik, heute ist es ein echter Knochenjob», so Fritz. Die Stopps dauern inzwischen rund sieben Sekunden (reine Standzeit), Zeitverluste in ähnlicher Höhe sind aber keine Seltenheit.

Getroffen hat es in dieser schon einige Mercedes-Fahrer. In Brands Hatch zum Beispiel zuletzt Lucas Auer oder Edoardo Mortara. Mehrfach aber auch schon Pascal Wehrlein, der dadurch auch schon einen Sieg verlor. «Es kommt einem im Auto dann wie eine Ewigkeit vor», sagt Wehrlein.

Doch er nimmt das sportlich, Vorwürfe gibt es keine. Wehrlein: «Mir macht auch kein Mechaniker einen Vorwurf, wenn er wegen mir das Auto reparieren muss. Manchmal liegt es auch am Fahrer, wenn er zum Beispiel schräg in die Position fährt und den Mechaniker auf dem falschen Fuß erwischt. Wir sind alle am Limit, da passieren Fehler. Es macht die Mannschaft nicht schneller, man muss ihnen das Vertrauen geben und immer hinter ihnen stehen.»

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