Scheider schießt zurück: «Rast verfehlt das Thema»

Von Andreas Reiners
René Rast und Nico Müller in Brands Hatch

René Rast und Nico Müller in Brands Hatch

Der Zoff in der DTM geht in die nächste Runde. Nachdem René Rast erklärte, Timo Scheider hetze die Leute auf, schießt der frühere DTM-Pilot zurück.

Die Stallorder von Audi in Brands Hatch zieht weiter ihre Kreise. Und der Zoff zwischen René Rast und Timo Scheider geht in die nächste Runde.

Keine Frage: Vor dem Jubiläums-Rennwochenende der DTM auf dem Lausitzring ist Stimmung in der Bude. Zuletzt warf Tabellenführer Rast dem zweimaligen Meister Scheider vor, er würde als TV-Experte die Leute mit falschen Informationen aufhetzen.

Wir haben uns mit Scheider unterhalten. Der 40-Jährige über…

… die Vorwürfe von René Rast, er habe die Leute aufgehetzt: Ich muss lachen, wenn ich das höre. Man sagt ja so schön: Nur getroffene Hunde bellen. Es ist eine logische Reaktion, die sie fahren müssen, um draußen halbwegs ihr Gesicht zu wahren. Das verfehlt aber völlig das Thema. Setzen, sechs, kann man da nur sagen. Denn ich glaube, dass Rast und Audi gar nicht verstanden haben, worum es mir geht, und das ist das große Ganze: Dass die Fans nicht irgendwelche Geschichten erzählt bekommen. Es gibt immer noch so viele Fragezeichen. Es wäre für Audi besser, wenn man das Thema ausklingen lässt. Ich kann nur sagen: Seid einfach ehrlich.

...die Situation der DTM: Der Wirbel ist groß, denn es ist ein Thema, das nur sehr ungerne angesprochen wird und vor dem sich alle versteckt haben. Der Wunsch für Fahrer und Fans wäre ganz klar freies Racing, wo am Ende der Beste gewinnt.

…die Gefahr für die DTM: Das, was jetzt passiert, ist das Gegenteil von Werbung für die Zukunft der Serie. Ich will der DTM nichts Schlechtes, ich würde mir einfach nur wünschen, dass es klarer kommuniziert wird, was man tut. Stattdessen hängt das Ganze der Serie möglicherweise wochenlang hinterher. Man kann es aber auch als Chance begreifen, die Hosen runterzulassen und eine klare Ansage zu machen. Vielleicht holt man die Fans so wieder ins Boot.

…das Jubiläum und die Zukunft: Rückblickend muss ich sagen: 500 Rennen sind eine Weltklasse-Leistung. Die DTM hat stets bewiesen, dass sie bei allen Krisen und allem Gegenwind ein echter Überlebenskünstler ist. Da muss ich den Hut ziehen. Denn den ganzen Zirkus am Leben zu erhalten, ist eine Monster-Aufgabe und alles andere als selbstverständlich. Ich glaube trotz der schwierigen Situation an die Zukunft der DTM. Auch wenn es natürlich Stellschrauben gibt. Was ich mir wünsche: Mehr Ehrlichkeit, eine bessere Kommunikation, und dass sich die DTM nicht ganz so wichtig nimmt.

…die Folgen der Priorisierung für das Racing: Wenn es die Priorisierung gibt und sie sich nicht angreifen, wenn zu viel Risiko im Spiel ist, macht der Hersteller alles richtig. Aber für das Racing und die DTM ist es das Schlimmste, das es gibt. Eine Möglichkeit wäre ja: Bist du als Verfolger schneller, darfst du vorbei. Kannst du dich absetzen, ist das so, falls nicht, wird zurückgetauscht. Ist auch nicht optimal, aber besser als die Situation jetzt.

…die Situation von Nico Müller: Für ihn ist es eine Scheiß-Situation. Er hat die Chance seines Lebens, denn es ist nichts garantiert im Motorsport. Wenn er die Chance nicht nutzt, und das kann er offenbar nicht, stellt sich die Frage, ob er ein richtiger Racer ist. Das Problem: Er hat gar keine Wahl, um seinen Job zu sichern. Der Motorsport bewegt sich in einem unruhigen Fahrwasser. Und da muss man froh sein, wenn man ein bezahltes Cockpit hat. Und klar: Dann beißt man sich eher auf die Zunge, anstatt seinen Job durch kontroverse Aussagen zu riskieren.

…Vorwürfe, er habe seine Entlassung 2016 nicht verkraftet und die Kritik sei eine Retourkutsche: Das ist völliger Blödsinn. Ich habe, nachdem es damals vom Vorstand an die Sportchefs eine Ansage gab, mir einen neuen Vertrag zu geben, diesen Vertrag abgelehnt. Klar: Ich habe elf Jahre geliebt und gelitten mit dem Verein, und dann habe ich vom damaligen Motorsportchef Wolfgang Ullrich und DTM-Leiter Dieter Gass am Telefon in drei Minuten die Kündigung erhalten. Die menschliche Enttäuschung war so groß, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten. Das ging einfach nicht. Hinzu kam, dass es kein DTM-Vertrag war, sondern nur einer, wo nicht einmal klar war, dass ich überhaupt noch Rennen fahre. Die Kritik heute an der Stallorder hat mit den Geschehnissen damals rein gar nichts zu tun.

…die zurückhaltende Reaktion der Verantwortlichen wie zum Beispiel Gerhard Berger: Das liegt an dem Dilemma, in dem alle stecken. Auf der einen Seite müsste man verbal auf den Tisch hauen, auf der anderen Seite will man die Serie ja auch nicht kaputtreden. Das sind Momente, in denen man überlegt, was man sagen soll und was lieber nicht. Ich würde mir trotzdem wünschen, dass man vor allem ehrlich ist.

* Anmerkung des Autors: In einer früheren Version des Artikels standen Zitate von Timo Scheider, die er so gesagt und auch freigegeben hat. Auf seinen nachträglichen Wunsch hin wurden die Zitate aber wieder gestrichen.


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