Lost in Translation

Kolumne von Andreas Reiners
Der Moscow Raceway

Der Moscow Raceway

Die DTM feierte ihre Premiere in Moskau. SPEEDWEEK.COM war dabei.

Der Fahrer stoppt mitten in der Walachei, rund 70 Kilometer von Moskau entfernt. Er schaut konzentriert auf sein Navi und beginnt zu fluchen. Dann zückt er sein Handy und lässt einen minutenlangen Wortschwall auf Russisch folgen. Dann legt er auf, dreht sich um, schaut mich an und erklärt mir die Situation. Natürlich auf Russisch. Da stört ihn auch mein konsternierter Blick nicht wirklich. Ich sage ihm auf Englisch, dass ich ihn nicht verstehe. Er antwortet – auf Russisch. Schließlich entsteht die etwas bizarre Situation, dass wir beide uns in unserer jeweiligen Landessprache unterhalten.

Es fiel mir schon auf früheren Reisen auf, dass Einheimische, je weniger ihr Gegenüber versteht, umso eindringlicher in ihrer Muttersprache versuchen, ihr Anliegen zu übermitteln. Meist hilft dann ein freundliches Nicken und Lächeln. So auch hier, auf dem Weg zum Hotel, dass irgendwo im Nirgendwo zwischen der russischen Hauptstadt und dem Moscow Raceway liegt. Er bringt mich schließlich, nach rund vier Stunden für rund 70 Kilometer, einem Mega Stau inklusive, sicher ins Hotel. Natürlich nicht, ohne sich auf Russisch wortreich von mir zu verabschieden.

Es war eine erste Einstimmung auf die DTM-Premiere in Russland. Und vorab: Es war eine gelungene Premiere. Eine Premiere, die, abgesehen von Wladimir Putins brillanter Idee, während des Qualifyings den Luftraum zu sperren, vor allem dank den Gastgebern und auch der DTM selbst glatt verlief.

Auch wenn die Verständigung eine echte Herausforderung war. Und die Engelsgeduld, mit der die Gastgeber mit den kilometer- und stundenlangen Staus umgingen, war bewundernswert. Einspurige Landstraßen waren genauso verstopft wie vierspurige Autobahnen, die die Einheimischen in ihrer vollen Breite und nach eigener Interpretation ausnutzten.

Es gab auch Kritik: Was will das DEUTSCHE Tourenwagen Masters in Russland? Nun, neue Märkte will die DTM erobern. In der Serie mit ihren drei Premium-Herstellern geht es natürlich nicht nur um Sport, sondern auch immer um viel Geld. Die Abenteuer-Reise war eine ins Unbekannte. Aber einer muss ja den Anfang machen. Und es war somit auch eine Chance, die Herzen der einheimischen Fans zu erobern. Und das mehr als ein Jahr vor der Formel 1. Das hat die DTM geschafft.

Die russischen Motorsport-Interessierten zeigten sich wissbegierig. 45.000 strömten am Rennwochenende zur Strecke, flanierten durch das Fahrerlager, immer auf der Suche nach einem Foto mit den für sie noch unbekannten Stars. Und die Strecke selbst? Stand denen in Deutschland in nichts nach.

Sowohl Journalisten als auch die Teams und Fahrer sahen von Russland aber lediglich das Hotel, die Strecke zur Strecke und die Strecke selbst. Natürlich ist das schade, war aber aufgrund der Lage weit außerhalb der Hauptstadt, des Verkehrsproblems und der noch fehlenden Infrastruktur nicht zu ändern. Die meisten Piloten reisten wieder ab, ohne auch nur einen Fuß in die Innenstadt Moskaus gesetzt zu haben.

Bruno Spengler war da die Ausnahme. Der Kanadier besuchte nach dem Rennen seinen Halbbruder, der seit zehn Jahren in Moskau lebt und mit einer Russin verheiratet ist. Sein Rückflug ging bereits am nächsten Morgen. Hoffentlich ist er früh genug losgefahren.

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