Verrückt: Eisspeedway als Superbike-WM-Vorbereitung

Von Ivo Schützbach
Um den Winter zu überbrücken, kommen Straßenrennfahrer auch auf ausgefallene Ideen. Neben Supermoto, Dirt-Track und Motocross steht sogar Eisspeedway auf dem Programm.

Von Dezember bis Mitte Januar tut sich im Straßenrennsport nicht viel. In Spanien und Italien ist es zu kalt zum Testen, Übersee-Tests, etwa in Malaysia oder Australien, sind sehr teuer. Außerdem gibt es teilweise ein Testverbot.

Die Fahrer müssen sich also anderweitig die Zeit vertreiben und haben dabei allerhand Ideen. Motocross, Supermoto und Dirt-Track gehört bei vielen seit Jahren zum regelmäßigen Training, Valentino Rossis «Ranch» in seinem Heimatort Tavullia hat inzwischen einige Berühmtheit erlangt. Oder das «Texas Tornado Boot Camp» des zweifachen Superbike-Weltmeisters und langjährigen MotoGP-Fahrers Colin Edwards. Den Gästen dort geht es in erster Linie darum zu lernen, wie sich ein Motorrad im Drift verhält.

MotoGP-Weltmeister Marc Márquez donnerte mit seiner Repsol-Honda in Kitzbühel die legendäre Streif hinauf. Für Grip sorgten zahlreiche Spikes in den Slicks, die Räder hat Eisspeedway-Star Franz Zorn für den Spanier vorbereitet.

Beim «Superprestigio» in Barcelona messen sich jeweils im Dezember MotoGP- und Superbike-Piloten auf Dirt-Bikes mit Offroad-Stars im Oval. Nachdem der vierfache Langbahn-Weltmeister Joonas Kylmäkorpi verletzungsbedingt absagen musste, war Fredrik Lindgren der einzige Vertreter aus dem Bahnsport. Marc Márquez gewann vor dem ehemaligen Moto2-Weltmeister Toni Elias und Dirt-Track-Ass Brad «The Bullet» Baker. Lindgren schaffte es in der Open-Klasse bis ins Finale, kam dort aber nicht in die Top-4, womit er im Superfinale gegen die besten Straßen-Piloten fehlte.

Einen ungemütlicheren Weg schlagen viele Nordeuropäer ein. Der dreifache Straßen-Vizeweltmeister Mika Kallio aus Finnland (125 ccm und Moto2), nahm regelmäßig an Eisrennen mit Cross-Maschinen teil. Auch Kirsi Kainulainen, die Beifahrerin von Straßen-Gespann-Weltmeister Pekka Päivärinta, fährt im Winter solche Rennen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Markus Reiterberger, hauptberuflich in der Superbike-WM für das Team Althea BMW unterwegs, fühlt sich mehr dem Bahnsport verbunden. Sein Vater fuhr Bahnrennen, «Reiti» ist ein Kumpel von Martin Smolinski. Von Deutschlands Nummer 1 hat der zweifache Deutsche Superbike-Meister auch viel seines Materials.

Als der Winter in Süddeutschland Einzug nahm, baute sich Reiterberger zuhause im bayerischen Obing eine 390 Meter lange Eisspeedwaybahn. Auf dieser dreht er mit seinem Speedway-Motorrad, mit kurzen Spikes bestückt, Runde um Runde.

Dass Reiti eine eigene Bahn hat, sprach sich rum: Auch Celina Liebmann, Tochter des ehemaligen Eisspeedway-Asses Jürgen Liebmann, war schon zum Training da.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem Quertreiber über sein ungewöhnliches Hobby.

Markus, wie bist du auf die Idee gekommen, Eisspeedway zu fahren?

Durch meinen Pa, der ist früher selbst gefahren. Er hat mir mal ein Speedway-Album gezeigt, da waren Bilder drin, wo er auf dem Eis gefahren ist. Ich wollte das auch machen. Von 2010 auf 2011 bekam ich für meine Enduro Spike-Reifen, fertige, gekaufte von meinem Pa. Mein Spezi, der Vorstand von meinem Fanclub, hat sich dann selber solche Reifen gebaut, die sind normal 300 Euro teuer. Mit denen ging es sogar noch besser, als mit den gekauften. Da dachte ich mir, dass ich mir solche Räder auch für mein Speedwaybike mache und dann haben wir es probiert.

Damals fuhr ich noch mit dem alten Weslake von meinem Pa, dann habe ich mir ein Bike von Smolinski gekauft. Das ging gut, ich habe mir dann immer vorgenommen, dass ich mir im Winter eine Bahn baue, wenn ich Zeit dafür habe. Jetzt hat es sich ergeben.

Ich habe mir im Sommer schon eine Speedwayahn hergerichtet, verletzungsbedingt bin ich aber nie gefahren. Die war aber ziemlich eben. Letzten Winter habe ich von Eisspeedway-Ass Günther Bauer ein Wasserfass bekommen, damit ich mir eine Eisspeedwaybahn bauen kann. Ich habe einen Nachbarn mit einem Weiher, bei dem habe ich 75.000 Liter Wasser rausgeholt zum Bahnbau. Seither bin ich fast jeden Tag gefahren.

Driften mit dem Speedwaybike geht deutlich besser als mit der Enduro- oder Supermoto-Maschine?

Ja, aber es geht auch mit dem Motocrosser gut, da kannst du auch die ganze Kurve durchdriften und hast auch auf der Geraden richtig Schub.

Wir haben das mit den Reifen jetzt so weit, dass es fast 1 zu 1 wie im Sommer auf der Speedwaybahn ist vom Griff – mit den langen Schrauben eher mehr Grip. Ich verwende Spax mit 6 mm Durchmesser und 8 mm Länge.

Ein richtiges Eisspeedway-Motorrad probieren willst du nicht?

Mit Günther Bauer habe ich schon mal geredet, ich habe sogar überlegt, mit ihm Anfang Januar nach Schweden zu fahren. Das ging aber zeitlich nicht, weil wir da immer Meetings hatten mit meinem Althea-Team. Aber das will ich schon auch noch probieren – wobei ich eher der Drifter bin. Speedway fahren ist einfach geil, auch auf dem Eis macht das Spaß.

Hast du dabei einen Trainingseffekt, der dir etwas für die anstehende Superbike-WM-Saison bringt?

Ich hoffe es. Auf alle Fälle ist mir das lieber, als ins Fitnessstudio zu gehen. Es ist auch wirklich anstrengend, nach ein paar Runden musst du richtig schnaufen, das geht in die Unterarme. Und der Drift, da kriegst du ein ganz anderes Gespür fürs Motorrad. Jeden Tag kann ich mich steigern, werde schneller und besser. Da lernt man mit dem Oberkörper zu arbeiten, das wird auch auf der Straße hilfreich sein. Die anderen fahren alle Dirt-Track, das geht bei uns nicht vom Wetter, da muss man halt auf so Sachen ausweichen.

Du weißt, dass es in Ostdeutschland eine Eisspeedway-Serie gibt, «Drift on Ice»?

Ja, mit deren Macher Ronny Weis bin ich auch regelmäßig in Kontakt. Ich wollte sie dieses Jahr mitfahren, sie wollten aber mich nicht. Jetzt trainiere ich fleißig, damit ich nächsten Winter dabei bin.

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