Stefan Mücke: «Die Eau Rouge geht im Qualifying voll»

Kolumne von Stefan Mücke
In seiner Kolumne bei SPEEDWEEK.com gewährt Stefan Mücke regelmäßig exklusive Einblicke in seine Erlebnisse in der Sportwagen-WM (FIA WEC). Beim Rennen in Spa-Francorchamps schaffte er es im Ford GT auf das Podium.

Liebe Leserinnen und Leser von SPEEDWEEK,

der zweite Lauf der FIA WEC fand am Wochenende in Spa-Francorchamps statt. Und nach Platz vier beim Saisonauftakt in Silverstone, fällt für mich das Resümee mit Rang drei in Belgien äußerst positiv aus. Für die WM konnten wir wieder gute Punkte sammeln. Im Rennen waren wir auf einer anderen Strategie unterwegs, als die am Ende siegreichen Ferrari. Unser Plan war es, die Reifen während der ersten Stints so lange wie möglich auf unserem Ford GT zu lassen, damit wir zu Rennende mit genügend frischen Pneus voll angreifen können. Wir konnten den Abstand auf die Ferrari zwar ordentlich reduzieren, doch am Ende reichte es einfach nicht aus, sie noch abzufangen. Dazu kam auch, dass wir etwas Pech mit einer Full-Course-Yellow hatten. Diese wurde gerade einberufen, als wir einen unserer Boxenstopps absolvierten. Viele der Konkurrenten konnten in dieser Phase unter 'Gelb' zum Service reinfahren, was natürlich eine enorme Zeitersparnis darstellte. Insgesamt hat sich das Auto in Spa-Francorchamps sehr gut angefühlt. Die Balance stimmt, so dass wir sehr zufrieden abreisen konnten.

Die Strecke in Spa-Francorchamps ist einfach Klasse und noch vom sogenannten 'alten Schlag'. In Mitten der Natur über sieben Kilometer durch die belgischen Ardennen zu fahren, macht einfach richtig großen Spaß. Weltbekannt ist natürlich die Senke 'Eau Rouge'. Da kann ich Euch verraten: Im Qualifying mit neuen Reifen und wenig Benzin im Tank können wir die tatsächlich voll fahren. Im Rennen muss jedoch ganz leicht gelupft werden. Dadurch geht die Vorderachse etwas runter und bekommt mehr Abtrieb, so dass die Tracklimits am Ausgang des Radillon-Bogens nicht überschritten werden. Dabei verlieht man vielleicht höchstens eine Zehntelsekunde, riskiert aber keine Verwarnung oder Durchfahrtsstrafe.

Direkt nach dem Rennen bin ich am Samstagabend noch nach Hause gefahren. Mir war es einfach total wichtig, den Sonntag mit meiner Familie zu verbringen. Seit dem 12-Stunden-Rennen in Sebring Mitte März konnten wir kein Wochenende mehr gemeinsam verbringen. Und auch die nächsten Wochen habe ich wieder eine sehr enge Taktung. Im Team meines Vaters bestreite ich das ADAC-GT-Masters-Event auf dem Lausitzring und für HTP Motorsport fahre ich in der Woche danach das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring – jeweils in einem Mercedes-AMG GT3. Und anschließend folgt ja auch schon gleich der große Vortest in Le Mans.

In den kommenden Wochen wird sich somit auf keinen Fall Langeweile einstellen. Zumal wir im Hinblick auf Le Mans auch nochmals zu geheimen Testfahrten mit unserem Ford GT ausrücken werden. Auf dem so speziellen Kurs an der französischen Sarthe bekommen die GTE-Wagen ein spezielles Low-Downforce-Kit montiert. Diese Aerodynamik-Konfigurationen darf während der 6-Stunden-Rennen der FIA WEC jedoch nicht verwendet werden. Letztendlich ist das Kit nicht großartig anders, doch es erzeugt etwas weniger Abtrieb und dadurch auch einen höheren Top-Speed - beispielsweise durch einen flacheren Heckflügel. Wie gesagt, der Unterschied ist nicht groß, aber dennoch werden wir das Paket nochmals testen und entsprechend abstimmen.

Auch mein persönliches Training werde ich für Le Mans noch etwas anpassen. So lege ich den Fokus etwas mehr auf Ausdauer anstatt auf Kraft. Hier vielleicht auch ein interessantes Beispiel aus dem Vorjahr: Da habe ich während des Rennens insgesamt 18 Liter an Flüssigkeit zu mir genommen. Alleine beim Fahren trinkt man im Auto ca. einen Liter pro Stunde. Diese Zahl hatte mich total beeindruckt. Außerdem verdeutlicht das auch, was dem Körper wirklich angetan wird. Le Mans bedarf einfach einer ganz anderen Herangehensweise.

Zum großen Langstrecken-Klassiker werde ich auch meine Familie mitnehmen. Bei Mücke Motorsport haben wir einen großen Team-Bus, der als Motorhome umgebaut ist. Da ich einen LKW-Führerschein habe, steuere ich den Bus und kann so zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter freitags oder samstags vor der technischen Abnahme ganz gemütlich nach Le Mans anreisen. Etwas später kommt dann auch mein Vater mit dazu, sodass Le Mans für uns traditionell ein richtiger Familienausflug ist.

Aus Le Mans werde ich Euch dann wieder exklusiv von meinen Erlebnissen berichten - hoffentlich vielleicht sogar von einem Klassensieg.

Bis dahin,
Euer Stefan Mücke

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