6h Nürburgring: Das erwartet uns im heutigen Rennen

Von Martina Müller
SPEEDWEEK.com blickt auf das 6-Stunden-Rennen der FIA WEC am Nürburgring. Dafür wurde das Gespräch mit vielen Protagonisten im Paddock gesucht. Das sind wichtige Faktoren, die das Rennen entscheiden könnten.

Nach drei absolvierten Rennen in der Sportwagen-WM (FIA WEC) steht es nach Gesamtsiegen aktuell 2:1 für Toyota. Doch die Chance ist hoch, dass Porsche auf dem Nürburgring den Ausgleich schaffen wird. Dies liegt auch am neuen Hi-Downforce-Paket des 919 Hybrid. Denn das Paket ist vom Grund-Layout (wie schon in den vergangenen Jahren) schlichtweg auf etwas mehr Abtrieb ausgelegt, als das Pendant des japanischen Konkurrenten. Und für den 5,148 Kilometer langen Kurs in der Eifel wird einfach ordentlich Anpressdruck benötigt. «Historisch gesehen ist Toyota hier nicht so gut aufgestellt», unterstreicht Porsche-Pilot Neel Jani. «Wobei wir bei den Paketen dieses Jahr enger beieinander liegen. So groß, wie in den letzten Jahren, ist der Unterschied nun nicht mehr», fügt Toyota-Fahrer Kazuki Nakajima an.

Am Rande: Anders sieht es beispielsweise beim 6-Stunden-Rennen in Fuji aus, was zufälligerweise auch das Toyota-Heimspiel ist. Dort wird nicht ganz so viel Downforce benötigt, aufgrund dessen der Toyota dort viel besser funktionieren wird. Dieser Fakt hat sich schon in der Vergangenheit gezeigt. Während Toyota 2016 am Nürburgring mit Rundenrückstand die Plätze fünf und sechs belegte, konnte in Fuji der Sieg eingefahren werden.

Auch in Bezug auf die Longrun-Pace wirkt Porsche gut aufgestellt. «Sie sind gute 1:41er Zeiten in den Longruns gefahren. Das ist richtig stark», analysiert Toyota-Fahrer Mike Conway. «Das stimmt. Über den Longrun waren wir einen kleinen Tick voraus. Und auch in Bezug auf den Reifenverschleiß haben wir einen guten Job gemacht», ergänzt Timo Bernhard von Porsche.

Dadurch, dass 2017 nur noch vier Reifensätze (plus zwei zusätzliche 'Joker-Pneus') erlaubt sind, wurden die sogenannten Doppel-Stints bei den LMP1 zum Pflichtprogramm. «Jedoch hat während der freien Trainings noch keiner ganze zwei Stints auf dem Reifen gemacht. Hoffentlich können wir unseren scheinbaren Vorteil auch im zweiten Stint umsetzten», gibt Neel Jani (Porsche) zu bedenken.
Da am Nürburgring die Spezifikationen 'Medium' und 'Hard' zur Verfügung stehen, kann auch entscheidend sein, zu welchem Zeitpunkt im Rennen (sprich bei welcher Asphalttemperatur) welcher Reifen aufgeschraubt wird. In Bezug auf die Reifen kommt noch eine andere Tatsache ins Spiel: «Über den Verlauf des Rennens, wenn also immer mehr Gummi auf der Strecke liegt, sollte uns das richtig entgegen kommen», meint Toyota-Fahrer Kazuki Nakajima.

Auch der Verkehr könnte dieses Mal eine größere Rolle spielen, als bei den anderen FIA-WEC-Läufen. «Das ist hier die schwierigste Strecke in Bezug auf Überrundungen. Der Kurs ist sehr eng und sehr schmutzig außerhalb der Ideallinie. Wir müssen schauen, dass wir die Reifen sauber halten. Mit dreckigen Laufflächen würden wir in den Folgerunden sehr viel herum rutschen und somit ordentlich Zeit verlieren», bestätigt Mike Conway.

Spannung wird auch die GTE-Pro-Klasse bieten. Erstmals überhaupt wurde in dieser Kategorie vor dem Rennwochenende am Nürburgring das automatisierte BoP-System verwendet. Dabei wurden dem Aston Martin V8 Vantage Zugeständnisse gemacht und der Ford GT etwas eingebremst. Bislang machte jedoch der Porsche die beste Figur am Nürburgring, sodass die beiden Weissacher GTE-Renner als Favoriten in das 6-Stunden-Rennen gehen werden. «Der Wagen hat wohl ein gutes Drehmoment. Denn beim Beschleunigen aus engen Kurven sind die Porsche sehr stark», beobachtete Ford-Pilot Stefan Mücke.

Aber auch Aston Martin ist gut aufgestellt. «Der erste Sektor ist sehr mechanisch mit den vielen engen Kurven. Und da ist auch das Gewicht von großer Bedeutung», spielt Mücke auf den britischen Boliden an, der mit 1188 Kilogramm als das GTE-Fliegengewicht ins Rennen geht. (Zum Vergleich: Der Ford GT kommt auf 1273 kg). «Wir fahren jedoch mit etwas weniger Abtrieb. Somit könnten wir beim Reifenverschleiß etwas im Nachteil sein», hält Nicki Thiim von Aston Martin entgegen.

Insgesamt werden auch in der GTE-Kategorie die Pneus eine große Rolle im Rennen spielen. Denn die GTE-Wagen müssen auch ein bis zwei Doppel-Stints absolvieren. Theoretisch könnten da auch wieder die zwei 'Joker-Pneus' mit in die Strategie einbezogen werden, sodass beispielsweise beim Boxenstopp nur zwei Reifen gewechselt werden. «Im Doppel-Stint ist es auf jeden Fall eine Überlegung, diese beiden Ersatz-Reifen auf der linken Seite drauf zu montieren. Dann wäre man wohl safe», meint Mücke weiter. Ähnlich sieht es auch Davide Rigon von Ferrari: «Die beiden Joker-Reifen werden in unsere taktischen Rechenspiele auf jeden Fall mit einbezogen. Insbesondere da hier am Nürburgring der Reifenabrieb sehr hoch ist.»

Dinge, die es im Rennen zu beobachten gilt:

  • Hat Toyota eine Chance, gegen die stark aufgelegten Porsche 919 Hybrid mithalten zu können? Sprich: Wie viel stärker ist Porsche im Longrun?
  • Wie schlägt sich José María López dieses Mal an der Seite von Mike Conway und Kamui Kobayashi? (Der Argentinier darf erstmals seit dem Saisonauftakt in Silverstone wieder im Vollzeit-Toyota Platz nehmen.)
  • Welcher der beiden LMP1-Porsche wird am Nürburgring die Oberhand behalten? Der vor der Saison als schneller eingeschätzte Wagen um Neel Jani/André Lotterer/Nick Tandy oder die Tabellenführer Timo Bernhard/Earl Bamber/Brendon Hartley?
  • Wie wird sich der ENSO CLM P1/01-Nismo beim Heimspiel gegen die Meute der LMP2-Wagen schlagen?
  • Welches GTE-Modell wird am besten mit den Reifen zurecht kommen?
  • Welche Rolle spielt der Überrundungsverkehr?
  • Und natürlich, was am Nürburgring immer gilt: Wird das Wetter allen strategischen Gedanken einen Strich durch die Rechnung machen?

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