Zwischenbilanz zur 2017 neu eingeführten LMP2-Klasse

Von Oliver Müller
SPEEDWEEK.com blickt auf die kleine Prototypen-Kategorie, die in diesem Jahr in der FIA WEC, der ELMS und der IMSA ihr Debüt feiert. Mit Dallara, Ligier, Oreca und Riley sind vier Chassis-Hersteller vertreten.

In der FIA WEC ist der Prototypen-Sport eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Während die LMP1 vom Schlage des Porsche 919 Hybrid und Toyota TS050 Hybrid die Gesamtsiege unter sich ausfahren, bieten jedoch auch die LMP2-Modelle interessante Rennaction. Vor der Saison 2017 wurde das Reglement in der LMP2 komplett überarbeitet. Nur noch vier Herstellern (Dallara, Ligier, Oreca und Riley/Multimatic) ist es es seitdem erlaubt, einen LMP2 aufzulegen. Darüber hinaus gibt es sogar beim Antrieb Einheitsbrei. Denn als einziger Motoren-Lieferant wurde die britische Schmiede Gibson (früher auch bekannt als Zytek) auserwählt. Deren 4.2L-V8-Sauger liefert satte 600 PS und sorgt nicht nur durch seinen brachialen Sound regelmäßig für hochgezogene Mundwinkel im Paddock.

In der Sportwagen-WM treten in dieser Saison neun LMP2-Wagen (in Vollzeit) an. Diese werden von fünf verschiedenen Teams eingesetzt. Doch mit der Marken-Vielfalt ist es in der Klasse nicht weit her. Denn alle Player setzen auf den Oreca 07 (bzw. im Falle von Signatech Alpine auf den Alpine A470, der lediglich ein umbenannter Oreca ist). Die Entscheidung dafür ist vielseitig, hat jedoch auch damit zu tun, dass der in den letzten beiden Jahren so erfolgreiche Oreca 05 zum 07 umgerüstet werden konnte. Somit hatten Teams die Möglichkeit, ein ausgetestetes Produkt einsetzen zu können.

Bei den 24 Stunden von Le Mans wurde die Oreca-Dominanz besonders deutlich. Denn die 14 teilnehmenden Oreca befanden sich alle auf den ersten 16 Positionen in der Startaufstellung der Klasse. Dies hatte auch damit zu tun, dass bei den anderen drei LMP2-Herstellern, das für Le Mans erlaubte spezielle Aero-Paket nicht wie erhofft funktionierte. Dallara und Ligier rüsteten für das Rennen sogar auf die normale Hi-Downforce-Variante um.

Insgesamt haben sich die kleinen Prototypen in der Saison recht annehmbar präsentiert. In der Vergangenheit hatte die Klasse des öfteren mit Problemen bei der Zuverlässigkeit zu kämpfen. Doch trotz neu eingeführter Wagen blieb 2017 diesbezüglich alles einigermaßen im Rahmen. Die Gibson-Motoren laufen wie ein Uhrwerk. Lediglich die Einheits-Elektronik von Cosworth bereitete ab und zu Sorgenfalten. Doch auch die wurden von Rennen zu Rennen (und von Update zu Update kleiner). Von 25 gestarteten LMP2 kamen in Le Mans 21 Boliden über die 24-Stunden-Distanz.

Die neuen LMP2 treten neben der FIA WEC auch in der European Le Mans Series (ELMS) und der amerikanischen IMSA-Serie an. Und ähnlich wie beim Langstrecken-Klassiker an der französischen Sarthe ist dort auch etwas mehr Variation geboten. Im europäischen Ableger treten neben vier Oreca auch vier Dallara P217 und sogar fünf Ligier JS P217 an. Bei den 4-Stunden-Rennen in Silverstone und am Red Bull Ring konnte Ligier sogar den Sieger stellen. Nur beim Auftritt in Monza hatte Oreca bislang die Nase vorne.

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks ist die LMP2-Klasse gut angekommen. In der IMSA treten sie zusammen mit den LMP2-Derivaten namens DPi (Daytona Prototype international) an. Zwar haben diese 'Zwitter' (LMP2 mit anderem Motor und veränderter Optik) bislang alle Läufe für sich entschieden, doch die LMP2 haben im Verlauf der Saison auf ein ähnliches Niveau gefunden. Vor allem der gelbe Oreca von JDC-Miller Motorsports schrammte schon mehrmals knapp an einem Sieg vorbei. Neben dem Ligier von PR1/Mathiasen Motorsports hatte auch ein Riley Mk.30 die IMSA-Saison begonnen. Doch Visit Florida Racing sattelte vor dem letzten Lauf in Road America ebenfalls auf einen Ligier um (übrigens jenes Chassis, das Eurasia Motorsport in Le Mans einsetzte).

Gerade der Riley konnte bislang noch nicht wirklich überzeugen. Neben den anfänglichen IMSA-Einsätzen, gab das amerikanische Produkt noch einen Auftritt in Le Mans. Doch dort lag der Wagen in der Qualifikation knapp zwölf Sekunden hinter dem besten Oreca zurück. Inzwischen hat auch Projektpartner Multimatic immer mehr das Zepter übernommen.

Für vier Jahre (also bis zum Ende der Saison 2020) gilt die Homologation der aktuellen LMP2. Dabei ist es jedem Chassis-Hersteller erlaubt, einen 'Joker' zu ziehen und damit die Entwicklung des eigenen Fahrzeuges voranzutreiben. Es bleibt aktuell noch abzuwarten, zu welchem Zeitpunkt welcher Hersteller darauf zurückgreifen wird. Doch erst dann wird es wohl eine wahre Ausgeglichenheit in der Klasse geben.


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