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6h Austin: Porsche feiert den nächsten Doppelsieg

Von Martina Müller
Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley gewinnen vor den Teamkollegen Neel Jani, André Lotterer und Nick Tandy den sechsten Saisonlauf der FIA WEC in Austin. Erneut wurde eine Stallorder ausgesprochen.

Auf dem Ergebnis-Tableau hätte es für Porsche beim sechsten Saisonlauf der Sportwagen-WM (FIA WEC) nicht besser aussehen können. Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley fuhren den vierten Sieg in Folge ein und konnten durch die 25 erzielten Punkte ihre Führung in der Meisterschaft weiter ausbauen. Mit lediglich 0,276 Sekunden Rückstand kamen die Teamkollegen Neel Jani, André Lotterer und Nick Tandy auf Rang zwei. «Ein weiterer Doppelsieg ist natürlich super, doch es war nicht leicht heute. Viele Situationen beim Überrunden waren richtig schwierig. Wir freuen uns riesig über die volle Punktzahl für die Fahrer-WM. Unser Schwesterauto hätte den Sieg aber mindestens genauso verdient», erklärte Timo Bernhard. Erst hinter den beiden Weissacher Boliden landeten die Toyota TS050 Hybrid auf den Rängen drei und vier. Eine Reihenfolge der vier LMP1-Werkswagen, die eine exakte Kopie des Ergebnisse des vorangegangen Lauf in Mexiko darstellte.

So weit so gut: Wie sich das Endresultat jedoch einstellte, hatte in Teilen sehr wenig mit sportlichem Wettbewerb zu tun. Denn erneut griff die Porsche-Teamführung in den Ablauf ein und orderte wenige Minuten vor Rennende einen Platztausch an, indem der auch an diesem Wochenende wieder schnellere (jedoch in der Meisterschaft schlechter platzierte) Wagen von Jani/Lotterer/Tandy zurück gepfiffen wurde. «Dass wir zugunsten unserer Kollegen zurückstecken würden, wussten wir schon lange vor dem Rennen», kommentierte Neel Jani die Geschehnisse.

Gut eine Stunde vor Rennende hatte Nick Tandy im Porsche #1 seinen Teamkollegen Earl Bamber schon einmal vorbei gewunken und ihm den Weg zum Sieg geebnet. Doch als der Brite beim letzten Stopp etwas weniger Sprit nachfassen musste und somit eine kürzere Standzeit hatte, befand er sich dann zunächst doch wieder in der führenden Position. Somit musste knapp zehn Minuten vor Schluss nochmals eine Änderung an der Reihenfolge vorgenommen werden. «Es ist ein großartiges Ergebnis für Porsche, dazu kann ich nur gratulieren», äußerte sich Tandy nach dem Rennen.

Eigentlich hätte der sechste Lauf der FIA-WEC-Saison 2017 eine ganz andere Schlagzeile verdient. Denn Porsche und Toyota kämpften über weite Teile der 6-Stunden-Distanz auf Augenhöhe um den Sieg. Dabei spielten die Außentemperaturen von weit über 30 Grad Celsius eine Hauptrolle. Die Reifennutzung wurde somit zum zentralen Thema. Da seit 2017 aber nur noch vier Reifensätze pro Fahrzeug erlaubt sind, musste ordentlich gehaushaltet werden. Porsche wechselte bereits beim ersten Boxenstopp auf beiden 919 Hybrid die Pneus und schwenkte erst im Anschluss auf Doppelstints um. Toyota hatte schon ab Rennbeginn auf Doppelstints gesetzt. 

Somit waren jeweils jene beiden Fahrzeuge etwas schneller auf der Strecke unterwegs, die aufgrund des Boxenstopp-Rhythmus gerade die frischeren Pneus ausgezogen hatten. Bis weit über die Rennhälfte lagen somit alle vier Werkswagen noch recht dicht beisammen. Immer wieder entwickelten sich sehenswerte Rad-an-Rad-Duelle. Doch mit Fortschreiten des Rennens stellten sich die beiden Porsche 919 Hybrid als die etwas stärkeren Wettbewerber heraus und konnten sich folglich von den Toyota entscheidend absetzen.

Dadurch reichte es für Sébastien Buemi, Stéphane Sarrazin und Kazuki Nakajima am Ende lediglich zu Platz drei. «Um ehrlich zu sein, habe ich nach dem Qualifying nicht damit gerechnet, dass wir mit den Porsche mithalten könnten, denn wir schienen doch zu weit entfernt. Auf alten Reifen hatte ich in der Mitte des Rennens einen richtig guten Stint. Wir mussten im dichten Verkehr aggressiv zu Werke gehen und ich fuhr so schnell ich konnte. Am Ende hat nicht viel gefehlt, um sie zu schlagen», bilanzierte Sébastien Buemi.

Die Teamkollegen Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López kamen auf Platz vier ins Ziel. «Nach dem ersten Stint sah es eigentlich ganz gut aus, aber der zweite war schwierig, weil die Reifen weniger Grip hatten und wir Zeit verloren. Alles in Allem ist es also einigermaßen enttäuschend», so Mike Conway.

In der GTE-Kategorie ging der Sieg an den Ferrari 488 GTE von James Calado/Alessandro Pier Guidi. Zu Rennbeginn machte zunächst der Aston Martin V8 Vantage GTE von Nicki Thiim/Marco Sørensen die Pace. Doch mit zunehmender Renndauer konnte der Ferrari die Kontrolle in der 'seriennahen' Klasse übernehmen. Schon beim Rennen am Nürburgring und in Mexiko zeigte sich, dass Ferrari am besten mit den Reifen haushalten konnte.

Lediglich der Porsche von Michael Christensen/Kévin Estre hatte zu Rennmitte den am Ende siegreichen Ferrari nochmals kurz herausfordern können. Zwar musste Alessandro Pier Guidi circa zehn Minuten vor Rennende aufgrund eines Reifenschadens noch einen Extra-Stopp einlegen, doch auch der zusätzliche Halt konnte den Triumph nicht mehr gefährden.

Hinter dem Porsche von Christensen/Estre komplettierte der zweite Ferrari von Davide Rigon/Sam Bird das Podium als Dritter. Platz vier ging an Thiim/Marco Sørensen im Aston Martin.

Der siebte Lauf der Sportwagen-WM (FIA WEC) findet am 15. Oktober in Fuji/Japan statt.


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