Der karierte Elefant von Nissan

Kolumne von Oliver Runschke
Hauptsache anders: Der Nissan GT-R LM Nismo

Hauptsache anders: Der Nissan GT-R LM Nismo

Nissan verblüfft die Motorsportwelt mit einem Konzept, das alles auf den Kopf stellt. Warum baut Nissan so ein Auto und kann das alles gut gehen?

Seitdem Nissan in der Nacht zu Montag den GT-R LM Nismo für die 24h von Le Mans und die Sportwagen-WM FIA WEC präsentiert hat, fragen sich Motorsportfans weltweit: Kann das Konzept aus Frontmotor und Frontantrieb funktionieren? Nissan beschränkt sich nicht darauf nur einen technologisch neuen Weg zu bestreiten, sondern eröffnet gleich eine Vielzahl von Baustellen. Jedes einzelne technische Detail wie der Frontmotor, der Frontantrieb, die Durchströmung des Fahrzeuges oder das komplizierte System der Kraftüberragung an der Hinterachse, um die Tunnel frei von Antriebswellen zu halten, sind geeignet um Ingenieure in den Wahnsinn zu treiben.

Kann so ein Konzept funktionieren? Zweifelsohne sind die Ideen hinter dem Konzept grandios, wenn nicht brillant. Fachleute gehe davon aus das der GT-R LM Nismo in Le Mans unter Umständen auch funktionieren kann. Wenn man ein grosses Budget, ausreichend Entwicklungszeit und ein gutes Team hat. Nissan hat ein kleines Budget, ist extrem spät dran und hat dazu eine über die gesamte Welt verstreute Struktur, an der ein Rattenschwanz von Zulieferern hängt. Derzeit deutet noch wenig darauf hin, dass Nissan neben einem skurrilen Äusseren auch mit sportlichen Erfolgen glänzen kann.

Weiss Nissan etwas, das Audi, Porsche und Toyota nicht wissen, da deren LMP1-Prototypen mit Ausnahme des Antriebskonzepts konzeptionell ähnlich sind? 
Nissan weiss vor allem etwas über Marketing. Der Nissan-Motorsport wird seit einigen Jahren gesteuert vom cleveren Briten Darren Cox. Der ist ein Marketing-Mensch durch-und-durch und kam eher zufällig für kleines Geld zum Deltawing-Projekt. Der Deltawing wurde durch seine skurrile Optik zum Hit, dieses Potenzial hat Nissan erkannt. Im Nissan-Zelt im Fahrerlager von Le Mans sassen damals mehr picklige Teenager, die soziale Netzwerke bespielten, als die DeltaWing Mechaniker in der Box hatte. Die mediale Rechnung ging auf: Während im Sportteil der Allgemein-Medien mit Glück erwähnt wurde, das Audi Le Mans gewonnen hat, bekam der DeltaWing ohne geringste sportliche Erfolge Doppelseite um Doppelseite in allen Medien auf dem Globus. Mit dem peinlichen Zeod-Projekt versuchte Nissan das Spielchen im vergangenen Jahr nochmals.

Als Marketing-Credo hat sich Nissan auferlegt anders zu sein, als der Rest. Das wird im Motorsport durchgezogen, komme was da wolle.

Cox erklärt das GT-R-Konzept damit, dass man Audi in Le Mans weder beim Budget noch bei der Erfahrung das Wasser reichen kann und ein technisch komplett anderer Ansatz der einzige Fluchtweg sei. Die Argumentation ist krude: Sowohl Peugeot, Toyota und Porsche konnten es im ersten LMP1-Jahr von der reinen Performance mit Audi aufnehmen.

Mit Mut hat das technische Konzept von Nissan wenig zu tun. Hersteller engagieren sich im Motorsport alleine aus dem sehr unromantischen Grund mehr Autos zu verkaufen. Der LMP1 ist ein kühl kalkuliertes und ganz zweifellos gutes Marketingprojekt. Er wird seine Wirkung nicht verfehlen, so viel ist sicher.

Nissan hat ein fahrendes Kuriositätenkabinett gebaut, einen karierten Elefanten, den jeder sehen möchte. Nicht nur Fachmedien werden sich auf den Nissan stürzen, weil er so anders aussieht. Vorerst geht der Plan auf: Der Social-Media-LMP1 von Nissan hat in den ersten 24-Stunden auf Youtube eine Million Klicks kassiert.

Sportliche Erfolge werden Nebensache, solange das Marketing stimmt.

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