Halo oder Aeroscreen 2018: Tauziehen um Kopfschutz

Von Mathias Brunner
​Jean Todt, Präsident des Automobilverbands FIA, will zur Saison 2018 hin einen Kopfschutz in der Formel 1 einführen. Die Fahrer sind beim Thema Halo gespalten. Der Aeroscreen von Red Bull bleibt im Gespräch.

Im vergangenen Juli lehnte die so genannte Strategiegruppe der Formel 1 die Einführung des Kopfschutzes Halo (Heiligenschein) zur Saison 2017 hin ab. Begründung: zu wenig ausgereift.

«Die Strategiegruppe hat einstimmig entschieden, dass 2018 einen Cockpitschutz eingeführt wird. Angesichts des engen Zeitrahmens wird es als ratsam eingeschätzt, den Rest des Jahres 2016 und den Beginn der kommenden Saison für weitere Tests zu verwenden. Das schliesst zahlreiche Versuche im Rahmen der freien Trainings mit ein. Während der Halo derzeit die bevorzugte Kopfschutzlösung ist, ist die Strategiegruppe der Ansicht, mehr Entwicklungszeit könnte zu einer kompletteren Version führen. (Wie der Aeroscreen von Red Bull. M.B.) Der Halo bleibt eine starke Option für 2018.»

Im ganzen Sommer und Herbst rückten verschiedene Rennställe mit Halos aus, um den Piloten Einblicke zu geben. Die Fahrer reagierten sehr unterschiedlich. Einige gaben an, sie würden den Heiligenschein so gut wie nicht bemerken, andere fanden das Sichtfeld übel eingeschränkt, wieder andere fühlten Beklommenheit, ein Gefühl des Eingeschlossenseins sogar.

Bei den Fans ist das Urteil klar: Bei zahlreichen Umfragen pendelten sich die Werte immer ähnlich ein – mehr als achtzig Prozent der Fans lehnen den Halo ab.

Marc Surer, früherer Formel-1-Fahrer und heute GP-Experte der deutschen Sky, warnte in unserem Interview: «Die Erklärung, man habe ihn nicht lange genug testen können, kommt mir seltsam vor. Worauf wurde denn gewartet? Wir haben den Halo bei den Wintertests 2016 erstmals am Ferrari gesehen, dann passierte monatelang gar nichts.»

«Für mich steht auch weiter im Raum, ob nicht der Aeroscreen von Red Bull die komplettere und daher die bessere Lösung ist. Der Aeroscreen ist eleganter und verändert die Formel 1 weniger gravierend.»

«Ich wäre ohnehin ganz anders vorgegangen: Ich hätte den Teams gesagt – baut selber eine Lösung. Der Fahrer muss einfach gut aussteigen können, und der Schutzbügel muss gewisse Belastungen aushalten. Wir haben ja auch verschiedene Chassis im Feld, die aber die gleichen Belastungstests absolvieren müssen. Dann hätten die Teams den Halo auch gefälliger ins eigene Design einbetten können. Also im ersten Schritt ein Bügel je nach Geschmack des Teams, um dann 2018 zu einer Lösung à la Aeroscreen überzugehen.»

«Es gibt einen weiteren Aspekt, auf den ich schon mal hingewiesen habe: Stellt euch vor, wir bringen den Halo für 2017 nicht, aber wir haben in der kommenden Saison einen ganz schlimmen Unfall mit einem Schwerverletzten oder gar einem Toten. Dann will ich nicht wissen, welches Geschrei losgeht. Die Kritik wird lauten – der Halo wäre bereit gewesen, aber gebracht wurde er nicht.»

Der Franzose Laurent Mekies hat die Leitung des Projekts Halo bei der FIA. Der frühere Renningenieur von Toro Rosso sagt: «Wir warten auf das letzte Wort, ob Halo oder Aeroscreen oder irgendetwas dazwischen. Das Projekt Aeroscreen ist nicht vom Tisch. Alle Möglichkeiten sind offen. Sobald wir eine Entscheidung haben, sind wir innerhalb von fünf oder sechs Monaten bereit. Die Arbeit der Ingenieure ist abgeschlossen. Nun geht es eher um eine rennphilosophische Frage. Was wollen wir überhaupt? Jemand muss entscheiden, wie verträglich ein Kopfschutz mit der DNA der Formel 1 ist. Der Nutzen eines Kopfschutzes ist klar bewiesen. Wir sind uns auch darüber einig, dass wir keine geschlossenen Autos wollen. All dies wird derzeit sehr intensiv diskutiert.»

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