Fernando Alonso (McLaren): Es gab Kontakt zu Mercedes

Von Mathias Brunner
Der zweifache Formel-1-Champion Fernando Alonso (35) spricht über den neuen McLaren-Honda: «Ich finde ihn sexy. Aber richtig sexy wird er erst sein, wenn wir Erfolge haben.» Und er redet über Mercedes.
Fernando, was erwartest du von dieser Saison? Und was willst du vom Team sehen, um in der Formel 1 zu bleiben?

Das Team muss mir nichts beweisen. Ich weiss, wie sehr sich McLaren und Honda reinhängen. Ich sehe das jeden Tag. Ich weiss, welche Ressourcen wir haben. Wir haben zwei schwierige Saisons hinter uns. Das lehrt uns, die Füsse auf dem Boden zu behalten. Was ich mir von den 2017er Autos wünsche: Dass wir Fahrer mehr gefordert sind und dass wir weniger Verwalter sind – weniger Reifenschonn und Energiesparen. Das taten wir die ganze Zeit über, und das liegt einfach nicht in der Natur eines Racers. Ich will wieder Kampfgeist auf der Rennbahn erleben, nicht Krämergeist. Ich hoffe, die Autos machen mir so viel Spass, wie ich das glaube. Ich selber werde alles geben. Ich habe eine gute Pause hinter mir. Meine Batterien sind voll. Ich kann es nicht erwarten. Ich habe mich überaus seriös auf die Saison vorbereitet, das Training war intensiver für den ganzen Oberkörper, also Nacken, Schulter und Arme. Aber nichts grundsätzliche Anderes. Ich fühle mich motiviert bis in die Haarspitzen. Wir stehen vor einer tollen Herausforderung. Ich bin entspannt, gleichzeitig aber auch gespannt – weil auch ich herausfinden will, wozu diese Autos fähig sind. Ich bin hungrig.

Was deine Zukunft angeht: Wie wichtig ist Fahrspass, wie wichtig der Erfolg?

Das kann ich erst nach der Sommerpause beantworten. Sprechen wir im September über meine Zukunft. Vorher will ich nicht an einen neuen Vertrag denken. Ich will wieder Weltmeister werden, nichts Anderes habe ich im Kopf. Sonst würde ich nicht bei minus zehn Grad in der Gegend herumrennen. Ich bin zu hundert Prozent bereit. Wenn ich in diesem Jahr schon gewinnen kann, prima. Je früher, desto besser.

Wir haben noch immer eine grosse Lücke zur Spitze, in Abu Dhabi waren es 1,5 Sekunden. Wir haben keinen Anlass zum Pessimismus, aber wir müssen auch die Füsse am Boden behalten. Wenn du WM-Sechster wirst als Rennstall, dann kannst du nicht davon ausgehen, dass du im Jahr darauf Weltmeister wirst. Der Fall BrawnGP wie 2099 wiederholt sich nicht so oft.

Wir haben sehr früh mit dem 2017er Auto begonnen und die Entwicklung am 2016er Wagen fast auf null runtergefahren. Wir haben ein neues Konzept beim Motor, weil es mehr Entwicklungsspielraum gibt.

Wir wollen die Dinge anders machen, das gilt auch hier für die Präsentation: So sollte ein GP-Renner vorgestellt werden – mit Stil, mit Pauken und Trompeten. Und das Auto ist sexy. Alles so, wie es früher mal war.

Nun wollen wir in Barcelona den Wagen kennenlernen. Wir müssen auch bei den Reifen viel lernen, weil wir damit gemessen an den Top-Teams einen Erfahrungsrückstand haben.

Du hast von BrawnGP gesprochen. Glaubst du denn an die Möglichkeit einer Sensation?

Ja, denkbar ist das schon. Bei den Motoren ändert sich nicht viel, da müssen wir viel Boden auf Mercedes gutmachen. Nun haben wir ein neues Reglement, aber das stellt nicht alles auf den Kopf. Denn wir haben noch immer einen Motor, der sehr wichtig ist. Den neuen Mercedes gestern habe ich gesehen, die werden vorne dabei sein. Red Bull Racing gewiss auch. Es liegt an uns, den Top-Teams auf die Nerven zu gehen.

Wärst du mit Podiumplätzen zufrieden?

Ich will keine Ankündigungen machen. Wenn wir wir so konkurrenzfähig sind wie 2016, dann wäre ein Podestplatz ein toller Erfolg. Wenn wir ein gutes Auto haben, dann wollen wir mehr. Ich kündige nichts an.

Wie sehr war der Silberpfeil für 2017 von Nico Rosberg ein Thema für dich?

Was die Zukunft bringt, weiss niemand. Ich will mich jetzt ganz auf die WM konzentrieren. Wer sagt denn, dass die früheren Top-Teams auch künftig top sind? Also Nico sich zurückzog, habe ich ein paar Anrufe entgegen genommen. Aber es gab für mich nichts zu diskutieren, weil ich hier sehr gut aufgehoben bin. Ich bin sicher, dass ich nicht der Einzige war, der von Mercedes kontaktiert wurde.

Ich sehe darin auch keine Kontroverse – Mercedes musste doch sehen, wo sie nach dem Rücktritt von Rosberg stehen. Aber meine Lage war klar: Ich will meinen Vertrag mit McLaren-Honda erfüllen.

McLaren und Ferrari sind die besten zwei Teams. Sie beiden haben 2016 nicht gewonnen. Sie beide haben heute ihr Auto gezeigt. Ein merkwürdiger Zufall, nicht wahr? Aber ich bin überzeugt, beide Rennställe werden wieder Erfolg haben.

Denkst auch du, mit diesen Autos wird es schwieriger, zu überholen?

Das wird sich zeigen. Wir haben ja auch den verstellbaren Heckflügel eingeführt, aber die meisten Überholmanöver kamen nicht deshalb zustande, sondern wegen abbauender Reifen. Nun müssen wir sehen, wie sich die Reifen verhalten werden. Es ist noch zu früh, hier ein Urteil zu fällen.

Lewis Hamilton hat gemeint, er sehe es nicht gerne, wenn sein Stallgefährte seine Daten einsehen könne. Was sagst du dazu?

Ich finde das ein wenig widersprüchlich. Denn die ganzen Daten helfen ja auch, schneller zu fahren. Die Aussage ist merkwürdig. Wenn er sich mehr Daten von Nico angeschaut hätte, wäre er vielleicht im vergangenen Jahr Weltmeister geworden.

Nico ist vier Jahre jünger als du und abgetreten. Warst du überrascht?

Ja. Aber ich respektiere und verstehe die Entscheidung. Jeder hat im Leben seine Ziele, Nico hat alles dafür getan, Weltmeister zu werden, nun hat er es erreicht. Also war es für ihn offenbar die beste Lösung, an der Spitze aufzuhören. Bei mir ist das anders. Ich gewinne derzeit keine Rennen. Dieses Gefühl will ich wieder zurück haben. Ich kann nicht aufhören. Es ist wie ein Droge. Ich muss weitermachen. Nico wünsche ich nur das Beste, ich bleibe ein Racer durch und durch. Ich sehe mich noch mit 80 Jahren in einem Kart. Mit dem Willen, den Jungs eins überzubraten.

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