Adrian Newey (Red Bull): «Ich verstehe Ferrari nicht»

Von Mathias Brunner
​Die leitenden Techniker von Red Bull Racing sprechen über die Formel 1 2017 und über den neuen RB13. Technik-Genie Adrian Newey spricht auch über die Gegner und sagt: «Ich verstehe Ferrari nicht.»

Gruppengespräch mit den führenden Technikern von Red Bull Racing. Am Tisch sitzen: Adrian Newey, Technikchef. Rob Marshall, Chefdesigner. Paul Monaghan, Chefingenieur. Und Pierre Waché, Leiter Fahrzeugentwicklung. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich die meisten Fragen an Technik-Guru Adrian Newey (58) richten.

Der erfolgreichste Rennwagendesigner der letzten zwanzig Jahre sagt über die neue Modellgeneration 2017 und die grössten Herausforderungen: «Ich könnte keinen einzelnen Bereich hervorheben. Aber wir sind zum Schluss gekommen – die Umstellung im Reglement ist weniger gross als 2009.»

Rob Marshall meint: «Weil wir mit diesen Autos mehr Abtrieb erzeugen, erhöht sich generell die Last auf den Wagen. Also mussten wir einige strukturelle Fragen lösen. Die Aufhängungen beispielsweise mussten steifer werden. Die Autos sind grösser, also schwerer. Das ergibt für fast alle Teile eine neue Situation.»

Adrian Newey sagt über den ersten Augenschein der gegnerischen Autos: «Es fällt grundsätzlich auf, dass die Regeln sehr unterschiedlich interpretiert werden. Das ist bei einem neuen Reglement normal und auch wünschenswert. Der Mercedes wirkt sehr ausgeklügelt. Beim Ferrari verstehe ich den Bereich der Seitenkästen nicht ganz, das sieht mir alles sehr kompliziert aus. Mercedes und Toro Rosso sind bei der Vorderradaufhängung einen eigenen Weg gegangen.»

Die beiden Rennställe profitieren von höher angeordneten Querlenkern, das verbessert die Anströmung der Seitenkästen. Zudem erlaubt diese Aufhängungsanordnung zahlreichere Möglichkeiten bei der Geometrie des Fahrwerks. Was zur Frage führt: Wieso sind nicht mehr Renställe darauf gekommen?

Adrian Newey relativiert: «Wenn eine Lösung bei einem bestimmten Auto funktioniert, bedeutet dies noch lange nicht, dass sie sich an einem anderen Renner auch bewähren muss. Natürlich schauen wir uns alle gegnerischen Lösungen an. Und wir entscheiden dann, ob es sich auch für uns lohnen könnte, einen bestimmten Weg zu verfolgen.»

«Was mir gut gefällt – dass die Designer wieder mehr Freiheiten erhielten. Die grösste Lockerung ist vielleicht der Bereich um die seitlichen Luftleit-Elemente. Da werden wir sehr viele Entwicklungen sehen.»

Zum Reizthema Haiflossen sagt Newey diplomatisch: «Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Wir hatten das ja schon einmal, dann wurden sie verboten. Der einzige Grund, wieso wir sie jetzt wieder haben – weil eben im Reglement diese Lücke entstanden ist, welche solche Lösungen erlaubt.»

Rob Marshall wird gefragt, was die neue Architektur des Renault-Motors für ihn bedeutet habe. Marshall antwortet: «Wenn wir die Motorabdeckung entfernen würden, dann sähe man ein Produkt, das ausgefeilter aussieht. Das Layout des Motors hat es uns erlaubt, die Karosserie noch enger zu schneidern. Das wiederum gibt den Aerodynamikern mehr Spielraum.»

Auch unter den Fans wird derzeit heiss diskutiert: Bedeutet die schöne neue Formel 1 auch besseren Sport? Adrian Newey meint: «Für mich heisst besserer Sport – nicht zwei Fahrer des gleichen Rennstalls ringen um den WM-Titel, sondern Piloten verschiedener Rennställe. Das sind die Jahre, an welche wir uns zurückerinnern. Ob wir das 2017 erleben werden, kann heute noch keiner sagen.»

Was sich Adrian Newey für die Zukunft erhofft: «Wir haben in den vergangenen Jahren zu oft die Reglemente geändert, ohne wirklich zu erforschen, was das bedeuten würde oder wohin sich der Sport bewegen soll. Zudem ist mir die moderne Formel 1 noch immer zu motor- und zu wenig chassislastig. Wir müssen aber bis mindestens 2020 mit diesen Motoren leben. Bevor wir 2014 in die Turbo-Ära gingen, gab es unter den Motoren weniger Unterschiede.»

1. Testtag Barcelona

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:21,765 min (73 Runden)
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70-H, 1:21,878 (126)
3. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:22,076 (103)
4. Kevin Magnussen (DK), Haas-VF-17-Ferrari, 1,22,894 (50)
5. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:22,926 (50)
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W08, 1:23,169 (79)
7. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM10-Mercedes, 1:23,709 (39)
8. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR12-Renault, 1:24,494 (51)
9. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:24,784 (57)
10. Fernando Alonso (E), McLaren MCL32-Honda, 1:24,825 (29)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:26,841 (72)

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