Klartext Toto Wolff: Mercedes-Aus, Alonso und McLaren

Von Mathias Brunner
Flavio Briatore (links) in Baku mit Toto Wolff (rechts)

Flavio Briatore (links) in Baku mit Toto Wolff (rechts)

​Der Wiener Toto Wolff (45), Teamchef von Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz, räumt bei seiner Medienrunde mit einigen «Fake News» auf, die so im Grand-Prix-Fahrerlager von Baku feilgeboten werden.
Toto, Eddie Jordan hat hier in Aserbaidschan erneut beteuert, Mercedes werde aus der Formel 1 aussteigen. Er hat auch gemeint, ihr würdet eure besten Geldgeber verlieren. Wieso scheint er von solchen Gedanken besessen zu sein? Hast du dich je mal mit ihm darüber unterhalten? Worauf führst du das alles zurück?

(Überlegt kurz.) Drinks! (Lacht) Nein, ich bin durchaus einer, der Spass an Wortgeplänkeln hat. Aber wenn 1500 Mitarbeiter anfangen, Angst um ihren Job zu haben, wegen solchen «Fake News», dann hört der Spass für mich auf. Nochmals: Keiner unserer Geldgeber verlässt uns! Wir hören mit der Formel 1 nicht auf! Wir sind happy hier und wir bleiben hier. Eddie Jordan soll endlich aufhören, solche angeblichen Neuheiten zu verbreiten.

Wir hören, du hast mit Niki Lauda und Flavio Briatore zu Abend gegessen. Wurde da bei einem schönen Glas Wein vielleicht auch über einen gewissen spanischen Rennfahrer gesprochen?

(Schmunzelt.) Wenn du mit Flavio Briatore isst, dann kommt die Rede unweigerlich auf Fernando Alonso! Aber wir sind mit unseren beiden Piloten sehr zufrieden, wir sehen keinen Grund, einen anderen Fahrer zu verpflichten. Es wurde also nicht über einen Vertrag für Alonso gesprochen.

Lewis Hamilton hat Bottas mehrfach gelobt, und er fühlt sich offenbar mit Valtteri sehr wohl. Also wenn kein neuer Vertrag mit Bottas, mit wem dann? Und wozu warten?

Es stimmt, es gibt derzeit kein Argument, das gegen Bottas spricht. Aber wir wollen uns einfach mehr Zeit geben, um zu sehen, wie sich die Saison entwickelt.

Was muss er denn noch leisten, um eine Vertragsverlängerung zu erhalten? Ein weiteres Rennen gewinnen?

Nein, wir knüpfen das nicht an einem besonderen Rennergebnis fest. Er soll einfach weitermachen, was er heute macht. Er ist eine tolle Bereicherung für diesen Rennstall, und er wird mit jedem Tag stärker. Aber ich bin nun einige Jahre in diesem Geschäft, und ich habe dabei auch gelernt – hin und wieder ein wenig mit einer Entscheidung zu warten, das mag vielleicht nicht gut für einen Fahrer sein, es kann aber dem Team nicht schaden. Also überstürzen wir nichts.

Gibt es eine Deadline?

(Lacht.) In sechs Wochen, drei Tagen und zwölf Stunden. Nein, es gibt keine Frist!

Wenn wir von Fristen reden: Irgendwann werdet ihr wissen müssen, ob es nun eine Zusammenarbeit mit McLaren geben wird. Wie sind da die Abläufe?

So etwas müssten wir wohl nach der Sommerpause wissen. Aber ich sage nochmals: Wir mischen uns in die Beziehung zwischen Honda und McLaren nicht ein. Die sollen in Ruhe zusammen aussortieren, wo sie stehen. McLaren muss früher als wir wissen, wie die Zukunft aussehen soll. Wir werden kein Scheidungsgrund sein. Erst wenn Mercedes am Punkt ist, an dem sie von uns einen Motor brauchen, werden wir ihnen zuhören. Aber wir schnappen nicht einem anderen Hersteller den Partner weg.

Was im Qualifying passiert ist, das wissen wir. Aber wo siehst du die Spitzenteams Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing im Renntrimm?

Das Abschlusstraining war für uns ein tolles Comeback nach Problemen im freien Training, und es ist schön, dass Lewis seine Pole mit so einem stattlichen Vorsprung herausgefahren hat. Aber die Quali ist für mich kein Indikator dafür, wie die Abstände im Rennen aussehen zwischen den drei Teams. Die Dauerläufe vom Freitag haben vielmehr gezeigt – da wird auf Augenhöhe gefahren. Also erwarte ich das auch fürs Rennen.

Lewis hatte im freien Training seine Probleme, in der Quali hat er die Gegner in Grund und Boden gefahren. Woher kam diese Veränderung?

Es ist uns einfach gelungen, bei der Abstimmung einerseits von Freitag auf Samstag, aber auch vom dritten Training zum Qualifying einen schönen Schritt nach vorne zu machen. Er fühlte sich in der Quali mit seinem Auto sofort wohl. Die Reifen funktionierten besser als erwartet. Aber nur bei Lewis. Valtteri fand, dass er die Vorderreifen nicht ideal zum Arbeiten bringen konnte.

Hast du eine Erklärung für den grossen Abstand von einer Sekunde auf den schnelleren Ferrari?

Wir hatten am Freitag die Situation, dass der Wagen von der Vorder- zur Hinterachse einfach nicht gut ausbalanciert war. Und in so einer Situation führt ein Problem zum nächsten. Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen, um die Abstimmung zu verbessern. Wieso der Abstand dann so gross wurde zu den Gegnern, das weiss ich auch nicht.

Ihr habt nach grossen Problemen mit Lewis in Monaco im Rennen von Kanada und auch hier in der Quali von Baku die Reifen im Griff, jedenfalls bei Hamilton. Ist das nun ein Hinweis darauf, dass die Probleme gelöst sind, oder hat jede Strecke in Sachen Pirelli ihre eigenen Herausforderungen?

Nein, wir haben uns ja zu Beginn hier in Aserbaidschan auch nicht leicht getan, und Bottas war im letzten Quali-Teil mit seinen Vorderreifen nicht glücklich. Das bedeutet für mich, dass jede Strecke samt der ganz spezifischen äusseren Bedingungen jedes Mal wieder eine neue Herausforderung ist, der wir uns stellen müssen. Aber je mehr Erfahrungen wir sammeln, desto mehr Lösungsideen haben wir, wenn wir zwischendurch mal ein wenig anstehen.

 

 

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