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Ungarn-Training: Ricciardo vor Räikkönen, rote Flagge

Von Mathias Brunner
Beim ersten freien Training zum 32. Grossen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring kämpften die Fahrer mit tückischen Verhältnissen: Windböen und staubige Bahn. Ferrari-Schützling Antonio Giovinazzi crashte.

Vor dem ersten Training auf dem Hungaroring ausserhalb von Budapest war die grosse Frage: Wer ist stärker – Mercedes oder Ferrari? WM-Leader Sebastian Vettel mit einem Augenzwinkern: «Es ist ganz einfach. Wenn ich die restlichen Rennen gewinne, werde ich Weltmeister.» Dazu müsste der Heppenheimer aber eine sieglose Serie beenden, die seit Ende Mai in Monaco dauert.

Der frühere Force-India-Fahrer Paul di Resta glaubt: «Wenn es eine Strecke gibt, die Monaco nahekommt, dann ist es der Hungaroring. Ferrari hat in Monte Carlo dominiert, mit einem Auto, das mechanisch hervorragend funktionierte. Ich bin auch davon überzeugt, dass der Ferrari bei hohen Asphalttemperaturen am besten funktioniert. Und wir erwarten hier in Ungarn jeden Tag immer wärmeres Wetter, am Sonntag werden wir wohl Pistenwerte von mehr als 50 Grad erreichen. Das spielt alles in die Hände von Ferrari.»

Es gibt aber für den Schotten di Resta auch ein Aber. «Mercedes hat im Laufe der letzten zwei Monate grosse Fortschritte beim Verständnis ihres Wagens und vor allem beim Umgang mit den Reifen gemacht, sie haben derzeit einen tollen Lauf. Die Arbeit mit dem Silberpfeil wird sich auch auf dem Hungaroring positiv auswirken. Ich weiss einfach nicht, ob das gegen Ferrari reichen wird.»

Bei freundlichen Bedingungen ging es für die Rennställe darum, die jüngsten aerodynamischen Verbesserungen auszuloten und Erfahrungen mit den drei Reifenmischungen von Pirelli zu sammeln – mittelhart (weiss gekennzeichnet), weich (gelb) und superweich (rot).

Zwei Testfahrer mischten sich unter die Stammpiloten: Der Italiener Antonio Giovinazzi bei Haas (Kevin Magnussen musste aussitzen), der Mexikaner Alfonso Celis bei Force India (Esteban Ocon musste zugucken).

Update von der FIA in Sachen Motorteile: Die Force-India-Fahrer haben für das Ungarn-Wochenende frische Mercedes-Motoren erhalten, das Gleiche gilt für den Mercedes-Kunden Williams. Neue elektrische Generation MGU-K bei Ferrari, ebenso neue Batteripakete, dazu eine neue Kontrolleinheit im roten Renner von Kimi Räikkönen. Kritisch wird es bei Pascal Wehrlein: Vierter und letzter Turbolader, und auch beim Generator am Lader, der so genannten MGU-H, ist der Sigmaringer bei Teil Nummer 4 angelangt.

Die jüngsten aerodynamischen Verbesserungen: Ein anderer Unterboden bei Toro Rosso, dazu verbesserte Windleiter unter der Fahrzeugnase, optimierte Motorverkleidung.

Neuer Heckflügel bei Red Bull Racing, anderer Zusatzflügel über dem Getriebe, optimierte Motorverkleidung, kleine Änderungen am Frontflügel, neue Rückspiegelverankerung. Teamchef Christian Horner: «Auf dieser Piste willst du alles an Flügel aufs Auto packen, das du bekommen kannst. Und die ganzen Verbesserungen sind Teil jener anhaltenden Arbeit, die uns in die Lage bringen sollen, aus eigener Kraft aufs Podest zu fahren. Wir sehen hier gute Chancen, und dann auch wieder in Singapur – weil auf diesen zwei Strecken die rohe Motorleistung keine so grosse Rolle spielt.»

Aufreger nach 20 Minuten: Dreher von McLaren-Fahrer Stoffel Vandoorne in Kurve 2. Der Belgier konnte seinen Wagen wieder anwerfen und weitermachen. Sky-GP-Experte Anthony Davidson: «Ein simpler Fahrfehler, mit zu viel Tempo in die Kurve gegangen.» Aber Vandoorne gab über Funk bekannt: «Der Motor hatte abgestellt.»

Dann kam Romain Grosjean an die Box: In Kurve 9 war er neben der Piste gewesen, daraufhin fühlte sich der Wagen seltsam am. Der Genfer war von der Bahn geschlittert und war rückwärts in die Pistenbegrenzung geprallt. Er konnte von Glück reden, dass er überhaupt zurück zur Box fahren konnte. Die fleissigen Schrauber warfen sich auf den Wagen.

McLaren-Honda fährt auf dem Hungaroring mit modifiziertem Unterboden, einem verbesserten Diffusor (dem aufsteigenden Ende des Bodens) sowie mit einem neuen Heckflügel.

Dreher von Sebastian Vettel

Harmloser Dreher auch von WM-Leader Sebastian Vettel. Anthony Davison weiss: «Was auf der Zielgeraden ein Gegenwind ist, trifft dich an der Stelle von Vettel von hinten, ein Bö reicht da, um dich auszuhebeln. Diese Autos sind sehr anfällig auf Wind. Es hilft auch nicht, dass die Piste noch recht staubig ist.»

Stand nach einer halben Stunde: Bottas vor Hamilton, Räikkönen, Vettel, Verstappen, Ricciardo und Alonso.

Rote Flagge kurz darauf: Crash von Ferrari-Schützling Antonio Giovinazzi im Haas-Renner von Kevin Magnussen. Der Däne sass mit versteinerter Miene an der Boxenmauer.

Der Italiener macht sich keinen Gefallen, schon in China hatte er zwei Mal einen Sauber geschrottet. Anthony Davidson: «Das Problem ist, dass die jungen Fahrer kaum Zeit zum Testen haben und unbedingt glänzen wollen. Das erzeugt viel Druck. Giovinazzi war superaggressiv, und das war an jener Stelle einfach zu viel.»

Der Italiener gerät auch intern bei Ferrari unter Druck: Wenn das neue Sauber-Abkommen mit Ferrari einschliesst, dass einer der Ferrari-Junioren im Schweizer Renner sitzt, dann dürfte die Wahl eher auf Formel-2-Dauersieger Charles Leclerc fallen.

Nach 50 Minuten schob sich Daniel Ricciardo auf weichen Reifen vor auf Platz 3. Lewis Hamilton rückte bis auf eine knappe Zehntelsekunde an Leader Bottas heran. Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz rutschte untersteuernd von der Bahn und schnaufte am Funk: «Mit dem Wagen stimmt etwas nicht.» Der Madrilene kam zum Check an die Box zurück.

Sebastian Vettel berichtete von Übersteuern und Problemen mit den Hinterreifen beim Aufwärmen. Das brachte das sonst so gute Handling des Ferrari aus der Balance. Zudem raspelte der vierfache Champion an einem Randstein Karbonteile ab. Damit verpasste Vettel, was Ricciardo gelang – das Silberpfeilduo zu sprengen. Kurz darauf fuhr der Australier Ricciardo sogar Bestzeit, den Hauch von sechs Tausendstelsekunden vor Lewis Hamilton.

Die 1:18,486 min von Ricciardo bedeuten, dass die neue Formel 1 am Rundenrekord von 2004 schnuppert. Damals legte der Brasilianer Rubens Barrichello im Ferrari eine 1:18,436-min-Runde in die Bahn.

Reihenfolge nach den ersten 90 Minuten: Ricciardo vor Räikkönen, Hamilton, Verstappen, Bottas, Vettel, Alonso Siebter, dann Vandoorne (starke Leistung von McLaren-Honda), dann Hülkenberg und Palmer in den beiden Renault.

Palmer sorgte für den letzten Aufreger des ersten Trainings: Fronftlügel verloren nach Ausflug in Kurve 4, der Engländer musste auf der Bahn anhalten, mit einem Platten und ohne Flügel. Die Piste wurde von Karbonteilen überschüttet.

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