Lewis Hamilton: Lektion von Sebastian Vettel gelernt

Von Rob La Salle
Lewis Hamilton im Silberpfeil

Lewis Hamilton im Silberpfeil

​WM-Leader Lewis Hamilton testet morgen Donnerstag in Le Castellet für Pirelli Reifen. Sein nach eigenen Worten freiwilliger Einsatz geht auf eine Lektion zurück, die ihn Sebastian Vettel gelehrt hat.

Vier Tage nach seinem tollen Sieg in Monza wird Lewis Hamilton wieder im Silberpfeil sitzen: Pirelli-Testfahrten am 7./8. September in Le Castellet (Südfrankreich). «Ich habe mich für die Tests gemeldet», meinte der Engländer in Monza, um grinsend hinzuzufügen: «Mehr oder weniger freiwillig.»

In Wahrheit will Lewis einen Fehler nicht wiederholen, den er 2016 gemacht hat und der vielleicht den Kampf um den WM-Titel 2017 entscheiden könnte.

Was im vergangenen Jahr auffiel: Kein Rennstall setzte bei der Reifenentwicklung so auf die Stammfahrer wie Ferrari. Sebastian Vettel versprach sich von der Arbeit mit den neuen Reifen einen Vorteil für 2017. Der Arbeitseifer des Deutschen wundert uns wenig: Vettel war damals auch der einzige Fahrer, der bei der Rückkehr von Pirelli in die Formel 1 das Werk in Mailand besuchte. 

Mercedes hingegen setzte bei der Arbeit mit Pirelli auf Juniorfahrer Pascal Wehrlein. Die Mercedes-Stars Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren 2016 ganz in ihr WM-Duell vertieft und beteuerten in Interviews, sie würden in dieser Testarbeit keinen Vorteil erkennen.

Letztlich probierten sie die breiteren Pirelli dann doch aus, aber die Arbeit von Rosberg wurde vom Wetter behindert, und Hamilton brach den Test ab, weil er sich nicht wohlfühlte. Bei Red Bull Racing übernahmen die Testfahrer Pierre Gasly und Sébastien Buemi den Löwenanteil, erst zum Schluss des Programms rückten die Stammfahrer Max Verstappen und Daniel Ricciardo aus.

Pirelli-Tests Zurückgelegte Kilometer
Pascal Wehrlein, Mercedes, 3248 km
Pierre Gasly, Red Bull Racing, 2494
Sebastian Vettel, Ferrari, 2228
Sébastien Buemi, Red Bull Racing 1190
Kimi Räikkönen, Ferrari, 1054
Max Verstappen, Red Bull Racing, 517
Esteban Gutiérrez, Ferrari, 480
Antonio Fuoco, Ferrari, 478
Nico Rosberg, Mercedes, 209
Daniel Ricciardo, Red Bull Racing, 200
Lewis Hamilton, Mercedes, 50
Teams
Ferrari 4240
Red Bull Racing 4401
Mercedes 3507

In der Saison 2017 wurde dann schnell klar: Ferrari hat die Arbeit mit den Pirelli-Reifen am besten im Griff. Es fiel Vettel und Räikkönen im ersten Saisonteil leichter, die Walzen in den optimalen Betriebsbereich zu bringen und sie auch dort zu halten. Aber wie hätte Ferrari bei der Testarbeit einen Vorteil gewinnen können?

Einfache Antwort: Die Italiener haben die treffsichersten Schlüsse aus dem Betrieb des Übergangsfahrzeugs gezogen. Sie konnten die Erkenntnisse vom umgebauten 2015er Renner am besten auf das 2017er Auto übertragen. Es spielt hier auch eine Rolle, dass Mercedes und Red Bull Racing Mühe hatten, die Werte aus der Flussdynamikberechnung, aus dem Windkanal und von der Rennstrecke in Einklang zu bringen. Ferrari hatte mit der Deckungsgleichheit dieser Werte weniger Schwierigkeiten.

Und selbst Mario Isola gibt zu: «Während es wahr ist, dass die Fahrer nie wussten, welche Mischungen und Konstruktionen genau am Wagen waren, so konnten Vettel und Räikkönen doch ein gewisses Gefühl für die neuen Reifen aufbauen. Sie merkten beispielsweise sofort, dass sie mit der neuen Reifengeneration viel länger attackieren können. Sie merkten, dass die Reifen weniger zum Überhitzen neigen und dass sie sich nach einigen Runden langsamerer Fahrt wieder erholen, sollten die Walzen dann doch einmal zu heiss geworden sein. Den Fahrern ist in Fleisch und Blut übergangenen, in welche Richtung wir mit den neuen Reifen gehen wollten.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Es war klar, dass Hamilton und Rosberg angesichts ihres WM-Duells keine Lust auf Entwicklungsarbeit hatten. Rückblickend hätten wir das vielleicht anders anpacken sollen. Da ist von mir nur eine Annahme, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Glaubwürdigkeit von Vettel und seine Aussagen Auswirkungen gehabt haben. Natürlich verlässt sich da Pirelli eher auf die Eindrücke eines Weltmeisters.»

Und das will sich Lewis Hamilton hinsichtlich 2018 nicht nehmen lassen.

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