Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

Quali USA-GP in Austin: Hamilton vorne, Vettel ist 2.

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton in Texas

Lewis Hamilton in Texas

​Abschlusstraining zum Grossen Preis der USA auf dem Circuit of the Americas bei Austin (Texas): Gegen Lewis Hamilton und Mercedes findet Ferrari kein Rezept.

Grosse Frage vor dem Abschlusstraining zum USA-GP in Texas: Würde Sebastian Vettel WM-Leader Lewis Hamilton Paroli bieten können? Der Engländer hatte in allen drei freien Trainings Bestzeit erzielt, am Samstagmorgen (texanischer Zeit) allerdings nur den Hauch von 92 Tausendstelsekunden vor Ferrari-Star Vettel.

Um 17.00 Uhr Lokalzeit (also Mitternacht in Europa) war klar: Hamilton bleibt das Mass der Dinge, aber Vettel bleibt ihm auf den Fersen.

Die Quali begann mit dem Wissen: Der Wind hatte aufgefrischt. Der langjährige Formel-1-Techniker Pat Symonds: «Das ist hier in Austin oft so, und wenn der Wind in einer bestimmten Kurve von hinten kommt, wird der Wagen beim Anbremsen schnell mal ausgehebelt. Wir haben das schon in den freien Trainings erlebt.»

Sebastian Vettel hoffte, dass ihm sein Singapur-Helm vielleicht Glück bringt: Damit hatte er bei den ersten der drei jüngsten Asien-Rennen die Pole herausgefahren.

Max Verstappen (Red Bull Racing), Nico Hülkenberg (Renault) und Brendon Hartley (Toro Rosso) rückten alle mit der jüngsten Ausbaustufe des Renault-V6 aus, sie wussten aber auch – sie müssen in der Startaufstellung zurück. Max um 15 Ränge, Hülkenberg um 20, Hartley gar um 25.

Abgesehen vom Wind: Hohe Wolken, aber warmes Wetter. In der Nacht auf Sonntag werden Gewitter vorhergesagt, das Rennen selber wird aber wohl auf trockener Piste stattfinden können.

Die Rennkommissare behielten im Auge, wie weit sich die Fahrer abseites der Ideallinie tragen lassen, um Schwung in die kommende Passage mitnehmen zu können. Grundregel: Wer einen markanten Vorteil erlangt, muss damit rechnen, dass ihm die entsprechende Runde gestrichen wird.

Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Die Regel ist aus Gummi und wird nicht streng genug umgesetzt.»

Erster Top-Fahrer mit einer schnellen Runde: Lewis Hamilton mit den superweichen Pirelli (rot markiert), also nicht mit der weichsten Mischung (das ist ultraweich, in Texas rosa markiert). Vettel war mit der gleichen Mischung um eine Zehntelsekunde schneller. Valtteri Bottas hatte eine saubere Runde und stellte die erste Bestzeit auf.

Max Verstappen beklagte sich: «Das ist ein Riesendurcheinander. Ich habe Autos überall.» Seine Mannschaft entschuldigte sich und versprach, beim folgenden Lauf eine bessere Lücke zu finden.

Martin Brundle lachte: «Das ist kein exklusiver Testtag. Du musst immer damit rechnen, dass du in der Quali Autos um dich herum hast, die langsam unterwegs sind, auf einer Aufwärm- oder auf einer Auslaufrunde.»

Romain Grosjean musste mit einem haarigen Manöver Lance Stroll ausweichen: «Woah! Was war das, Jungs?» Zum Glück reagiert der Genfer richtig und konnte eine Kollision vermeiden. Die Kommissare hatten da bereits alle Hände voll zu tun: Kevin Magnussen war Sergio Pérez im Weg herumgestanden. Der Mexikaner: «Es ist immer der Gleiche! Das ist so unprofessionell.» Auch die Aktion zwischen Stroll und Grosjean wurde untersucht.

Magnussen gab zu: «Ja, ich habe Pérez behindert, das wird für mich wohl eine Strafe geben.»

Beim zweiten Anlauf legte Hamilton einen Zacken zu: neue Bestzeit, dieses Mal eine halbe Sekunde schneller als Bottas.

Max Verstappen schob sich dann zwischen die beiden Silberpfeile. Vettel lag einen Hauch hinter Bottas auf Rang 5. Verstappen hatte seine Zeit mit ultraweichen Pirelli erzielt, Hamilton, Bottas und Vettel ihre Zeit mit den superweichen Walzen.

Reihenfolge nach dem ersten Quali-Segment in den Top-Ten: Hamilton, Verstappen, Bottas, Vettel, Sainz, Massa, Räikkönen, Alonso, Hülkenberg und Ocon.

Die ersten fünf Ausgeschiedenen: Marcus Ericsson als 16., dann Stroll (der sich darüber beklagte, nicht die volle elektrische Energie zur Verfügung zu haben), Hartley, Wehrlein und Magnussen.

Quali 2 ohne Nico Hülkenberg

Renault bestätigte zu Beginn des zweiten Quali-Segments: Nico Hülkenberg, ohnehin strafbelastet, würde nicht weiter am Training teilnehmen. So konnte der Emmericher Reifen sparen und das Material schonen. Damit ging auch eine Serie zu Ende: Hülkenberg war der einzige Fahrer 2017, der in jeder Quali schneller als sein Teamgefährte gewesen war.

Hamilton rückte nun mit ultraweichen Reifen aus (in Texas rosa markiert, um auf den Kampf gegen Brustkrebs aufmerksam zu machen) – neue Bestzeit, 1:33,560 min. Martin Brundle stellte aber fest: «Er muss seinen Wagen um die Kurven zwingen, der Wagen liegt nicht optimal.» Hamilton war zwei Zehntel schneller als Bottas.

Daniel Ricciardo (Red Bull Racing) konnte nicht mithalten – fast eine Sekunde hinter Hamilton. Verstappen war noch langsamer, hatte aber keine saubere Runde. Der Niederländer war auf superweichen Reifen unterwegs, weil er (wegen seiner Strafversetzung) mit diesen Walzen ins Rennen gehen will. Die Top-Ten in Quali 2 müssen mit den in diesem Trainingsteil verwendeten Reifen zum Grand Prix starten.

Sebastian Vettel war nur unwesentlich schneller als Ricciardo, Kimi Räikkönen schob sich zwischen die beiden RBR-Autos.

Lewis Hamilton steigerte sich auf 1:33,437 und blieb Schnellster, Bottaas betonierte sich auf Rang 2 ein, Räikkönen schob sich vor Vettel.

Ausgeschieden: Massa (als 11.), dann Kvyat, Vandoorne, Grosjean sowie Nico Hülkenberg.

Die Top-Ten für den letzten Quali-Teil: Hamilton, Bottas, Räikköen, Vettel, Ricciardo, Verstappen, Pérez, Sainz, Alonso und Ocon.
Alonso schnaufte am Funk: «Mehr geht nicht.» Er hatte sich gegenüber Quali 1 um sieben Zehntel gesteigert.

Quali 3: Hamilton regiert

Martin Brundle stellte fest: «Die Silberpfeile scheinen hier in der eigenen Liga zu fahren.»

Lewis Hamilton zeigte weiter, wer Herr im Haus ist: 1:33,108 min, vier Zehntel schneller als Bottas.

Ferrari drehte Leistung hoch: Kimi Räikkönen Schnellster im ersten Sektor, abe dann verlor der Finne Zeit – Drittschnellster, noch vor Sebastian Vettel. Der Deutsche verlor mehr als sieben Zehntel auf seinen WM-Rivalen Hamilton.

Dann war es Zeit für die letzten Läufe. Vettel ging als Erster auf seine letzte fliegende Runde. Der Heppenheimer wusste: Nur mit einer magischen Runde ist Hamilton noch abzufangen. Aber die kam nicht: Zweitschnellster, aber hinter Hamilton.

Lewis Hamlton konnte sich nicht steigern, Bottas auch nicht – also startet Vettel am Sonntag aus Reihe 1.

Die Top-Ten: Hamilton, Vettel, Bottas, Ricciardo, Räikkönen, Verstappen, Ocon, Sainz, Alonso, Pérez.

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