Neues Rätsel Racing-Raritäten: Der einsame Bulle

Von Mathias Brunner
​Das Rätsel «Racing-Raritäten» vor dem Jahreswechsel: Der Blick auf eine lange Strasse. Finden Sie heraus, wer hier steht, wo und wann das Bild entstand – und gewinnen sie mit etwas Glück einen kleinen Preis.

Nach den Feiertagen ist es Zeit, die grauen Zellen ein wenig in Schwung zu bringen: In der Regel aus dem Archiv der Agentur LAT stellen wir jeden Dienstag-Morgen ein kleines Stück Motorsport-Historie vor. Zu den Feiertagen 2017 haben wir jedoch nach einem Bild aus einem anderen Archiv gegriffen. Das Vorgehen bleibt kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Im Rahmen des letzten Rätsels hatten wir als kleine Starthilfe geschrieben: «Beim Fahrzeug kommen Freunde früherer Rennwagen voll auf ihre Kosten – wir sehen einen echten Klassiker. Beim Fahrer handelt es sich um einen der mutigsten Piloten, die je an den Start eines Grand Prix gegangen sind. Wer das ist? Die Wagenfarbe schubst Sie vielleicht in die richtige Richtung. Die Strecke schliesslich ist in ihrer Wildheit einzigartig – der Wagen fühlt sich hier so richtig heimisch.»

Der echte Klassiker war der zeitlos elegante Maserati 250F. Der mutige Fahrer war der US-Amerikaner Masten Gregory. Weiss mit blauen Längsstreifen war früher die Rennwagenfarbe von Amerika, so wie British Racing Green für Grossbritannien oder ein schönes Rot für Italien. Die Strecke war wirklich einzigartig: Nur ein Lauf zur Formel-1-WM fand auf dem 25,579 Kilometer langen Kurs von Pescara statt, der damit noch länger war als die legendäre Nordschleife des Nürburgrings (22,8 km).

Auch wenn Masten Gregory von Monaco 1957 bis Monza 1965 an insgesamt 38 Formel-1-WM-Läufen teilnahm – seine grössten Erfolge feierte der Brillenträger im Sportwagen. Mit 20 Jahren und als Erbe einer Versicherungsfirma konnte er sich schon zu Beginn seiner Karriere das beste Material leisten. Nur zwei Jahre nach seinem ersten Autorennen nahm er bereits an den 1000 Kilometern von Buenos Aires teil. Drei Jahre später gewann er den argentinischen Sportwagenklassiker, in einem Ferrari und an der Seite von Eugenio Castellotti und Luigi Musso.

In seinem ersten Formel-1-Rennen, im privaten Maserati 250F der italienischen Scuderia Centro Sud, wurde Gregory gleich mal Dritter. Und das auch noch in Monaco. Mit vierten Rängen in Pescara und Monza reichte das zu WM-Rang 6. Das alles war stimmig – Gregory hatte eine Schwäche für Italien.

1958 verlief nicht ganz so erfolgreich in der Formel 1 (nur ein vierter Platz, natürlich wieder in Italien, in Monza), dafür gewann er Sportwagenrennen in Silverstone, Spa-Francorchamps und auf der Avus.

1959, nun in einem Cooper, erreichte Gregory Rang 3 in Zandvoort und sogar Platz 2 in Monsanto (Lissabon). In Deutschland lag Gregory in Führung, dann liess ihn sein Motor im Stich.

In den folgenden Jahren lief es in der Formel 1 nicht mehr so gut, dafür wurde Masten durch tolle Erfolge im Sportwagen entschädigt: Triumph auf dem Nürburgring 1961 (mit Maserati), 1965 gewann er zusammen mit Jochen Rindt im Ferrari des NART-Teams aus heiterem Himmel das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Gregory war nicht nur durch seine Sehbehinderung bekannt, er pflegte auch angesichts eines drohenden Crashes aus seinen Sportwagen zu springen! Der US-Amerikaner argumentierte: «Lieber ein paar gebrochene Knochen als verbrennen.» Besonders zu Beginn seiner Karriere waren die Unfälle zahlreich, als Gregory noch unerfahren war.

Masten Gregory fuhr bis Anfang der 70er Jahre Sportwagenrennen, dann zog er sich zurück und lebte in Amsterdam als Diamantenhändler. 1985 erlag der Kettenraucher einem Herzanfall – während eines Urlaubs in seinem geliebten Italien.

Pascara kam 1957 eher aus Verlegenheit zu einem WM-Lauf. Die traditionellen Juni-Rennen waren wegen finanzieller Schwierigkeiten abgesagt worden, Pescara sprang ein. Der Sicherheitsstandard war haarsträubend. Enzo Ferrari hatte in jenem Jahr schon Eugenio Castellotti und Alfonso de Portago verloren, er wollte eigentlich gar keinen Wagen nach Pescara entsenden. Luigi Musso konnte ihn umstimmen.

Maserati-Star Juan Manuel Fangio gewann, vor Stirling Moss (Vanwall) und Luigi Musso (Ferrari). Drei Wochen später fand der Rennklassiker von Monza statt – damit wurden erstmals in einer Formel-1-WM-Saison zwei Rennen im gleichen Land ausgetragen.

Die Scuderia Centro Sud war das Baby des Italieners Guglielmo «Mimmo» Dei, eines Maserati-Händlers aus Rom. Centro und Sud bezogen sich auf jene Teile Italiens, wo Dei geboren wurde und wo seine Rennwagen herkamen. Highlights der 49 Formel-1-WM-Einsätze waren die Rennen von Masten Gregory, das WM-Debüt von Maria Teresa de Filippis (Portugal 1958) und der erste Grand Prix des späteren Spitzenpiloten Lorenzo Bandini. Für Mimmo Dei fuhren darüber hinaus Top-Rennfahrer wie Cliff Allison, Giancarlo Baghetti, Lucien Bianchi, Joakim Bonnier, Louis Chiron, Hans Herrmann, Willy Mairesse, Maurice Trintignant, Wolfgang von Trips und Luigi Villoresi.

Zum neuen Rätsel: Wir fanden dieses Foto ein passendes Bild zum Jahrewechsel – vor uns liegt ein langes Band, noch wissen wir nicht, wo die Reise hinführt.

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