Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

Daniel Ricciardo: Was er zum Heim-GP Melbourne sagt

Von Mathias Brunner
​Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo ist früh nach Melbourne gereist und hat die ersten PR-Auftritte hinter sich. Der fünffache Grand-Prix-Sieger erinnert sich an Ron Walker, den Vater des Melbourne-GP.

Emirates-Flug EK406 landet am frühen Mittwochmorgen eine Viertelstunde früher als geplant in Melbourne, aus Dubai kommend. An Bord zwei Formel-1-Weltmeister: Fernando Alonso mit Entourage und Jacques Villeneuve, solo unterwegs. Beide sehen gleich zerknüllt aus, kein Wunder nach 13 Stunden Flugzeit.

Ein wenig frischer ist Daniel Ricciardo, der schon seit Dienstag in Melbourne weilt und die ersten PR-Auftritte hinter sich hat. Für den Red Bull Racing-Piloten ist Melbourne das intensivste Wochenende von allen, denn kein Fahrer ist hier so hiess begehrt wie der Lokalheld. Ricciardo liess sich bei der TAG-Heuer-Party sehen und hatte davor einen Auftritt für Orlebar Brown (Freizeitbekleidung).

Am Mittwoch bemalte Ricciardo zusammen mit seinem Red Bull Racing-Stallgefährten Max Verstappen einen Aston-Martin.

Ricciardo ist bester Dinge: «Ich fühle mich bereit. Ich habe mich im Winter sehr gut vorbereitet. Klar gibt es Druck, besonders hier, aber ich versuche gleichzeitig auch, das Wochenende zu geniessen. Ich bin zuversichtlich, ich glaube an mich.»

Ricciardo hat mit dem Rennen eine Rechnung offen. Offiziell stand er nie auf dem Podest (Rang 2 von 2014 wurde ihm aberkannt wegen Unregelmässigkeiten bei der Benzindurchflussmenge), im vergangenen Jahr konnte er noch nicht mal den Start aufnehmen, sein Wagen blieb schon während der Aufwärmrunde stehen!

Ricciardo: «Ein starkes Ergebnis gleich im ersten Rennen, das wäre auch ein starkes Signal an unsere Gegner. Es wäre prima, die Saison im Hoch zu beginnen. Aber Mercedes ist für mich noch immer Favorit. Ich glaube jedoch, dass die drei Top-Teams dichter beisammen liegen als früher.»

Daniel: «Ich will endlich den Erfolg hier. Und Wiedergutmachung für 2014. Es wäre auch ein schöner Knicks vor Ron Walker, der vor kurzem verstorben ist und der dieses Rennen geprägt hat.»

Walker wird heute Mittwoch im Albert-Park geehrt: Die Start/Ziel-Gerade – eigentlich Aughtie Drive genannt – wird umbenannt in «Walker Straight».

Daniel Ricciardo: «Er hat so viel für diese Stadt getan. Es war ein Coup, unseren Grand Prix überhaupt hierher zu bringen. Dann hat er es geschafft, Melbourne zum Saisonbeginn zu machen.»

Wer war Ron Walker?

Ende Januar ist Ron Walker im Alter von 78 Jahren dem Krebs erlegen. In der Melbourne bleibt er als mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann und Bürgermeister der Stadt in Erinnerung, er hatte das Amt von 1974 bis 1976 inne. In Rennsportkreisen ist er jener Mann, der den Grossen Preis von Australien von Adelaide nach Melbourne holte.

Denn der erste Grosse Preis von Australien fand 1985 nicht in Melbourne, sondern im südaustralischen Adelaide statt. Zur Saison 1996 hin angelte sich Melbourne den grössten Rennanlass des Landes, seither gehört das Rennen im Albert-Park zum festen Programm der Formel 1, meist als Saisoneröffnung.

Immer wieder hat es Pläne gegeben, Melbourne das Rennen abspenstig zu machen. Fast jährlich kursierten im Januar oder Februar Gerüchte, wonach der Melbourne-GP vor dem Aus stehe.

Ron Walker sah das stets mit grösster Gelassenheit. Der frühere Bürgermeister wusste ganz genau, wie man lautstark auf der Medientastatur klimpert. Sein Rennen ist ein enormer Zuschauererfolg, selbst wenn der Staat Victoria Jahr um Jahr tüchtig drauflegen muss – denn auch die Australier haben mit dem früheren Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone eine hohe Antrittsgebühr ausgehandelt. Selbst wenn regelmässig mehr als 300.000 Fans zum Rennwochenende kommen, reichen die Einnahmen aus dem Kartenverkauf nicht, um die Kosten zu decken.

Ron Walker war das nicht egal, aber für ihn hat immer die Werbewirksamkeit des Rennens überwogen. Ron Walker war es auch, der die Commonwealth Games 2006 nach Melbourne holte.

Walker hat zusammen mit seinem Geschäftspartner Lloyd Williams «Crown Casino» gegründet. Bis heute ist der Casino-, Hotel- und Unterhaltungskomplex die grösste Touristenattraktion des Staates Victoria, was die Einnahmen angeht. Williams sagt in der Tageszeitung Herald Sun: «Ich kannte Ron 60 Jahre lang. Sein Beitrag für die Stadtregierung, weit über seine Arbeit als jüngster Bürgermeister hinaus, ist immens. Handel, Sport, Erziehung, Gesundheitswesen, alles wurde von Ron vorangetrieben. Du triffst in deinem Leben nicht viele Menschen, die wie Ronald sind. Er war von stählernem Charakter und scheinbar unerschöpflicher Energie.»

2012 wurde bei Ron Walker Krebs diagnostiziert, seit Jahren lebte er mit Medikamenten, jeder Tag war geschenkt. Einen Teil seines 800-Millionen-Vermögens setzte er sich dafür ein, dass ein Experimental-Medikament aus den USA zu einem bezahlbaren Preis auf den australischen Markt gebracht wird. Dazu gründere er ein eigenes Pharma-Unternehmen.

Walker arbeitete drei Jahre lang als Bürgermeister von Melbourne, von 1987 bis 2002 war er Schatzmeister der Liberalen Partei. Später widmete er sich wieder mehr seinen Geschäften und wurde Chef des australischen Grand-Prix-Organisationskomitees (Australian Grand Prix Corporation, AGPC). Walker leitete die Geschicke der AGPC 22 Jahre lang.

Matthew Guy, Oppositionsführer im Bundesstaat Victoria, fasst es vielleicht am treffendsten zusammen: «Ron Walker liebte Melbourne und den Staat Victoria. Seine Grossherzigkeit hat viele Leben verändert. Sein Vermächtnis besteht darin, Victoria in der ganzen Welt bekannt zu machen. Ein Australien ohne Ron Walker ist ein ärmeres Australien.»

Was ihn als Geschäftsmann ausmachte, führte auch zu seinem Spitznamen: 1A. War Ron Walker auf Reisen, war er selten auf einem anderen Platz im Flugzeug zu finden.

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