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Marc Surer: Das Urteil zu neuen Regeln für 2021

Von Mathias Brunner
Marc Surer

Marc Surer

​Liberty Media hat in Bahrain den Teamchefs eröffnet, wie sie die Formel 1 ab 2021 sehen: Kosteneffizient, spektakulär, mit entschlackter Entscheidungsfindung und Überlebensgarantie. Marc Surer sagt, ob das klappt.

Nun sind die Pläne für die Formel 1 ab 2021 bekannt: Grossaktionär Liberty Media wird ab 2021 einen Kostendeckel einführen, die GP-Teams werden nicht mehr ums Überleben kämpfen müssen, wenn es nach den amerikanischen Medienprofis geht. Die Motoren lauter und kraftvoller, die Energierückgewinnung zurückgestuft, die Rolle des Fahrers betont, die Preisgeldverteilung fair und transparent. Der Sport soll die Fans wieder von den Socken hauen mit Autos, die das Attackieren begünstigen.

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Das klingt nach schöner, neuer, heiler Welt, aber der Teufel liegt bekanntlich immer im Detail.

Marc Surer (66) langjähriger Formel-1-Experte der deutschen Sky, hat sich das alles gründlich durchgelesen. Der Formel-2-Europameister von 1979 kommt zum Schluss: «Generell hat mich am Liberty-Media-Papier nichts komplett überrascht. Der verblüffendste Aspekt war, dass auf die Drohung von Ferrari offenbar mit einem finanziellen Zückerchen reagiert worden ist. Das ist ein Schachzug, um den feurigen Marchionne zu besänftigen.»

«Die Motorenhersteller zu entschädigen, ist eine sehr intelligente Lösung, um Konfrontation vorzubeugen. Die Nachricht von Liberty Media lautet hier: Wir sind euer Freund, nicht euer Feind.»

«Mein kraftvollster Eindruck: Das ist der richtige Weg, der hier eingeschlagen werden soll. Denn allen musste klar sein – so konnte es finanziell in der Formel 1 nicht weitergehen. Sonst hätten wir am Ende nur Werksteams, und wenn einige Hersteller entscheiden, dass die Formel 1 nicht mehr ins Marketing-Konzept passt, stünde der Sport vor einem echten Problem.»

«Wir müssen einsehen: Ein Team wie Williams hängt am Tropf der Familie Stroll und der Sponsoren von Sergey Sirotkin. Ohne dieses Geld wird es sehr düster. Wir brauchen aber unbedingt Privat-Teams in der Formel 1, denn nur mit Werksrennställen geht es nicht.»

«Wir haben das in der Formel 1 oft erlebt und auch im Tourenwagensport: Auf einmal haben wir ein halbes Dutzend Hersteller oder mehr, das ist prima, alle freuen sich, aber nach kurzer Zeit wird klar – nur einer gewinnt den Titel. Zwei oder drei Hersteller vielleicht machen die Siege unter sich aus, die anderen fahren hinterher und steigen als Folge wieder aus. Ein Sport muss davor geschützt werden.»

«Die Formel 1 muss finanziell so gesund werden, dass ein neues Team einsteigen und auch mithalten kann. Ich halte das mit diesem Weg von Liberty Media für gangbar.»

Viele Fans fragen sich: Ist ein Kostendeckel wirklich zu regeln? «Ja», antwortet Marc Surer. «Wer lebt denn schon heute in einem Land ohne Steuern? Die Bücher sind alle einsehbar, das Budget transparent. Ich weiss, dass viele Fans glauben – irgendwo wird ein Hersteller wie Mercedes gewisse Entwicklungen in einer Nebenabteilung verstecken können. So lange das nicht ausufert, sage ich: nicht so schlimm, ein wenig Spielraum darf ruhig bleiben. Vorbei aber die Zeiten, in welchen ein Top-Team drei Mal so viel Geld verbrennen kann wie ein Mittelfeldrennstall.»

Zum künftigen Motor meint Marc Surer: «Die Grossrichtig stimmt. Wenn die teure MGU-H wegfällt und die Motoren höher drehen, wird der Sound interessanter. Es hilft auch, wenn die Fahrer nicht mehr spritsparend fahren müssen. Diese Motoren sind wahre Wunderwerke an Effizienz, aber seien wir mal ehrlich – diese Nachricht ist beim Konsumenten nie angekommen. Ich frage mich bei den Motoren nur, und das wird von Liberty Media gar nicht erklärt: Wenn die Triebwerke härter belastet werden, erhalten wir dann pro Jahr auch wieder mehr Motoren als nur drei?»

«Was ich nicht glaube – dass durch das neue Reglement arg viele neue Hersteller kommen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir unbedingt mehr als vier Motorenhersteller brauchen. Aus den Gründen, die ich genannt habe.»

«Ein ganz wichtiger Punkt: Um Kosten zu sparen, hätte ich den Teams aufs Auge gedrückt – ein Auto wird so homologiert, wie es im Winter auf die Räder gestellt wird. Dann sind zwei Updates erlaubt, sonst nichts. So würde verhindert, dass wir bei jedem Rennen Dutzende neuer Aero-Teile haben.»

«Was das Überholen angeht, muss ich mich über die ganze Diskussion schon ein wenig wundern. Es wäre so einfach. Schau dir an, warum es in anderen Einsitzerklassen möglich ist, dem Vordermann zu folgen – weil der Frontflügel weniger kompliziert ist. Nur die Formel 1 hat diese unfassbar zerklüfteten Mehrteiler. Der Frontflügel ist die Wurzel allen Übels, weil er vorgibt, was aerodynamisch am restlichen Auto passiert. Ich würde da nur zwei Elemente erlauben und basta, so einfach wäre das!»

«Mein Fazit zum Liberty-Media-Papier: Das ist ein guter Weg, die neue Führung hat verstanden, dass auf verschiedenen Ebenen endlich gehandelt werden muss.»

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