1. Saisonsieg in China: Daniel Ricciardo überragend!

Von Vanessa Georgoulas
Der dritte WM-Lauf in China bot den Formel-1-Fans alles, was das Herz begehrt: Viele Positionswechsel, Rad-an-Rad-Duelle, Crashs und einen Überraschungssieger: Daniel Ricciardo triumphierte in Shanghai!

Vor dem Start zum China-GP herrschte im Fahrerlager von Shanghai kollektive Vorfreude auf die ersten Rennrunden. «Wir alle wissen, dass man hier in der ersten Runde sehr viel erreichen kann, da ist immer sehr viel los», erklärte etwa Renault-Zugpferd Nico Hülkenberg noch auf der Startaufstellung und wenig später fügte er an: «Ich bin gut in Form, mal schauen, was der Tag zu bieten hat. Wir sind gut vorbereitet und unser Paket funktioniert super, deshalb freue mich auf ein gutes Rennen.»

Der Deutsche, der vom siebten Platz losfahren durfte, erwartete auch mit Blick auf die Strategie viel Spannung: «Ich bin selbst gespannt, was passieren wird, gut möglich, dass wir strategisch viele Unterschiede sehen werden. Lassen wir uns mal überraschen.»

Auch Red Bull Racing-Talent Max Verstappen, der als Fünfter vor Hülkenberg ins Rennen gehen durfte, betonte vor dem dritten WM-Lauf: «Keiner auf dieser Startaufstellung weiss derzeit, ob er einen oder zwei Stopps einlegen wird. Die ersten Vier haben vielleicht den kleinen Vorteil, dass sie einen längeren ersten Stint einlegen können. Aber die Temperaturen sind sehr viel höher als gestern, mal schauen, was bei diesen Bedingungen möglich ist.»

Valtteri Bottas, der von der dritten Position gleich hinter den beiden Ferrari-Spitzenreitern Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen losfahren durfte, stellte seinerseits klar: «Wir haben keinen besonderen Plan. Wir werden einfach versuchen, besser als in den letzten Tagen zu sein. Wenn es eine Möglichkeit gibt, nach vorne zu kommen, werden wir sie nutzen. Aber ich habe keine Ahnung, ob sich diese ergeben wird, aber ich hoffe, wir bleiben an Ferrari dran und sind schneller als gestern sein werden.»

Super Start von Verstappen und Stroll

Kaum waren die Lichter der Startampel aus, ging die Action los: Vettel drückte seinen Stallgefährten Kimi an den Streckenrand, um vorne zu bleiben, weshalb der Weltmeister von 2007 scjpm auf dem ersten Metern eine Position an seinen Landsmann Bottas hergeben musste.

Dahinter erwischte Verstappen auf den ultraweichen Reifen einen super Start, daraufhin schob er sich schon in der ersten Kurve an Lewis Hamilton vorbei. Und damit nicht genug: Der Red Bull Racing-Star nahm sich gleich darauf Räikkönen vor und zog am Finnen vorbei auf die dritte Position.

Bottas konnte seine zweite Position zunächst halten, rutschte aber in den folgenden ersten Rennrunden – wie viele andere Gegner auch – viel rum. Deshalb konnte Pole-Setter Vettel seine Führung in den ersten fünf Runden auf 2,2 sec ausbauen.

Ärgern durfte sich Romain Grosjean, der sich auf die neunte Position vorgearbeitet hatte. Der Genfer musste bereits in der sechsten Runde auf Anweisung des Teams Platz für seinen hinter ihm fahrenden Teamkollegen Kevin Magnussen machen und beschwerte sich über Boxenfunk: «Kommt schon, es ist erst die sechste Runde!»

Dass der Däne daraufhin nicht gleich davonzog und Grosjean sich gezwungen sah, die Angriffe von Fernando Alonso abwehren zu müssen, dürfte die Laune des Haas-Routinieres kaum gesteigert haben.

Valtteri Bottas mit Undercut an Vettel vorbei

Der Erste, der an die Box abbog, war Toro Rosso-Quereinsteiger Brendon Hartley. Der zweifache Langstrecken-Weltmeister liess sich in der elften Runde die mittelharten Reifen aufziehen und der frühere GP-Pilot und heutige ORF-Experte Alex Wurz erklärte: «Das sieht mir schon sehr nach einer klassischen 2-Stopp-Strategie aus, denn die Lebenszeit der mittelharten Mischung wird mit 38 Runden angegeben. Das kann man vielleicht auf 40 Runden ausdehnen, aber dann fehlen immer noch ein paar Umläufe.» Der Neuseeländer fiel damit ans Ende des Feldes zurück.

In Runde 14 bog auch Hülkenberg an die Box ab. Der Renault-Pilot liess sich die mittelharten Reifen aufziehen und kam direkt hinter Pierre Gasly und Charles Leclerc wieder auf die Strecke. Der Deutsche machte kurzen Prozess mit dem Toro Rosso-Talent und dem Alfa Romeo-Sauber-Rookie und rückte schnell auf den zwölften Platz vor.

Das reichte Hülkenberg aber noch nicht, der den Vorteil der neuen Reifen auch gleich nutzte, um an Williams-Neuling Sergey Sirotkin vorbei zu ziehen. Daraufhin steckte der gelbe Renner allerdings einige Runden hinter dem Mittelfeld-Trio Vandoorne, Stroll und Alonso fest, bevor er auch den Belgier und den Kanadier hinter sich lassen konnte.

Die ersten Spitzenreiter, die sich neue Reifen holten, waren die beiden Red Bull Racing-Piloten Verstappen und Ricciardo, die sich beide in der 18. Runde die mittelharten Reifen holten. Mercedes reagierte darauf und holte Lewis Hamilton einen Umlauf später an die Box und rüsteten auch seinen Silberpfeil mit mittelharten Gummis aus.

Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas bog in Runde 20 ab und legte daraufhin einen «Mörder-Outlap» hin, wie es Wurz umschrieb, womit er sich einen Positionsgewinn sicherte. Denn Vettel bog zwar eine Runde später an die Box ab, musste aber 2,8 sec stehen, bevor er weiterfahren konnte. Und das reichte schliesslich, um knapp hinter Bottas wieder auf die Strecke zu kommen.

Toro Rosso-Duo beschert Safety-Car-Phase

Der Finne machte alles richtig, legte zwei absolute Bestzeiten in zwei Sektoren hin, und holte sich damit die zweite Position hinter Räikkönen, der noch nicht gestoppt hatte. Bottas wusste, dass er seinen Landsmann in Rot hinter sich lassen musste, um nicht Opfer des hinter ihm drängenden Vettel zu werden.

Der Mercedes-Pilot schafft dies auch auf der Aussenseite der dritten Kurve, und Räikkönen liess auch gleich Vettel durch, der daraufhin alles unternahm, um Bottas unter Druck zu setzen. Kimi bog nach dem Führungsverlust schliesslich in der Derweil sorgte Alfa Romeo-Sauber-Pilot Charles Leclerc mit einem Dreher in der 29. Runde für Action. Der Monegasse fiel dadurch auf den letzten Platz zurück.

Noch schlechter stellten sich die Toro Rosso-Piloten an, die in der 30. Runde in der Haarnadel-Kurve kollidierten, weil sich Gasly verbremste. «Er hat einfach die Tür zugeknallt», klagte der Franzose, der Hartley ins Auto gefahren war und dabei für viel Schrott auf der Strecke sorgte. Und der frühere GP-Pilot und heutige Sky-TV-Experte Martin Brundle erklärte trocken: «Die Tür muss erst einmal auf sein, damit man sie zuknallen kann.»

«Die goldene Regel lautet, dass man dem eigenen Teamkollegen nicht ins Auto fährt und es tut mir leid, aber bei diesem Crash liegt die Schuld zu 100 Prozent beim jungen Franzosen», analysierte der Brite, und auch die Rennleitung kündigte an, die Szene genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie kamen zum gleichen Schluss und brummten Gasly eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe auf.

Um die Strecke von den Bruchstücken von Gaslys Frontflügel und Hartleys Renner zu befreien, schickte die Rennleitung in der 32. Runde das Safety-Car auf die Strecke, was viele GP-Stars veranlasste, an die Box abzubiegen. Zu dieser Gruppe gehörten auch das Red Bull Racing-Duo Verstappen und Ricciardo.

Restart: Valtteri Bottas bleibt vorn

In Runde 35 bog das Safety-Car wieder ab und die GP-Stars durften wieder Gas geben. Während Bottas an der Spitze davonziehen konnte, sorgten hinter ihm gleich mehrere Gegner für viel Aufregung. Alonso musste sich etwa gegen Grosjean verteidigen, und Sainz mischte sich in dieses Scharmützel ein. Ocon zog derweil an Vandoorne vorbei und sein Teamkollege Pérez tat es ihm gleich und Ricciardo nutzte in Runde 38 den Windschatten auf der Geraden, um mit einem späten Bremsmanöver an Räikkönen vorbeizuziehen.

Daraufhin nahm er seinen Teamkollegen Verstappen ins Visier, der seinerseits den vor ihm fahrenden Hamilton angriff. Der Niederländer versuchte es aussen am Silberpfeil vorbei, doch Hamilton liess ihm keinen Platz, weshalb er neben die Strecke ausweichen musste. Damit fiel er wieder hinter Ricciardo zurück, der seinerseits sein Glück an Hamilton versuchte.

In Runde 40 schaffte es der Australier mit einem mutigen Manöver in der Haarnadel-Kurve an Hamilton vorbei und war damit auf Podestkurs. «Das war unglaublich, kein Rad blockierte, was hier sehr schnell passiert, das war eine Glanzleistung», schwärmte Brundle, der auch erklärte: «Ricciardo kann das Rennen noch gewinnen, noch haben wir 15 Rennrunden, die gefahren werden müssen.»

Ricciardo top, Crash von Vettel und Verstappen

Tatsächlich holte der Australier schnell auf Vettel auf, der seinerseits 1,4 sec hinter Spitzenreiter Bottas unterwegs war. In Runde 42 schaffte es auch Verstappen an Hamilton vorbei. Der Niederländer nutzte seine Chance in der Haarnadel-Kurve und war daraufhin auf Position 4 unterwegs.

Einen Umlauf später schaffte es Ricciardo an Vettel vorbei! Der Australier nahm danach gleich Leader Bottas ins Visier, während Vettel alle Hände voll zu tun hatte, um sich gegen Verstappen zu verteidigen. Zwischen dem Ferrari-Star und Vettel kam es Ausgangs der Haarnadel-Kurve zum Kontakt, woraufhin beide einen Dreher einlegte.

Vettel fiel damit auf Position 7 hinter Hülkenberg zurück, während Verstappen wieder hinter Hamilton auf dem fünften Platz unterwegs war. Natürlich kündigten die Regelhüter auch eine Untersuchung dieses Unfalls an und sie brauchten auch nicht lange, um Verstappen als den Schuldigen auszumachen. Der 20-Jährige bekam eine 10-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt.

An der Spitze machte sein Teamkollege Ricciardo in Umlauf 44 kurzen Prozess mit Bottas und übernahm damit die Führung. Der Australier, der um seine Quali-Teilnahme hatte zittern müssen, weil ein Turboschaden einen Wechsel der Antriebseinheit nötig gemacht hatte, durfte am Ende seinen ersten Saisonsieg feiern – es ist der sechste GP-Triumph seiner Karriere.

Dahinter sicherten sich die Finnen Bottas und Räikkönen, die in den letzten Runden noch für Action gesorgt hatten, die restlichen Podestplätze. Verstappen, Hamilton, Hülkenberg, Alonso, Vettel, Sainz und Magnussen kamen auf den Positionen dahinter über die Ziellinie, wobei Verstappen durch seine Strafe noch hinter Hamilton zurückgeworfen wurde.

Pérez, Ocon, Vandoorne, Stroll, Gasly, Sirotkin, Ericsson, Grosjean und Leclerc komplettierten die Zeitenliste, während Hartley den einzigen Ausfall des Rennens verzeichnete. Der Toro Rosso-Pilot musste seinen Renner fünf Runden vor dem Rennende an der Box abstellen, weil der Schaden durch den Crash mit seinem Stallgefährten Gasly zu gross war.

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