Stefan Johansson: «Haas mit Ferrari-Klon – gut so»

Von Mathias Brunner
​Der US-amerikanische Haas-Rennstall ist zeitweise vierte Kraft in der Formel 1. Der frühere Ferrari-Fahrer Stefan Johansson sagt: «Die Leute monieren, das sei ein Ferrari-Klon. Ich sage: Das ist der richtige Weg.»

Force India ist tief gefallen: Nach drei WM-Läufen 2018 stehen die zweimaligen WM-Vierten mit nur einem Punkt da, nur Williams ist als punkteloser Zehnter noch schlechter. Für den Schweden Stefan Johansson ist da keine Überraschung. Der frühere Ferrari-Werkspilot sagt in seiner Kolumne: «Force India war für mich das Wunderteam der letzten drei Jahre, wie ein Mittelgewichtler, der gegen die ganzen Schwergewichte antritt und dabei auch noch gut aussieht! Aber es war auch klar: Force India arbeitet mit beschränkten Mitteln, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr vierte Kraft sein würden.»

«Schon bei den Wintertests hat sich angedeutet, dass Haas die Rolle der vierten Kraft übernehmen kann, und in zahlreichen Situationen an den ersten drei GP-Wochenenden waren tatsächlich nur Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing schneller. In Australien hätten sie üppig Punkte einfahren müssen, so viele Punkte, dass sie vielleicht heute WM-Vierter wären. Dann brach alles wie ein Kartenhaus zusammen, wegen der nicht festsitzenden Räder. Das ist schade, denn die Erfahrung zeigt – in den ersten Rennen der Saison ist es für die kleineren Rennställe am einfachsten, viele Punkte zu holen.»

Der 61jährige Schwede weiter: «Ich finde das ganze Gejammer interessant, wonach Haas einen Ferrari-Klon einsetze. Aber ich habe das seit dem ersten Tag des Rennprogramms von Gene Haas gesagt – ja und? Wenn ich einen GP-Rennstall auf die Räder stellen würde, dann täte ich das Gleiche wie Gene. Warum soll ich Dutzende von Millionen Dollar aus dem Fenster werfen, um Fachleute zu engagieren und Teile zu entwerfen, wenn mir das Reglement erlaubt, solche Teile zu übernehmen? Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass dies nicht von mehr Teams getan wird.»

Was sagt der WM-Fünfte von 1986 über die anderen Mittelfeldler? «Ich sehe Williams in einer Abwärtsspirale, und das macht mich traurig. Weil Williams ein Rennstall mit so reicher Historie ist. Ihre Leistungen sind wirklich nicht gut, und ich weiss nicht, wie sich das auf die Schnelle ändern soll. Bei Toro Rosso war ich immer überzeugt: Honda wird das mit dem Motor früher oder später auf die Reihe bekommen. Von Sauber bin ich ein wenig enttäuscht. Ich dachte, die würden dank des aktuellen Ferrari-Motors einen grösseren Schritt nach vorne machen.»

Aber ist der Haas-Renner nun ein Ferrari-Klon oder nicht? Der frühere GP-Pilot und heutige ORF-Experte Alex Wurz ist sicher: «Das ist eine Replika des letztjährige Ferrari.»

McLaren-Star Fernando Alonso konnte sich eine verbale Spitze nicht verkneifen. «Wir wussten, dass Haas wohl die grösste Überraschung sein würde, denn sie haben eine Ferrari-Replika aus dem Vorjahr, und Ferrari hat das Melbourne-Rennen im vergangenen Jahr gewonnen», äzte der zweifache Weltmeister.

Doch davon will Günther Steiner nichts wissen. Der Haas-Teamchef verteidigte sich mit Nachdruck gegen diesen Vorwurf. «Es kann gar nicht sein, dass der neue Haas ein Nachbau des alten Ferrari ist, schliesslich unterscheiden sich die beiden Autos schon beim Radstand. Das liegt daran, dass Haas nicht nur den kompletten Antriebsstrang von Ferrari verwendet, sondern auch die Aufhängung. Und weil Ferrari in diesem Jahr einen längeren Radstand als 2017 wählte, hat auch der diesjährige Haas-Renner nun einen längeren Radstand als der letztjährige Ferrari.»

Steiner beklagte sich, dass seine Kritiker ohne Kenntnisse oder Intelligenz seien. «Sie sehen Gespenster und sie verstehen die Grundlagen des Autodesigns nicht», ärgert sich der Südtiroler. «Wenn du Inkompetenz rechtfertigen musst, ist Angriff die beste Verteidigung. Wenn einer doppelt so viel Geld investiert und hinter uns landet, dann wird sich der Teambesitzer fragen, was falsch läuft. Ausserdem ist das ein Wettbewerb. Im nächsten Jahr sind wir vielleicht die Letzten. Wenn gewisse Leute noch immer ein Problem haben, dann zeige ich ihnen gerne den Weg zum Büro der FIA, dort können sie dann eine Beschwerde einreichen.»

FIA-Renndirektor Charlie Whiting ist entspannt: «Wir wissen genau, was zwischen diesen beiden Teams abläuft, und das ist absolut legal. Wir sehen nichts, was uns beunruhigt.»

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