James Key (Toro Rosso): «Honda-Flitterwochen vorbei»

Von Agnes Carlier
​Toro Rosso-Technikchef James Key schwärmt von der Arbeit mit Motorhersteller Honda: «Unsere Flitterwochen sind längst vorbei, die Beziehung ist bereits viel tiefer geworden, die Kooperation läuft vorbildlich.»

James Key weiss: Werks-Partner einer Firma wie Honda zu sein, das ist eine gewaltige Herausforderung. Der 46jährige Engländer schmunzelt: «Das ist eine Herausforderung, die wir mit Freuden angenommen haben. Wir hatten noch nie die Möglichkeit, so eng mit einem Motorhersteller zu arbeiten. Wir haben als Werks-Rennstall mehr Verantwortung zu tragen. Das ist eine ganz andere Situation als die Rolle des reinen Kunden.»

Key freut sich: «Unsere Flitterwochen sind längst vorbei, die Beziehung ist bereits viel tiefer geworden, die Kooperation läuft vorbildlich. Ich finde das Leben an der Rennstrecke leichter in der Position des Werks-Partners, weil die Japaner auf jeden unserer Wünsche eingehen.»

Was viele Leute nicht wissen: James Key arbeitet nicht zum ersten Mal mit Honda. «Vor zehn Jahren habe ich den Wagen von Takuma Sato betreut, da war ich bei Jordan und wir hatten Honda-Motoren, die unter der Bezeichnung Mugen eingesetzt wurden. Das war ein feines Triebwerk, die Entwicklung war rasant. Wir konnten einige Podestplätze herausfahren.»

«Als dann im vergangenen Spätsommer klar wurde, dass wir 2018 mit Honda-Aggregaten antreten würden, war ich sehr glücklich. Kurz nach der Entscheidung hatten wir die ersten Sitzungen. Die Japaner kamen nach England, wir reisten nach Japan. Honda hat das sehr klug gemacht, mit dem Ableger in Milton Keynes als Basis in England, obgleich die ganze Entwickung im japanischen Werk von Sakura erledigt wird.»

Toro Rosso ist in der Saison 2018 eine Wundertüte: Bisweilen unfassbar schnell, siehe Rang 4 von Pierre Gasly in Bahrain, bisweilen enttäuschend. James Key erklärt: «Es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle – die Umgebungstemperaturen, Wind, die Reifen, Fahrer, die gewisse Strecken kennenlernen mussten. In Bahrain lief es auch deshalb so gut, weil Pierre die Piste sehr gut kennt. Einige Male war die Abstimmung nicht perfekt. Ich will nicht ins Detail gehen, aber wir haben inzwischen ein besserees Verständnis dafür, was funktioniert und wo wir zulegen müssen.»

«Ganz besonders tückisch ist die Arbeit mit den Reifen, und das gilt für alle Teilnehmer. Wenn die Pirelli im optimalen Betriebsfenster sind, dann geht alles fast wie von selber. Aber wehe, der Fahrer kippt aus diesem Nutzfenster! Unsere Aufgabe muss darin bestehen sicherzustellen, dass die Piloten die Reifen immer im besten Bereich halten können. Aber die Unterschiede sind wirklich enorm.»

Mit den Piloten Pierre Gasly und Brendon Hartley ist James Key sehr zufrieden. «Wir hatten im Laufe der Jahre einige Piloten, und der grosse Unterschied zu Brendon und Pierre ist – sie kamen nicht als Rookies zu uns. Vielleicht als Formel-1-Neulinge, zugegeben, aber mit viel Erfahrung in anderen Rennkategorien. Sie haben beide Meisterschaften gewonnen. Brendon kommt von der Langstrecke, da ist die Anpassung an die Formel 1 schwieriger als bei Pierre. Aber Hartley packt das schon.»

«Die Leute dürfen nicht vergessen: Ihre Gegner sind Fahrer und Autos vom Kaliber Alonso und McLaren. Fernando ist längst in Fleisch und Blut übergegangen, was er alles mit dem Auto anstellen muss. Pierre und Brendon befinden sich in einer steilen Lernkurve. Was passieren kann, wenn es gut läuft, haben wir bei Gaslys viertem Platz in Bahrain erlebt. Das Potenzial für gute Leistungen ist da, wir müssen es nur regelmässig ausschöpfen.»

Der gelernte Mechanik-Ingenieur James Key will nichts davon hören, dass Siege für die Mittelfeld-Rennställe unmöglich sind gegen die besten drei Teams, Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing. Key meint: «Wo bitte steht im Reglement, dass die anderen GP-Teams nicht gewinnen dürfen? Klar haben sie einen Wahnsinns-Job gemacht und sind dem Mittelfeld voraus. Es liegt an uns, diese Lücke zu schliessen. Ich halte es für machbar, die besten Teams einzuholen. Und mit etwas Glück ist ein Podestplatz durchaus drin. Auf längere Sicht wollen wir mit Honda in die Position kommen, dass wir Rennen gewinnen.»

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