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Sebastian Vettel und Lewis Hamilton: Gleiche Schwäche

Von Mathias Brunner
Vettel vor Hamilton in China

Vettel vor Hamilton in China

​Die WM-Favoriten Sebastian Vettel (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) haben das gleiche Problem. Das wird ihnen auch bei den kommenden Rennen in Frankreich, Österreich und England zu schaffen machen.

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton könnten unterschiedlicher nicht sein: Vom Wesen her, was den Lebensstil angeht oder den Arbeitgeber. Hier der zurückhaltende Deutsche im Rot von Ferrari, da der extrovertierte Brite als Silberpfeilschütze. Nach sieben Rennen ist ihr WM-Duell fast ausgeglichen – es steht 121:120 für Vettel.

Die beiden vierfachen Weltmeister eint nicht nur ihre tiefe Liebe zum Rennsport, sie haben auch das gleiche Problem. Vettel hat dazu gesagt: «Wir müssen weiter vorne losfahren, wenn wir regelmässig gewinnen wollen. Es ist mit diesen Autos so schwierig, sich nach vorne zu tanken.» Das musste auch Hamilton in Kanada feststellen. Er wurde, auch zurückgehalten von einem überhitzenden Motor, mässiger Fünfter. Der Pole-Rekordhalter hat schon mehrfach gesagt: «Wenn du nicht ein markant schnelleres Auto hast, dann kommst du am Gegner auch nicht vorbei.»

Mit einem verbesserten Motor zur Saison 2018 hin und mit der jüngsten Ausbaustufe vor Kanada hat Ferrari im Power-Rennen derzeit die Nase vorn. Mercedes wird zum kommenden WM-Lauf von Frankreich auf dem Circuit Paul Ricard bei Le Castellet nachziehen.

Um die Überholprobleme zu verringern, werden die Autos für 2019 geändert. Obschon einige Rennställe dagegen waren, werden zur kommenden Saison hin die Frontflügel vereinfacht und die Wirkung des verstellbaren Heckflügels verstärkt. Diese beiden Massnahmen sollen dazu führen, dass es Verfolgern leichter fällt, sich an den Vordermann anzusaugen und einen vielversprechenden Angriff zu starten.

Die Überholmisere liegt zu gleichen Teilen an Pistenlayouts und an den modernen GP-Rennern. Es ist grundsätzlich schwierig, hinter einem Formel-1-Auto herzufahren, da dieses so viel Abtrieb aufbaut. Die Wirbel, die ein Auto erzeugt, nehmen mit dem vorhandenen Luftwiderstand zu. Das führt zu einem anteiligen Verlust an Staudruck (die Luftgeschwindigkeit, die auf das hintere Auto trifft), der wiederum zu einem Verlust an Abtrieb beim hinterherfahrenden Fahrzeug führt. Die Menge an Downforce, die das hintere Auto verliert, verhält sich proportional zum Verlust an Staudruck sowie dem Gesamtabtrieb des Fahrzeugs.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies: Je mehr Abtrieb die Autos haben, desto mehr verlieren sie. Auf einer Geraden führt dies zu einem grösseren Windschatten, wodurch ein Auto einfacher neben das vorausfahrende Auto ziehen kann. In einer mittelschnellen oder schnellen Kurve bedeutet es jedoch, dass das hintere Auto an Abtrieb und damit an Grip einbüsst. Auf einer Strecke wie in Baku, mit einer sehr langen Geraden und einer relativ langsamen ersten Kurve, fällt das Überholen dann verhältnismässig unkompliziert aus. Die speziellen Streckencharakteristiken in Barcelona erschweren das Überholen hingegen.

Das so genannte «drag reduction system» (DRS) hat einen enormen Einfluss auf das Überholen. Die Autos haben dadurch noch viel Abtrieb in der Kurve, verlieren aber auch viel Luftwiderstand auf der Geraden. Das bringt dem hinteren Auto zwei Vorteile, da es sowohl vom Windschatten als auch der Tatsache profitiert, dass es auf der Geraden einen Teil des eigenen Luftwiderstands verliert, was wiederum zu einer besseren Beschleunigung und einer höheren Endgeschwindigkeit führt. Auf einer Strecke wie in Barcelona ist der verstellbare Heckflügel sehr wichtig für das Überholen, da es einige der Schwierigkeiten aufwiegen kann, die der Streckenverlauf bei Überholmanövern hervorruft. Aber selbst eine dritte DRS-Zone machte das Rennen von Montreal nicht interessanter.
 
Wie wichtig das die Startposition ist, zeigt unsere kleine Statistik der Trainingsplatzierungen, der Ränge im Rennen und der Führungsrunden. Schauen Sie mal, auf welchen Rängen die beiden WM-Favoriten Vettel und Hamilton ins Rennen gingen und ins Ziel kamen.

GP Australien
Startplatz Vettel: 3
Rennplatzierung Vettel: 1
Startplatz Hamilton: 1
Rennplatzierung Hamilton: 2
Führungsrunden: 1–18 Hamilton, 19–58 Vettel

GP Bahrain
Startplatz Vettel: 1
Rennplatzierung Vettel: 1
Startplatz Hamilton: 4
Rennplatzierung Hamilton: 3
Führungsrunden: 1–17 Vettel, 18–20 Bottas, 21–25 Hamilton, 26–57 Vettel

GP China
Startplatz Vettel: 1
Rennplatzierung Vettel: 8 (nach Kollision mit Verstappen)
Startplatz Hamilton: 4
Rennplatzierung Hamilton: 4
Führungsrunden: 1–20 Vettel, 21–26 Räikkönen, 27–44 Bottas, 45–56 Ricciardo

GP Aserbaidschan
Startplatz Vettel: 1
Rennplatzierung Vettel: 4 (nach Fahrfehler bei Angriff auf Bottas)
Startplatz Hamilton: 2
Rennplatzierung Hamilton: 1
Führungsrunden: 1–30 Vettel, 31–48 Bottas, 49–51 Hamilton

GP Spanien
Startplatz Vettel: 3
Rennplatzierung Vettel: 4
Startplatz Hamilton: 1
Rennplatzierung Hamilton: 1
Führungsrunden: Hamilton 1–25, Verstappen 26–33, Hamilton 34–66

GP Monaco
Startplatz Vettel: 2
Rennplatzierung Vettel: 2
Startplatz Hamilton: 3
Rennplatzierung Hamilton: 3
Führungsrunden: 1–78 Ricciardo

GP Kanada
Startplatz Vettel: 1
Rennplatzierung Vettel: 1
Startplatz Hamilton: 4
Rennplatzierung Hamilton: 5
Führungsrunden: 1–68 Vettel

In der WM steht es 120:121 für Vettel, nach Führungsrunden übrigens 207:84 für den Deutschen.

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