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Kimi Räikkönen: Warum er ab 2019 für Sauber fährt

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen 2001 als Sauber-Neuling

Kimi Räikkönen 2001 als Sauber-Neuling

​Viele GP-Insider witterten: Wenn Kimi Räikkönen bei Ferrari kein Cockpit mehr erhält, dann hört er auf. Weit gefehlt: Der Finne hat für zwei Jahre beim Sauber-Rennstall unterzeichnet. Wieso eigentlich?

Die Fans von Kimi Räikkönen wussten nicht, ob sie nun lachen oder weinen sollen. Ihr Idol sitzt 2019 nicht mehr im Ferrari, dafür bleibt «Iceman» der Formel 1 erhalten – der 38jährige Finne kehrt zu jenem Rennstall zurück, wo 2001 seine GP-Karriere begonnen hat, zu Sauber. Das ist nur eine der Knallermeldungen dieses heissen Transfersommers. Jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hätte im vergangenen Juli schon erwartet, dass Daniel Ricciardo 2019 in einem Renault sitzen würde oder dass Kimi noch zwei Jahre lang Formel 1 fährt, aber nicht für Ferrari?

Sportwagen-Weltmeister Martin Brundle findet: «Die Tatsache, dass sich Kimi zwei Jahre lang bindet, die beweist mir, wie lichterloh das Feuer noch in ihm brennt.» Es gibt aber auch kritische Stimmen. Wenn Räikkönen schon bei zweiten und dritten Rängen mit Ferrari die Nase rümpft, was will er dann sagen, wenn er in einem Sauber mit Ach und Krach in die Top-Ten vordringt? Anders gefragt: Wieso tut sich der Weltmeister von 2007 das an?

Kimi im Fahrerlager von Singapur: «Was wollt ihr denn noch wissen? Es ist doch alles klar. Ich habe schon ein paar Mal gesagt – Ferrari ist nicht meine Entscheidung. Alles was über Ferrari hinaus passiert, ist meine Entscheidung. Wieso Sauber? Warum nicht? Klar gibt es viele Unterschiede zwischen Ferrari und Sauber. Aber die Autos sind nun mal nicht gleich. Das war immer schon so. Wir werden dann sehen, wie stark wir im kommenden Jahr sein werden. Wieso macht ihr alle so kompliziert? Ich wollte zu Sauber und fertig. Wie gut wir sein werden, ich habe keine Ahnung. Ich glaube an dieses Team, ich bin happy mit dieser Entscheidung, das reicht mir.»

Auf die Frage, ob er also noch volle Leidenschaft für den Sport spüre, antwortet Kimi ironisch: «Nein, das sind alles nur Psychospielchen, die ich mit euch mache. Mit bedeutet das alles nichts, aber ich fand es lustig, wenn ich euch ein wenig ärgern kann und noch zwei Jahre bleibe.»

Übersetzung aus dem Räikkönen’schen: Ja, natürlich glüht die Passion. Bei früherer Gelegenheit hat Kimi gesagt: «Das Fahren und die Zweikämpfe sind so toll wie immer. Auf den ganzen Rest könnte ich verzichten, wie etwa auf die Medienarbeit.»

Dann wird Kimi wieder ernst: «Die Gespräche haben in Monza angefangen, ich habe einen guten Draht zu Sauber behalten, die ganzen Jahre über. Aber ich hatte nicht im Kopf, eines Tages wieder zu Sauber zurückzugehen. Es ist so entstanden, und ich bin damit zufrieden.»

Und wie ist das nun mit dem Gewinnenwollen? «Mein Ziel bleibt das gleiche. Wenn das nicht realistisch ist, dann will ich das bestmögliche Ergebnis.»

Auf die Frage, ob Kimi seine Karriere bei Sauber beenden werde, grinst Räikkönen: «Die Chance dazu ist gross.» Neben ihm lacht Lewis Hamilton: «Du kannst ja den Rekord des ältesten GP-Piloten brechen.» Kimi: «Äh, dazu müsste ich noch sehr viel länger fahren.»

Es war auch davon die Rede, dass Kimi nach Abschluss seiner Fahrerkarriere eine Management-Rolle bei Sauber übernehmen würde. Räikkönen: «Darüber hat es null Gespräche gegeben.»

Wird Kimi seinem Stallgefährten helfen, Weltmeister zu werden? Kimi: «Ich kann nur ein Auto fahren. Aber wir haben bei Ferrari unsere Regeln, und daran werde ich mich halten.»

Vor 17 Jahren war das alles ganz anders. Der damalige McLaren-Teamchef Ron Dennis machte im Winter und Frühling 2001 so lange Gedöns, bis der Autoverband FIA einlenkte und einen gewissen Kimi Räikkönen in Australien nur unter Vorbehalt an den Start liess. Der Schweizer Teamchef Peter Sauber wusste hingegen genau: 23 Autorennen bis zum GP-Debüt hin oder her – Kimi war ein Jahrzehnte-Talent.

Aber gute Leistungen bei Testfahrten interessierten die FIA nicht die Bohne: Kimi erhielt den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz nur unter der Bedingung, dass er sich in den ersten vier Rennen bewähren würde. Peter Sauber sagte vorher: «Wir glauben, das wird für Kimi kein Problem.»

Und genau so kam es: Kimi holte im ersten Grand Prix gleich einen Punkt (als Sechster), damals gab es nur für die ersten Sechs WM-Punkte. Damit hatte sich das mit der Bewährung erledigt.
Fortsetzung der Story: Ausgerechnet obiger Ron Dennis lotste Kimi dann zu McLaren, wo er aber nie ganz glücklich wurde. Pech und Materialdefekte kosteten Räikkönen 2003 und 2005 den WM-Titel. Räikkönen wechselte zu Ferrari und holte das mit dem Titel 2007 nach. Nach einer Formel-1-Auszeit mit Rallyesport und ein wenig NASCAR kehrte «Iceman» in die Formel 1 zurück, fuhr zwei Jahre lang Lotus, dann begann seine zweite Karriere bei Ferrari.

Kimi Räikkönen in der Formel 1

2001: Sauber (WM-Rang 10)
2002: McLaren (6.)
2003: McLaren (2.)
2004: McLaren (7.)
2005: McLaren (2.)
2006: McLaren (5.)
2007: Ferrari (1.)
2008: Ferrari (3.)
2009: Ferrari (6.)
2012: Lotus (3.)
2013: Lotus (5.)
2014: Ferrari (12.)
2015: Ferrari (4.)
2016: Ferrari (6.)
2017: Ferrari (4.)
2018: Ferrari (derzeit 3.)
2019: Sauber
2020: Sauber

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