McLaren-Sportchef Gil de Ferran: Star in Interlagos

Von Gerhard Kuntschik
Gil de Ferran (rechts) mit Stoffel Vandoorne

Gil de Ferran (rechts) mit Stoffel Vandoorne

​Die brasilianischen Formel-1-Fans müssen beim Grand Prix in Interlagos ohne einheimischen Piloten auskommen. Dafür wird Gil de Ferran umschwärmt, der Sportdirektor des McLaren-Rennstalls.

Wenn an diesem Wochenende in São Paulo die Formel 1 ihren vorletzten Saisonlauf absolviert, wird Gil de Ferran im Zentrum des Interesses stehen. Der Nachfahre französischer Hugenotten ist in Brasilien ein Star. Seit Juli 2018 ist er als Sportdirektor von McLaren in die Formel 1 zurückgekehrt, diesen Posten hatte er schon 2005 bis 2007 bei BAR-Honda. Aber im Grunde ist Gil ein Heimweh-Brasilianer: De Ferran wurde in Paris geboren und wuchs dort sowie in England auf, wo er seine Motorsportkarriere begann.

Weil er es als Fahrer nur bis zur Formel 3000 (Gesamtdritter 1994) und zu einem Formel-1-Test für Arrows schaffte, wechselte er in die USA. In der CART-Serie (später ChampCars, dann IndyCar) wurde er zum Champion: Zwei Meisteritel (2000 und 2001 mit Roger Penske) und ein Sieg im beim Indy 500 2003 machten de Ferran, der mit seiner britischen Gattin primär in Fort Lauderdale/Florida lebt, zum Publikumsliebling.

Einen echten Lokalhelden können die Fans im Autodrom Carlos Pace von Interlagos nicht anfeuern. Mit dem Abgang von Felipe Massa nach der Saison 2017 ist der letzte Fahrer aus dem jahrelang Formel-1-fokussierten Brasilien verschwunden.

Man muss weit zurückschauen, bis man die letzte Saison ohne Vollzeit-Brasilianer im Startfeld entdeckt: 1969, in dem Jahr, in dem Jochen Rindt seinen ersten Grand Prix und Jackie Stewart seine erste WM gewann. Seither fuhren 27 Brasilianer in der Formel 1, darunter 17 aus São Paulo. Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und Ayrton Senna holten acht WM-Titel, drei weitere (Carlos Pace, Rubens Barrichello, Felipe Massa) gewannen Formel-1-WM-Läufe.

Doch der Niedergang der brasilianischen Wirtschaft und der Währungsverfall liessen die einst üppigen Sponsorgelder aus dem grössten Land Lateinamerikas versiegen. Damit war es auch nicht mehr möglich, was Fahrern wie Pedro Diniz, Antonio Pizzonia, Bruno Senna und so fort ermöglicht wurde: Eine steile Karriere in Europa.

Der Mangel an brasilianischen Fahrern hat auch direkte Auswirkung in den Medienzentren der Formel 1: Schon lange nicht war die Zahl der Berichterstatter aus Brasilien so überschaubar wie heuer. Vor allem unter den Radioreportern wurde es merklich leiser.

Und de Ferran, der neue Lenker bei McLaren? Der wird in dem völlig in die Krise geschlitterten Team zumindest kurzfristig nicht viel bewegen können. Die Hoffnungen liegen schon auf 2019, wenn Carlos Sainz und Talent Lando Norris ins Lenkrad greifen werden. Zumindest ein junger Brasilianer macht sich Hoffnungen: Sérgio Sette Câmara, 20-jähriger Formel-2-Pilot, ist neuer Test- und Entwicklungsfahrer.

Gil de Ferran wird am kommenden Sonntag aber doch etwas zum Feiern haben: Er wird 51 Jahre alt.

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