Bernie Ecclestone: Wasser für drei Millionen Pfund

Von Adam Cooper
Der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone geht mit der neuen Serien-Führung um Grossaktionär Liberty Media brutal ins Gericht. «Sie sind mit all diesen neuen Rennen viel zu sehr in Eile.»

Vor kurzem ist bekannt geworden: Die Formel 1 fährt im Jahre 2020 in Vietnam. Es handelt sich um den ersten neuen WM-Lauf, seit die US-amerikanische Liberty Media Grossaktionär der Formel 1 geworden ist und Chase Carey den langjährigen F1-Promoter Bernie Ecclestone als Chef der Königsklasse entmachtet hat. Bernie reagierte damals pragmatisch: «Wer ein Auto kauft, der will es auch fahren.» Aber natürlich beobachtet der 88-Jährige genau, was mit seinem Kind passiert.

Die Formel 1 soll Geld einbringen, und die einfachste Art und Weise, um mehr Dollar zu erzeugen, das sind mehr Rennen. Bernie Ecclestone findet: «Sie sind mit all diesen neuen Rennen viel zu sehr in Eile. Als sie aufgetaucht sind, da meinten sie: ”Wir werden 25 Rennen haben, sechs davon in Amerika.” Aber wenn sie ihren Geschäftsplan entwerfen, dann setzen sie zusammen und schreiben auf, was nach ihren Wünschen passieren müsste. Sie wissen jedoch nicht, wie sie das zustande bringen sollen. Und genau das ist das Problem.»

Bernie Ecclestone hat unzählige Verträge ausgehandelt zur Austragung von Formel-1-WM-Läufen. Niemand hat damit mehr Erfahrung. Aber auch nicht alles hat funktioniert. Wir haben Malaysia verloren und Indien, den Stadt-GP von Valencia und Indianapolis, Fuji und den Nüburgring, Südkorea und die Türkei. Und ein Rennen in New Jersey, um einen Grand Prix mit der grandiosen Kulisse von Manhattan im Hintergrund zu erhalten, das ist nie passiert.

Ecclestone hat erklärt, dass schon er einen Grand Prix von Vietnam hätte stemmen können. «Doch ich fand, mit dem WM-Lauf in Malaysia sind wir in dieser Region gut vertreten. Wir haben auch Singapur und Japan. Ich fand, noch ein Rennen und zu diesem Preis, das würde einige Leute wütend machen, also liess ich die Finger davon.»

Ecclestone reist für Verhandlungen nach Vietnam: «Wenn du dort den Leuten etwas von Formel 1 erzählt hättest, dann hätten sie keinen Schimmer gehabt, wovon ich rede. Ob ein Grand Prix dort das Richtige ist oder das Falsche, ich weiss es nicht. Überall ist der richtige Ort, solange die Leute zur Strecke kommen oder den Fernseher einschalten. Aber wie viele Menschen wissen dann, wo die Formel 1 fährt. Wie viele Menschen interessiert es?»

Formel-1-CEO Chase Carey und sein Geschäftsleiter Sean Bratches versuchen weiter, einen Strassen-GP von Miami auf die Beine zu stellen. Bernie Ecclestone brutal: «Ich habe Miami vor langer Zeit in den Wind geschossen. Das wird nie passieren. Wir müssen mit diesen Strassenkursen vorsichtig sein. Strecken wie Monaco oder Baku, das sind wahre Strassenkurse. Aber wenn du Strassen erfindest, um einen Strassen-GP zu erhalten, dann ist das nicht das Gleiche. Sie wollten auf eine Insel fahren, über eine Brücke, solche Dinge, sehr schwierig umzusetzen. Ich glaube: Wer immer ein Rennen in Amerika auszutragen gewillt ist, der möchte eine Garantie, kein Geld zu verlieren.»

Die neue Formel-1-Führung fabuliert gerne von einem Rennen mitten in London. Bernie Ecclestone winkt ab: «Das haben wir uns doch schon vor Jahren angesehen. Es ist zu kompliziert, zu viele Einschränkungen. Ich hatte alles pfannenfertig, mit einer Pistenführung am Buckingham Palace. Ich wollte bei den Sitzungen mit Vertretern der Bezirksregierung und dem Londoner Bürgermeister herausfinden, wie viel Geld sie zu zahlen bereit sind. Am Ende ging es um eine Differenz von drei Millionen Pfund. Ich sagte: “Ich schätze, das sind die Kosten fürs Mineralwasser bei den Hunderten von Sitzungen, die wir noch haben müssten. Also lassen wir doch das Ganze lieber bleiben.“»

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