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Michael Schumacher: 50. Geburtstag, 50 Erinnerungen

Kolumne von Mathias Brunner
Michael Schumacher

Michael Schumacher

​Zum 50. Geburtstag von Michael Schumacher: 50 Geschichten und Gründe, wieso wir den Rekord-Champion nicht vergessen. «Aus den Augen, aus dem Sinn» mag in der Formel 1 gelten, aber nicht für Schumi.

Am 3. Januar 2019 ist Michael Schumacher 50 Jahre alt geworden. Ich weiss nicht, wie er diesen Tag verbringt. Ich weiss nicht, wie es ihm genau geht. Was ich hingegen weiss: Millionen von Menschen haben ihren Schumi nicht vergessen, auch wenn sie ihn seit dem verdammten Skiunfall vom 29. Dezember 2013 nicht mehr gesehen haben, auch wenn sie ihn vielleicht nie mehr sehen werden. «Aus den Augen, aus dem Sinn», gilt für Manches in der Formel 1, in diesem schnelllebigen Geschäft ist für Gefühle oft kein Platz. Aber Michael Schumacher wird nicht vergessen. Und dies aus sehr vielen Gründen. Wir haben 50 davon zusammengetragen, in Form von Fakten oder kleinen Geschichten.

Alte Liebe rostet nicht. Michael Schumacher hat einmal gesagt: Ein guter Tag bestehe für ihn darin, «am Abend mit Schmiere bis zu den Ellbogen nach Hause zu kommen». Schumi sass auch als Formel-1-Star regelmässig im Rennkart und hat seine Wurzeln nie vergessen. Diese Erdverbundenheit ist einer der Gründe, wieso ihn die Fans so lieben.

Die berühmte rote Kappe: Nichts illustrierte den Boom der Formel 1 in Deutschland besser als der Aufmarsch der Rotkäppchen.

Eine Szene am Eingang zum Motodrom von Hockenheim, ich warte in der Schlange der zu kontrollierenden Fahrzeuge. Auf einmal bricht aus dem Wald eine Gestalt heraus, nur in Unterhose und Adiletten, eine Bierflasche in der Hand, der Blick glasig. Der Mann wankt auf mein Auto zu, bleibt unvermittelt stehen, dann brüllt er: «SCHUMIIIIIIIII!» Um im Grün des Waldes zu verschwinden. Ich bin nicht sicher, ob er den Grand Prix am Nachmittag erlebt hat.

Sieben WM-Titel. Noch Fragen?

Geduld ist nicht eben die Stärke eines Rennfahrers. Der Legende zufolge war Michael Schumacher auf dem Weg zum Flughafen spät dran und habe dem Taxifahrer vorgeschlagen: «Lass uns die Plätze tauschen.» Wir sind sicher: Der Fahrer wird seinen Enkeln noch davon erzählen.

Niemand kann solche Erfolge feiern, ohne bis in die letzte Faser vom Ehrgeiz beseelt zu sein. Karl Wendlinger, damals ein Mercedes-Juniorfahrer wie Schumi, sagte mir einmal: «Michael hat sich damals schon fürchterlich aufgeregt, wenn er nur ein Pingpongspiel verloren hat.»

Über Jahre rätselten die Fans der Kultsendung «Top Gear», wer wohl «The Stig» sein möge, der geheimnisvolle Fahrer mit dem weissen Helm. Die Zuschauer flippten komplett aus, als er seinen Helm hob, und Michael Schumachers Grinsen zum Vorschein kam! Es handelte sich allerdings um einen Scherz der britischen Produzenten und des Weltmeisters. The Stig waren in Wahrheit Perry McCarthy und Ben Collins, die Identität des dritten Stig (seit 2010) bleibt geheim.

91 Grand-Prix-Siege. Noch Fragen?

Die chinesischen Schriftzeichen auf dem Helm von Michael Schumacher standen für die Namen seiner Gattin Corinna sowie der Kinder Gina-Maria und Mick.

Wie viele Rennfahrer kennen Sie, welche die Geburtstage der Mechaniker und die Namen von deren Kindern kennen? Und Michael Schumacher schickte auch schon mal den Privatjet los, wenn ein Team-Mitglied notfallmässig transportiert werden musste.

Michael Schumacher auf Google: 128 Millionen Einträge.

Kurz nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA fand in Italien der Grosse Preis von Italien statt. Nach Rennfahren war keinem zumute. Michael Schumacher rollte diskret auf Rang 4, um nichts aufs Siegerpodest treten zu müssen.

Als auch die zweite Formel-1-Karriere zu Ende ging, rätselten viel: Würde Schumacher vielleicht für Mercedes nochmals mit geschlossenem Dach fahren? So wie er es als Junior schon getan hatte, in der DTM und im Sportprototypen? Antwort: «Ich habe gerne ein Dach über dem Kopf. Aber nicht unbedingt auf der Rennstrecke.»

Michael Schumacher galt als Mass der Dinge in Sachen Fitness. Gegner wie Damon Hill staunten nach einem Rennen: «Der Kerl schwitzt nicht mal.» Aber auf Achterbahnen wurde Schumi übel.

Für viele Fans ist Michael Schumacher nichts Anderes als ein Held. Doch der siebenfache Champion selber hat gesagt: «Heldenstatus ist mir unangenehm. Ich kann mit einer gewissen Hysterie um meine Person nichts anfangen.»

Die Tierliebe von Corinna und Michael Schumacher ist grenzenlos. Einmal nahmen sie aus Brasilien einen Streuner mit nach Hause. Der glückliche Vierbeiner hiess vermutlich nicht zufällig «Flo».

Als etablierter Grand-Prix-Rennfahrer, aber noch nicht als Weltmeister kam nichts von Armani unter den Weihnachtsbaum. Schumacher wünschte sich ein Technikwörterbuch Deutsch-Englisch.

Einmal hat Michael Schumacher in einer Pressekonferenz am GP-Wochenende auf eine direkte Frage die falsche Antwort gegeben. Das hat ihm keine Ruhe gelassen. Am nächsten Tag hat er in der folgenden Medienrunde das Mikro ergriffen und sich entschuldigt, dass er die Unwahrheit gesagt hat.

Auf der Rennpiste scheute Michael Schumacher keinen Zweikampf Abseits der Rennbahn war er jedoch kein Raufbold. «Ich fand es immer schwach, sich zu prügeln.»

Als Michael Schumacher seine Corinna heiratete, wurden die Hochzeitsbilder an die Bunte verkauft. Viele rümpften die Nase. Zu Unrecht: Der Erlös von einer Viertelmillion D-Mark ging an die Aktion «Kinder in Not».

Das erste Auto: ein Fiat 500. Die erste Autofahrt: im Garten des Onkels. Das erste Ergebnis: ein Crash-Test.

Der Wunsch nach Ruhe war der Grund für zahlreiche Reisen in die USA, wo die meisten Menschen nicht wussten, wer Michael Schumacher ist. Mit Kumpels entstand der spontane Wunsch, einen NASCAR-Lehrfahrkurs zu machen. Also stellten sich Schumi und seine Freunde in eine lange Schlange. «Nach einer Weile wurde uns das Warten zu blöd, also sind wir wieder gegangen», verriet mir der Ausnahmekönner. Auf meine Frage, wieso er nicht gesagt habe, wer er sei, meinte Schumi: «Ich wollte mich nicht vordrängeln, das wäre nicht in Ordnung gewesen.»

Ein Motto (nicht nur) der italienischen Medien: Se non è vero, è ben trovato. Wenn es nicht wahr ist, dann ist es wenigstens gut erfunden. Heute würden wir dazu knapper «fake news» sagen. Einmal hat eine italienische Zeitung behauptet, Pasta-Liebhaber Michael Schumacher habe im Laufe seiner GP-Karriere acht Tonnen Nudeln verdrückt. Wow, was für eine Zahl! Wir haben dann mal kurz nachgerechnet, wenn es erlaubt ist: 125 Gramm pro Teller, das sind dann 64.000 Portionen, geteilt durch (samt Pause) 22 Jahre Formel 1 zu 365 Tagen, dann kämen wir auf knapp acht Mal Pasta pro Tag ...

Der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat einst gesagt: «Die Formel 1 braucht einen Deutschen, einen Schwarzen und eine Frau.» Das Schicksal hat uns dann Michael Schumacher und Lewis Hamilton geschenkt, auf die Frau warten wir noch.

Schumi hat als Knirps nicht von der Formel 1 geträumt, es gab keinen grossen Plan. «Im Kartsport hatte ich von Autorennen null Ahnung. Als mich mal einer gefragt hat, ob ich nicht einen Formel Ford testen wolle, habe ich zurückgefragt: „Was ist das?“»

Der fitteste Mann im Fahrerlager war nur für eines wirklich untauglich – für die Bundeswehr. Wegen eines Rückenproblems.

Es gab unzählige Fan-Artikel mit dem Etikette Michael Schumacher. Die vielleicht Kurioseste stellte ein japanischer Journalist im Pressezentrum von Suzuka auf: Die Plastik-Nachbildung des Kopfes von Michael Schumacher – als Nachttisch-Lampe.

In einem Interview wurde Michael Schumacher gefragt, wen er bevorzugen würde – Michelle Hunziker oder Nicole Scherzinger. Schumacher sofort: «Corinna!»

Die deutschen Astronomen Lutz Dieter Schmadel und Freimut Börngen haben 1992 einem Asteroiden den Namen «Schumi» gegeben.

Schumacher im Rennwagen, das ist das Rot von Ferrari oder der Glanz eines Silberpfeils. Es gab jedoch auch Anderes: In Fiorano 1997 sass Schumi in einem Sauber, in Estoril 1994 in einem Ligier.

Die Fehleinschätzung des Jahres. Als bekannt wurde, dass Michael Schumacher nach Italien zieht, meinte sein Erzrivale Damon Hill im August 1995: «Michael wird seinen Wechsel zu Ferrari bereuen.»

Michael Schumachers bevorzugter Gegner war Mika Häkkinen. Schumi über Mika: «Das war reiner Motorsport ohne Animositäten. Keine Nickligkeiten in den Medien, keine bösen Worte, keine Tricks. Wenn es etwas zwischen uns gab, nahm er mich zur Seite, sprach mit mir, dann war das aus der Welt.»

Es gibt Fahrer, die gönnen sich vor dem Einsatz noch einen Ristretto. Schumi bevorzugte den Power-Nap. Teilweise schlief er so tief, dass er zum Start eines Rennens geweckt werden musste.

Zu seiner Zeit als Mercedes-GP-Pilot fanden wir im Telefonbuch in Deutschland 206 Menschen mit dem Namen Michael Schumacher, in der Schweiz waren es 26.

Wohin hätte sich Michael Schumacher bei einer Rückführung versetzen lassen? Schumi in der damaligen Benetton-Hauszeitung «The Brief»: «Ins Schottland des 14. Jahrhunderts. Ich liebe Filme wie “Highlander“ oder “Braveheart“. Die Landschaft ist einfach wunderbar – so karg und eindrucksvoll. Sie muss am schönsten gewesen sein, als noch keine Autos die Ruhe störten.»

Klar war Michael Schumacher Anreiz für Witze. Also – Schumi und Mika Häkkinen reisen durch Indien und übernachten im Zelt. In der Nacht wird der Finne von Lärm geweckt. Er steckt den Kopf aus dem Zelt und sieht Schumacher, wie er ums Zelt hetzt, verfolgt von einem Tiger. Mika nach einer Schrecksekunde: «Michael, renn schneller, der Tiger holt dich gleich ein!» Schumi, leicht ausser Atem: «Macht nichts, ich habe drei Runden Vorsprung.»

Sie wählten beide nach dem fünften WM-Titel fast die gleichen Worte. Michael Schumacher sagte sie 2002, Lewis Hamilton 2018: «Fünf WM-Titel sind wunderbar, aber ein Fangio bin ich deswegen noch lange nicht.»

Einer der ersten Sponsoren in der Formel 3 war «Chiquita». Daher gab es Bananen zum Frühstück, als Snack, zum Mittagessen und am Abend. Schumi selber hat vor jedem Rennen zwei Kisten Bananen bei Händlern abgeholt.

Michael Schumachers Bescheidenheit war entwaffnend. «Ich bin keine Legende. Ich bin nur jemand, der das Glück hat, in etwas gut zu sein, das ihm Spass macht.»

5111 Führungsrunden in der Formel 1, noch Fragen?

Eine der wichtigsten Stunden fand ohne Landeshymne und Siegerchampagner statt: Bestandene Gesellenprüfung als Kfz-Mechaniker 1989, im VW-Autohaus Bergmeister.

Noch ein Schumi-Witz gefällig? James Bond fährt mit seinem Aston Martin zur Arbeit. Am Sitz des MI5 angekommen, klemmt er einen Zettel unter den Scheibenwischer: «Stehlen zwecklos, 007.» Als er nach der Arbeit zum Parkplatz zurückkommt, ist der Wagen weg. Am der Wand dahinter hängt ein Zettel: «Verfolgen zwecklos, Schumi.»

Wie fühlt man sich nach einer zünftigen Weltmeister-Sause? Michael Schumacher über den Morgen danach in Suzuka 2003: «Ich hatte einen 1000-PS-Schädel, der sich mit 19.000 Touren drehte.»

Als Michael Schumacher nach der berühmt-berüchtigten Kollision mit Damon Hill in Adelaide 1994 erstmals Weltmeister wurde, kam aus Deutschland ein Glückwunsch-Telegramm vom damaligen Verkehrsminister Matthias Wissmann. Er wünschte: «Weiterhin unfallfreie Fahrt.»

Wer mit Kartreifen aus der Mülltonne schneller fährt als die Gegner auf frischem Gummi, der ist nicht nur ein begnadeter Racer, sondern auch ein Vorbild in Sachen Recycling.

Schumacher erzeugte ein Paradox. Als er sich 1999 in Silverstone einen Beinbruch zuzog, wurde das Rennen abgebrochen und neu gestartet. Dadurch taucht Michael in vielen Statistiken nicht als Teilnehmer des britischen WM-Laufs von 1999 auf. Nur: Wie kann er sich eine Verletzung zuziehen, wenn er gar nicht gefahren ist?

Michael Schumacher wurde zum Sonderbotschafter der UNESCO. Der Gedanke kam ihm als Mercedes-Junior beim Sportwagen-WM-Lauf von Mexiko. Bei einem Stadtspaziergang hat ihn das Elend der Kinder tief berührt, und er schwor sich: «Sobald ich die Mittel dazu habe, werde ich etwas unternehmen.»

In «Asterix bei den Olympischen Spielen» hatte Michael Schumacher einen Gastauftritt als Comic-Figur. Natürlich beim Wagenrennen, wo sonst?

Angesprochen auf das friedliche Leben in der Schweiz erzählte mir Michael Schumacher einmal: «Wenn ich in der Schweiz Brötchen holen gehe, dann gucken die Menschen höchstens einmal, ab und an fragt jemand nach einem Autogramm, das ist alles. Später werden diese Menschen dann zuhause vielleicht sagen: „Rate mal, wen ich heute gesehen habt?“ Aber unsere Familie kann unbehelligt leben. Einmal ging ich mit dem Hund spazieren und traf eine Frau, die ebenfalls mit dem Hund unterwegs war. Wir sind ins Gespräch gekommen, haben über dies oder das gesprochen. Und auf einmal sagte sie zu mir: “Und was manchen Sie so beruflich?“ Sie hatte keine Ahnung, wer ich bin. Das fand ich grossartig.»

Niemand hat das schöner formuliert. Die frühere Journalistin Sabine Kehm, heute Managerin von Michael Schumacher, schrieb in einer preisgekrönten Zeitungsreportage: «Wenn die Formel 1 das Universum ist, dann ist Michael Schumacher die Sonne.»

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