Daniele Audetto (Ex-Ferrari): Arrivabene machtlos

Von Mathias Brunner
​​Ex-Ferrari-Teamchef Daniele Audetto (75) sah, wie die Lage von Maurizio Arrivabene immer schwieriger wurde. «Wenn du vier Jahre lang das grosse Ziel verpasst, dann wird deine Position so gut wie untragbar.»

Es war ein Paukenschlag, mit dem Ferrari das GP-Jahr 2019 begann: Teamchef Maurizio Arrivabene entmachtet, Technikchef Mattia Binotto neuer Leiter des berühmtesten Rennstalls der Welt. Daniele Audetto weiss, wie es ist, auf dem heissen Sitz von Maranello Platz zu nehmen: Der Turiner ersetzte 1976 den damaligen Ferrari-Teamchef Luca Cordero di Montezemolo und errang mit Niki Lauda 1977 den Fahrer-WM-Titel. Aber Ende 1977 waren beide weg – Lauda haute Richtung Brabham ab, Audetto übernahm die Leitung der kompletten sportlichen Aktivitäten des Hauses Fiat.

Später arbeitete Audetto als Sponsoren-Vermittler, heuerte bei Lamborghini an, war bei Ligier tätig (als das Team in Besitz von Tom Walkinshaw war), bei Arrows und bei Super Aguri, bis der Rennstall 2008 zusperren musste. Kurzfristig war er auch für das Hispania Racing Team (HRT) zuständig. Heute geniesst der Jazz-Kenner seinen Ruhestand, aber die Formel 1 ist noch immer in seinem Fokus, und natürlich lässt es ihn nicht kalt, was mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene passiert ist.

«Wenn du vier Jahre lang das grosse Ziel des WM-Titels verpasst, dann wird deine Position so gut wie untragbar», sagt Daniele Audetto bei den Kollegen von Autosprint: «Ferrari muss gewinnen, und wenn das nicht passiert, dann liegt es auf der Hand, dass jemand den Kopf hinhalten muss, und das ist in der Regel der Chef. So ist nun mal das harte Gesetz in der Formel 1.»

«Ich bedaure das sehr, weil ich mit Maurizio befreundet bin. Er hat dafür bezahlt, dass seine Laufbahn nicht im Rennsport gründet. Man kann es auch aus anderer Sicht sehen: Eigentlich ist es erstaunlich, dass er sich so lange auf dem Posten halten konnte.»

Was hält Audetto von Mattia Binotto? «Ich kenne ich nicht sehr gut, aber ich weiss, dass er ein exzellenter Ingenieur ist. Ich weiss auch, dass der Posten eines Teamchefs oder sportlichen Leiters bei Ferrari unheimlich schwierig ist. Ich hoffe, er hat die Persönlichkeit, die Erfahrung und die Ausstrahlung, um die komplizierten Aufgaben zu meistern, die auf ihn zukommen.»

«Ferrari fehlt ein Mann wie Luca Montezemolo. Gemessen an Jean Todt hat Arrivabene in den ersten Jahren einen besseren Job gemacht. Aber Todt hatte den Vorteil, dass er ständig Rückendeckung von einem fabelhaften Präsidenten erhielt, Luca Montezemolo. Er hat sich immer wie ein Schutzschild vor seine Leute gestellt, als die Medien die Köpfe von Todt und auch Michael Schumacher forderten, weil es mit dem Titel nicht klappen wollte. Heute gibt es niemanden mehr, der wie Montezemolo die Mitarbeiter schützt und der die Medien verzaubert.»

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