Barcelona-Test: Bottas vorne, Vettel übt für Pirelli

Von Mathias Brunner
​Erster Testtag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya: Auch wenn es nicht um WM-Punkte geht, hat Mercedes-Benz die Nase vorn – Bestzeit von Valtteri Bottas. Ferrari-Star Sebastian Vettel testet für Pirelli.

Stell dir vor, es ist Formel 1, und keiner geht hin: Das Interesse der Fans an den Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist offensichtlich überschaubar. Früher kamen 10.000 Fans alleine wegen Fernando Alonso im Ferrari zur katalonischen Rennstrecke, nach Jerez oder Valencia, diese Zeiten sind leider vorbei. Die jahrelange Erfolglosigkeit des zweifachen Weltmeisters im McLaren hat die Anhängerschar zermürbt (Fernando auch), und schon am vergangenen GP-Wochenende zeigte sich – die Formel 1 ist in Spanien ohne Alonso nicht mehr das Gleiche.

Die zwei Tage dauernden Tests ausserhalb von Barcelona finden also vor dürftiger Kulisse statt. Im Zentrum bei vielen Rennställen: Ein besseres Verständnis für die 2019er Reifen. Darüber hinaus setzten Ferrari und Racing Point zwei Fahrzeuge ein, am Wagen von Sebastian Vettel und Sergio Pérez werden 2020er Walzen erprobt, leicht zu erkennen, weil sie einfach nur rund und schwarz sind.

Für die Fans nicht ganz einfach zu entschlüsseln: Abgesehen von Experimentalreifen für die nächste Formel-1-Saison stellten die Mailänder hier fünf Mischungen zur Verfügung. Den härtesten Reifen von der Mischung C1 (weiss Schrift, aber ohne Streifen), dann den C2 (weisse Schrift und weisser Streifen), den mittelharten C3 (gelb markiert, mit Schrift und Streifen), en weichen C4 (rote Schrift, rote Streifen) sowie den weichsten aller Reifen, den C5 (nur rote Schrift, keine Streifen). Wer die Autos vorbeiflitzen sieht, tut sich schwer, die Unterschiede auszumachen.

Letztlich spielt das keine Rolle, weil ohnehin alle zehn Rennställe mit komplett unterschiedlichen Programmen arbeiten. Schwerpunkte wie gesagt Reifen, aber auch die Aerodynamik. Daher die enormen Messrechen etwa an den Wagen von Valtteri Bottas (der die Bestzeit hält) und Daniil Kvyat (Toro Rosso).

Immer wieder werden wir gefragt, was es mit diesen teilweise skurril aussehenden Gittern zu tun hat, also erklären wir es gerne noch einmal: Die Gitter messen in der Regel den Luftdruck und die Luftströmungen in kritischen Bereichen, beispielsweise in den Verwirbelungen um die Räder herum oder beim Einlass der Seitenkästen. Die Gitter sind dafür mit so genannten Pitot-Rohren ausgerüstet.

Das Rohr ist benannt nach dem Franzosen Henri de Pitot (1695–1771), einem Wasserbauingenieur, gelerntem Mathematiker. Er war von den Strömungen in Flüssen und Kanälen fasziniert. Früher herrschte die Annahme, die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers würde mit der Tiefe zunehmen. Henri de Pitot erfand ein Gerät, um diese Geschwindigkeit zu messen – die einfach-geniale Vorrichtung heisst nach ihm Pitot-Rohr, ein gerades oder L-förmiges, einseitig offenes Rohr zur Messung des Gesamtdruckes von Flüssigkeiten oder Gasen, in unserem Falle Luft. Es dient vorrangig bei Flugzeugen und Hubschraubern zur Geschwindigkeitsmessung, aber eben auch bei Formel-1-Rennautos.

Aufreger gab es am ersten Testmorgen keine, abgesehen von einem harmlosen Ausritt von Ferrari-Junior Callum Ilott im Alfa Romeo-Sauber. Der 20jährige Engländer hat am vergangenen Sonntag im Formel-2-Sprintrennen seine erste Podestplatzierung in dieser Kategorie herausgefahren, als Dritter. Er konnte an die Box zurückfahren, der Wagen musste lediglich gereinigt werden.

Um 13.00 Uhr macht die Formel 1 am Circuit de Barcelona-Catalunya eine Stunde Pause. Ein Fahrerwechsel ist nur bei McLaren geplant, da übernimmt Lando Norris den Wagen von Carlos Sainz.

Barcelona-Test, Tag 1 (14. Mai) nach vier Stunden

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+ 1:16,525 (69 Runden)
2. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:17,322 (66)
3. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault 1:18,263 (64)
4. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,284 (77)
5. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,425 (58) *
6. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:18,597 (57)
7. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-19-Ferrari 1:18,643 (57)
8. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,719 (66) *
9. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:20,239 (26)
10. Nick Yelloly (GB), Racing Point RP19-Mercedes, 1:20,609 (55)
11. Callum Ilott (GB), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:20,683 (31)
12. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW42-Mercedes, 1:21,008 (66)
* Arbeit mit 2020er Pirelli-Reifen

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