Niki Lauda und Ferrari: Ein Freund, kein Judas

Von Mathias Brunner
​Als Niki Lauda die Frechheit besass, Ferrari den Rücken zu kehren, rastete der grosse Enzo Ferrari aus. In Wahrheit war Niki der Marke Ferrari in tiefer Freundschaft verbunden und alles Andere als ein Judas.

Enzo Ferrari explodierte. Als ihm Niki Lauda 1977 eröffnete, dass er Ferrari verlassen würde, kam es im Büro des Alten zu einer Art Vulkanausbruch. Ferrari brüllte und tobte, er bezeichnete Lauda als Judas, unerhört, dass sich ein Rennfahrer erlauben konnte, Ferrari den Rücken zu wenden, er, Lauda, so zeterte der Italiener, habe sich für dreissig Salami an die Konkurrenz verkauft, er solle sich rausscheren, die ganz grosse italienische Oper halt.

In Wahrheit war Enzo Ferrari dem Wiener immer dankbar, sehen wir mal von seinem Wutausbruch damals ab. Denn Niki war jener Fahrer, der 1975 den WM-Titel wieder nach Maranello brachte, es war der erste Titel für die Italiener seit John Surtees 1964. Der Mann, der Lauda empfohlen hatte, war der Schweizer Clay Regazzoni, der Tessiner war 1973 an der Seite Nikis bei BRM gefahren und glaubte – der analytische Verstand des Österreichers sei für Ferrari ganz das Richtige. Und so war es auch.

Später hat sich das Verhältnis zwischen Lauda und Enzo Ferrari wieder normalisiert. Er kehrte als Berater nach Maranello zurück, er empfahl, den smarten Jean Todt als Rennleiter nach Italien zu holen, er sprach sich auch für das Engament von Michael Schumacher aus. Der Rest ist ein Teil der Formel-1-Historie: Schumi und sein Dream-Team erreichten eine Siegesserie von Fahrer und Rennstall, die unerreicht ist – fünf WM-Titel in Folge, von 2000 bis 2004.

Enzo Ferrari hat 1988 die Augen für immer geschlossen, die Ära Schumacher hat er nicht mehr erlebt, der letzte Ferrari ist sein Sohn Piero, der im Alter dem Vater immer ähnlicher wird. Piero Ferrari sagt nach dem Tod von Niki Lauda: «Niki hat uns verlassen, nachdem er viel leiden musste, und das tut mir in der Seele weh. Er hat mit Ferrari viele Rennen gewonnen. Und auch als er sich für andere Rennställe verpflichtet hat, so ist er doch immer ein Freund geblieben. Ich habe ihn fahren gesehen, er war ein grandioser Pilot, darüber hinaus ein überaus fähiger Unternehmer, eine ganz aussergewöhnliche Persönlichkeit. Er wird mir sehr fehlen.»

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto fügt hinzu: «Niki Lauda, das sind für mich Kindheitserinnerungen. Als ich klein war, habe ich Niki und Clay Regazzoni für Ferrari siegen gesehen. Als Dreikäsehoch hat sich mir eingeprägt: Das ist ein Mann ohne jede Furcht.»

«Die Geschichte seines Mutes und sein unzweifelhaftes Charisma haben enorm zur Popularität der Formel 1 beigetragen. Ich erinnere mich an eine Situation, als er mir sagte – meine Schweizer Methodik sei ideal, um Ferrari in all seiner Italienhaftigkeit auf die Erfolgsspur zurück zu bringen. Ich fand das sehr charmant. Niki war ziemlich unverblümt, und ich war nicht in allem seiner Meinung. Aber man musste ihn einfach mögen.»

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