Verkehrschaos in Paul Ricard: Alles soll besser sein

Von Mathias Brunner
​​Nach 28 Jahren Pause kehrten wir 2018 auf den Circuit Paul Ricard zurück. Was sich nicht verändert hatte: das Verkehrschaos. Die Franzosen versprechen Besserung. Das haben wir schon mal gehört.

Die Organisatoren des Grossen Preises von Frankreich haben 2018 massiv Prügel eingesteckt, denn besonders an den ersten Tagen war der Verkehr im Grossraum um den Circuit Paul Ricard ein einziger, nicht enden wollender Kollaps. Wut und Häme auf den sozialen Plattformen waren riesig, und wir hatten für die verärgerten Fans das grösste Verständnis. Denn obschon wir vor dem sprichwörtlichen Hahn aufstanden, standen wir im Stau oder wurden von hilf- und planlos agierenden Sicherheitskräften (mit und ohne Uniform) im Kreis herumgeschickt.

Einige Formel-1-Besucher brauchten für die 40 Kilometer von Marseille zum Circuit Paul Ricard fünf Stunden. Einige kehrten nach Stunden im Stau entmutigt wieder um und sahen gar nichts. Das Chaos war unfassbar, und der Unmut wurde nicht geringer, als Formel-1-CEO Chase Carey dazu vor laufender Kamera einen launigen Spruch machte, das Verkehrsaufkommen zeige doch nur, wie beliebt die Formel 1 sei. Am Sonntagmorgen stand Herr Carey hinter mir still. Da lächelte auch der US-Amerikaner nicht mehr, trotz behaglicher Umgebung in seiner Vorstands-Limousine.

Fakt ist: Ich war schon in den 80er Jahren auf dem Circuit Paul Ricard, Verkehrsprobleme gehören zu diesem Rennen wie ein abendlicher Ausflug nach Bandol ans Meer. Die Franzosen scheinen aus Schaden dümmer zu werden, denn am Donnerstag und Freitag regierte das Prinzip Verwirrung. Was nützen Hunderte von Polizisten, wenn sie nichts oder das Falsche tun? Die Ordnungshüter waren schlecht informiert, mit jedem Besucher wurde endlos diskutiert. Da war der Verkehrskollaps programmiert. Es war auch kein Geniestreich, einen Parkplatz nach dem anderen zu öffnen.

Am Samstag war die Lage etwas weniger dramatisch. Aber fünf Stunden nach dem Abschlusstraining erst mal noch ein Stündchen auf der Rennanlage zu verweilen, weil die Franzosen unfähig sind, den Verkehr zügig abfliessen zu lassen, verbesserte die Laune vieler Besucher nicht. Zahlreiche Gäste kündigten an, 2019 nicht nach Südfrankreich zurückzukehren.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn nahm die Vorwürfe ernst: «Uns sind physische Grenzen gesetzt. Aber wir mussten uns die Frage stellen, ob wir innerhalb dieser Grenzen alles richtiggemacht hatten. Nach dem ersten Tag wurden gewisse Dinge geändert. Wir befinden uns an einem malerisch gelegenen Ort. Die liegen in der Regel nicht an einer sechsspurigen Autobahn. Dennoch habe ich grösstes Verständnis für den Ärger der Fans.»

Am lautesten schimpfen übrigens vor einem Jahr die Briten. Ich fand das lustig: Denn ich habe nicht vergessen, was jahrelang in Silverstone los war. Freilich haben die Engländer dazugelernt. Sie haben die Zufahrt zur Rennstrecke optimiert. Da sind den Franzosen aber die Hände gebunden – eine so breite Zufahrt wie in England ist in Le Castellet einfach nicht möglich.

Als Feuerwehrmann für einen besseren Verkehrsfluss 2019 ist unter anderen der frühere McLaren-Teamchef Eric Boullier verpflichtet worden. Er sagt: «Wir haben sehr viel daran gearbeitet zu verstehen, was damals genau passiert ist. Jeder weiss, dass Paul Ricard nicht einfach zu erreichen ist, aber das ist vor einem Jahr einfach schlecht gelaufen.»

Die Massnahmen: ein frisches Verkehrskonzept, samt Shuttle-System, einer Verkehrs-App, mehr Parkplätzen, die alle gleichzeitig und nicht mehr in Serie gefüllt werden, eines klügeren Verkehrsflusses zur Rennstrecke am Morgen und von der Rennstrecke weg am Abend. Keiner kann behaupten, die Südfranzosen hätten für 2019 nichts aufgegleist. Was es bringt? In wenigen Tagen sind wir schlauer. Bis dann erlaube ich mir eine Prise Skepsis.

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