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Toro Rosso-Honda 2020: Albon–Kvyat sollen bleiben

Von Mathias Brunner
Die Toro-Rosso-Truppe in China 2019

Die Toro-Rosso-Truppe in China 2019

​Franz Tost, Teamchef der Scuderia Toro Rosso, lobt seine beiden Piloten Daniil Kvyat und Alex Albon. Wenn es nach dem Tiroler geht, dann werden der Russe und der Thai-Brite auch 2020 Toro Rosso fahren.

Im Rahmen des Nachwuchs-Programms von Red Bull kommt der Scuderia Toro Rosso eine elementare Rolle zu: Im Rennstall aus Faenza sollen begabte, junge Piloten auf den Einsatz bei Red Bull Racing vorbereitet werden, wo sie eines Tages im Idealfall um Siege und Titel kämpfen. Bei Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und Max Verstappen hat das wunderbar geklappt, bei anderen Fahrern weniger.

2019 fahren für Toro Rosso der Russe Daniil Kvyat und der Thai-Brite Alexander Albon. Kvyat liegt auf dem 14. WM-Zwischenrang, mit fünf Punktefahrten und Rang 7 in Monaco als Highlight. Albon ist in seiner ersten GP-Saison drei Mal in die Punkte gefahren, mit Platuz 8 in Monte Carlo als bestem Ergebnis, er liegt auf WM-Rang 15 (sieben Punkte).

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: «Wir haben zwei sehr gute Fahrer. Daniil kannten wir ja schon von früher. Sein Speed stand immer ausser Frage. Er ist nach einem Jahr ohne Grand-Prix-Sport gereift und zeigt ausgezeichnete Leistungen.»

«Alex Albon ist für mich unter den GP-Neulingen die grosse Überraschung, auf Augenhöhe mit Lando Norris. Mit diesen zwei Piloten haben wir die Aussicht auf eine starke zweite Saisonhälfte. Albon wird immer starker, und wenn auch wir uns verbessern, dann wird er weitere gute Ergebnisse einfahren.»

«Wenn es nach mir geht, dann würde ich 2020 mit Kvyat und Albon weitermachen. Aber letztlich liegt die Entscheidung bei Red Bull. Ich schätze, diese Entscheidung wird Ende September, Anfang Oktober kommen.»

Toro Rosso in der Formel 1

Die Scuderia Toro Rosso ging Ende 2005 aus dem von Red Bull erworbenen Minardi-Rennstall hervor, der 1985 in der Formel 1 debütiert hatte. Das Team von Giancarlo Minardi und später Paul Stoddart kam in 340 Rennen auf insgesamt 38 WM-Punkte. 1991 konnte der siebte Platz im Konstrukteurspokal an Land gezogen werden. Minardi war immer der sympathische Underdog im Feld, dem die Herzen der Fans zuflogen. Gemessen daran, wie viele Rennställe von 1985 bis 2005 zusperren mussten, verdient die Truppe aus Faenza für ihre Hartnäckigkeit viel Applaus.

Toro Rosso erzielte seit 2006 433 WM-Punkte in 257 Rennen, Höhepunkt war der Start-Ziel-Sieg von der Pole-Position von Sebastian Vettel, 2008 in Monza.

Toro Rosso errang im gleichen Jahr das beste Ergebnis in der Markenwertung, mit dem sechsten Schlussrang. Den verlor die Scuderia 2017 erst im Finale von Abu Dhabi, am Ende wurde Toro Rosso zum vierten Mal in Folge WM-Siebter. 2008 konnte sich Vettel auch den besten WM-Schlussrang eines Toro-Rosso-Fahrers sichern, der Heppenheimer wurde WM-Achter.

Mit Alexander Albon kommt Toro Rosso auf vierzehn Fahrer im Grand-Prix-Einsatz – nach Scott Speed (2006 und 2007), Tonio Liuzzi (2006 und 2007), Sebastian Vettel (2007 und 2008), Sébastien Bourdais (2008 und 2009), Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari (beide 2009 bis 2011), Daniel Ricciardo (2012 und 2013), Jean-Eric Vergne (2012 bis 2014), Daniil Kvyat (2014, 2016/2017, 2019), Max Verstappen (2015/2016) und Carlos Sainz (2015–2017), Pierre Gasly (2017/2018) sowie Brendon Hartley (2017/2018).

Toro Rosso trat in der Formel 1 mit vier Motorpartnern an: mit einem Cosworth-V10-Dreiliter 2006, mit einem 2,4-Liter-V8 von Ferrari von 2007 bis 2013, mit dem V6-Turbo von Renault 2014 bis 2017 sowie mit dem 1,6-Liter-Turbomotor von Honda seit 2018.

In dieser Zeit wurde mit drei Reifenfirmen zusammengearbeitet: mit Michelin 2006, mit Bridgestone von 2007 bis Ende 2010 und mit Pirelli (seit 2011).

Viel Erfahrung im Kindergarten

Toro Rosso hat vorwiegend mit jungen Piloten gearbeitet, die moderne Formel 1 wird von Teamchef Franz Tost zärtlich «ein wenig Kindergarten» genannt.

Der Tiroler vertieft: «Diese Fahrer sind nicht so reif wie die Fahrer vor zehn oder zwanzig Jahren. Sie kommen sehr jung in den GP-Sport, mit 18 und 19 Jahren. Sie haben in ihrer Jugend nichts Anderes gemacht als Rennen gefahren, im Kartsport oder in Nachwuchsklassen. Aber die Formel 1 ist ein anderes Niveau. Und das geht übers reine Fahren weit hinaus. Das Fahren ist für diese jungen Piloten an ihrem Job noch das Einfachste. Das können sie packen. Aber das ganze Drumherum, angefangen bei der Arbeit mit den Technikern, das ist etwas ganz Anderes.»

«Vor der Formel 1 haben sie vielleicht mit einem Ingenieur gearbeitet. Jetzt haben sie auf einmal einen Spezialisten für das Chassis, einen für die Datenerfassung des Autos, einen für den Motor, einen für die Datenerfassung der Antriebseinheit, einen für die Aerodynamik und so weiter. Das ist ein enormes Arbeitsvolumen.»

«Und dann ist da die Medienarbeit. Sie müssen unheimlich viele Interviews geben, und sie sollten sich dabei gut überlegen, was sie sagen. Das vergessen sie bisweilen, das ist gut für die Medien und nicht so gut für den Zitierten. Dazu kommen die ganzen sozialen Netzwerke, und einige Piloten sind – und das sage ich absichtlich so hart – blöd, weil sie alles von sich preisgeben.»

«Die ganze Arbeit für Medien und Marketing, das kostet viel Kraft. Das ist für einen routinierten Piloten ganz anders. Der spult seine Interviews herunter, er weiss exakt, was er sagen kann, er ist locker. Ein junger Pilot ist nervös, er muss gut nachdenken, das verbraucht Energie, eine Energie, die er auf der Rennstrecke haben müsste. Es ist unsere Aufgabe, die jungen Piloten entsprechend zu führen.»

«Wenn die jungen Fahrer nicht richtig geleitet werden, dann wird es schwierig. Dies ist auch der Grund, warum ich mit diesen Jungs besonders zu Beginn einer Saison oft an einem Tisch sitze. Man muss sich das vorstellen: Sie fliegen um die halbe Welt nach Australien, sie haben das Land noch nie gesehen, sie kennen die Piste nur aus dem Fernseher, es ist ihr erstes Rennen, der Jetlag nagt an ihnen. Wir müssen sie so gut es geht auf all dies vorbereiten.»

«Ich sage den Piloten oft: ‘Es ist eines, in die Formel 1 zu kommen. Aber dort aus sportlicher Sicht zu überleben, das ist etwas ganz Anderes.’ Also sind wir gefordert. Auch die Fahrer müssen hart an sich arbeiten. Wenn diese tiefe Leidenschaft für die Formel 1 nicht in einem Piloten schlummert, dann wird er keinen Erfolg haben. So einfach ist das.»

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