Mick Schumacher (Ferrari): Formel-2-Sieg in Ungarn!

Von Mathias Brunner
​Beim Sprintrennen der Formel 2 auf dem Hungaroring fährt Mick Schumacher vom besten Startplatz zum ersten Sieg. Der 20jährige Deutsche fuhr ein eindrucksvolles, fehlerfreies Sprintrennen.

Mick Schumacher in der Formel-2-Lehre: Beim Hauptrennen vom Samstag war er als Vierter gestartet, kam aber nur auf Rang 8 ins Ziel. Schumacher selbstkritisch: «Ich habe den Reifenverschleiss unterschätzt. Beim Neustart hatte ich Pech. Als das Signal zur Startfreigabe kam, habe ich ausgerechnet in jenem Moment aufs Display meines Lenkrads geschaut, daher konnte mich Matsushita überrumpeln. Das Positive: Platz 8 bedeutet für den Sprit den ersten Startplatz. Und den werde ich mit Zähnen und Klauen verteidigen.»

GP-Sieger Johnny Herbert: «Jetzt wird es für Mick darum gehen, konstant zu fahren und vor allem Druck stand zu halten – denn er hat die derzeit stärksten Formel-2-Fahrer im Nacken. Das wird für den jungen Deutschen nicht einfach. Aber er weiss aus der Formel 3, wie man Rennen anführt und gewinnt.»

Beim Start zu 28 Runden kam Schumacher gut weg, wie früher sein Vater liess er seinen Wagen sofort nach rechts tragen, um seinem härtesten Verfolger die Tür zuzuwerfen. Matsushita setzte sich in der ersten Kurve an die Aussenseite des Ferrari-Zöglings, aber dann ging dem Japaner der Raum aus. Mick also in Führung, vor dem Honda-Nachwuchsmann, McLaren-Junior Sérgio Sette Camara, Renault-Zögling Jack Aitken, Tabellenführer Nyck de Vries, verfolgt von Samstag-Sieger Nicholas Latifi.

Schumacher konnte sich von Matsushita leicht absetzen. Zur Erinnerung: Der Formel-3-Europameister jagte noch immer seinen ersten Podestplatz in der Formel 2.

Johnny Herbert: «Schumacher hat auch in Bahrain geführt, dann aber arbeiteten die Gegner besser in Sachen Reifen-Management. Mal sehen, ob Mick auf diesem Gebiet dazugelernt hat.»

Matsushita liess sich nicht abschütteln, Zehntel um Zehntel rückte der Asiate vor, nun durfte er den Heckflügel seines Renners flachstellen. Johnny Herbert: «Mick muss sein Rennen fahren, ohne sich vom Verfolger irremachen zu lassen.» Denn Mick wusste auch: Wenn Carlin-Fahrer Matsushita zu lange in seinem Windschatten fahren muss, ruiniert er sich die Reifen.

Herbert: «Im mittleren, kurvigen Teil kann Matsushita nicht attackieren, Mick muss schauen, dass er sich den Japaner genug vom Leib halten kann, um auf der Start/Ziel-Geraden nicht verletztlich zu werden.»

Mick erhielt von seinem Renningenieur ins Cockpit gefunkt: «Matsushita kann diesen Rhythmus nicht ständig halten, mach dir keine Sorgen.» Trevor Carlin an der Boxenmauer: «Wir haben Nobuharu gesagt, er soll sich ein wenig zurückhalten, um die Reifen zu schonen. Es ist noch genug Zeit, um später anzugreifen.»

In Runde 9 gerieten Arjun Maini und Tatiana Calderón in Kurve 1 aneinander – kaputte Aufhängung am Wagen der Kolumbianerin.

Matsushita hielt sich brav an die Vorgabe von Carlin und blieb mehr als eine Sekunde hinter Mick Schumacher. Allerdings konnte der Japaner auch nicht trödeln, weil er den Brasilianer Sette Camara im Nacken hatte.

Das Rennen plätscherte vor sich hin, alle Piloten behandelten ihre Reifen wie rohe Eier, in der Hoffnung, im letzten Rennviertel angreifen zu können. Vor einem Jahr führte Luca Ghiotto scheinbar locker, dann ging kurz vor Schluss der heutige Toro-Rosso-GP-Fahrer Alex Albon vorbei – weil er mehr Reserven mit den Reifen hatte.

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert: «Bei Schumacher fällt auf, wie sanft er fährt, da gibt es kein Sägen am Lenkrad, kein wegwischendes Heck, das ist genau die Art und Weise, wie du in der Formel 2 die Reifen schonst. Mick kontrolliert dieses Rennen.»

Zu Beginn der 18. Runde hatte Camara das Heck von Matsushitas Wagen lange genug studiert: Attacke in Kurve 1, der Brasilianer schon vorbei, dann aber rutschte er nach aussen, und der Japaner konnte seinen Platz zurückholen. Johnny Herbert: «Das ist alles prima für Mick, das gibt ihm Luft.»

Weiter hinten presste sich Luca Ghiotto am Moskauer Nikita Mazepin vorbei – der Italiener verbesserte sich auf Platz 8.

Matsushita machte nun Dampf und rückte Mick näher. Der letztjährige Ungarn-Sprintsieger wusste – er musste sich in der letzten Kurve vor Start und Ziel näher an Schumacher heranbringen, um einen Angriff in der ersten Kurve zu wagen.

Herbert: «Schumacher macht das weiterhin sehr clever, er ist im mittleren Pistenteil exakt so schnell, dass Matsushita nicht nahe genug kommt.»

Fünf Runden vor Schluss schien der Japaner den Druck erneut zu erhöhen: Wieder wurde er im Rückspiegel von Mick Schumacher immer grösser. Mick am Ausgang der Schikane kurz mit den rechten Rädern im Dreck, das kostete aber kaum Zeit.

In der letzten Runde versuchte Matsushita nochmals alles, aber er war in der ersten Kurve nicht nahe genug. Und dann war es so weit: Sieg für Mick Schumacher, sein erster Triumph in der Formel 2, der erste seit einem Formel-3-Sieg Ende September 2018 auf dem Red Bull Ring.

Johnny Herbert lobt: «Mick hat bewiesen, wie viel er in Sachen Reifen-Management dazugelernt hat – das war grosse Klasse!»

Mick nach seinem Sieg: «Was für ein Rennen! Das Auto war fabelhaft. Nobuharu hat mich auf meinen Zehenspitzen gehalten. Zum Schluss des Rennens ging der Herzschlag schon ein wenig hoch, es war nicht einfach, die Reifen am Leben zu erhalten. Ich bin einfach nur glücklich.»

Matsushita lobte: «Ich habe alles versucht, aber Mick hat keinen Fehler gemacht.»

In der Meisterschaft verbessert sich Mick dank seines Sieges auf den elften Zwischenrang, mit 45 Punkten. Leader bleibt Nicky de Vries (196) vor Latifi (166), Camara (141) und Ghiotto (141).

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