Vorwürfe an Ferrari: Vettel-Wirtschaft vom Teamchef

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Mattia Binotto

Sebastian Vettel und Mattia Binotto

​Vetternwirtschaft: Bevorzugung von Verwandten oder Freunden bei der Vergabe von Aufträgen oder Ähnlichem. Vettel-Wirtschaft: Die Bevorzugung bei Ferrari pro Sebastian kontra Charles Leclerc.

Heftige Reaktionen der Formel-1-Anhänger auf den Grand-Prix-Sieg von Sebastian Vettel beim Nacht-GP von Singapur. Ein Teil der Fans freut sich mit dem Heppenheimer, dass eine mehr als ein Jahr lange Durststrecke des vierfachen Weltmeisters endlich zu Ende gegangen ist; ein anderer Teil höhnt, dass Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ihm den Sieg so gut wie geschenkt habe: dank eines frühen Stopps für den vierfachen Weltmeister, mit dem sich der Deutsche vor seinen Stallgefährten Charles Leclerc und vor Lewis Hamilton schob. Einige Fans schimpfen, dieser Sieg sei nichts wert, Vettel habe ihn nicht verdient – starker Tobak.

Fakt ist: Nicht der führende Leclerc wurde als Erster zum Reifenwechsel hereingeholt (am Ende der 19. Runde), sondern der auf Rang 3 fahrende Vettel. Der Monegasse kam eine Runde später zur Box. Dank einer bärenstarken ersten Runde lag nun aber Vettel vor Leclerc.

Natürlich wird Mattia Binotto tief in der Nacht von Singapur bei seiner Medienrunde mit dem Vorwurf konfrontiert, Vettel wenn nicht geholfen, so mindestens nicht behindert zu haben. Der in Lausanne geborene Italiener nimmt dazu wie folgt Stellung: «Ich kann natürlich verstehen, dass Charles enttäuscht ist. Er hat alles getan, um sein drittes Rennen in Serie zu gewinnen.»

Dann enthüllt der Teamchef: «Wir haben uns sogar überlegt, die Reihenfolge zu drehen. Aber wir kamen zum Schluss, dass es klüger ist, dies nicht zu machen. Wir haben da intern unterschiedliche Ansichten. Aber wir fanden: Ein Doppelsieg ist ein Doppelsieg, in welcher Reihenfolge der Fahrer auch immer.»

Es ist übrigens der 84. Doppelsieg von Ferrari in der Formel 1, der erste seit Ungarn 2017, wo Sebastian vor Kimi Räikkönen gewann.

Kernfrage natürlich: Wieso wurde Vettel als Erster reingeholt? Binotto: «Unser Ziel bestand mit Sebastian darin, durch ein Unterschneiden, also durch einen früh angesetzten Stopp den vor ihm fahrenden Hamilton zu überrumpeln. Gleichzeitig wollten wir uns gegen hinten absichern, also ein Unterschneiden durch Verstappen verhindern. Womit dann niemand gerechnet hätte: Dass Sebastian auf den neuen Reifen so schnell ist, dass er nicht nur rechnerisch vor Hamilton zu liegen kommt, sondern auch vor Charles, der ja nur eine Runde nach Vettel frische Walzen abholte. Vettel hat in jener Runde unglaubliche 3,9 Sekunden gutgemacht.»

Und was ist nun aus der Regel geworden, dass der besser platzierte Ferrari-Fahrer erste Wahl hat beim Reifenwechsel? Mattia Binotto: «Das gilt noch immer. Aber in dieser Situation mussten wir Vettel gegen seine Gegner absichern. Zudem haben wir gesehen – wenn wir Charles jetzt hereinholen, dann setzen wir ihm beim Zurückkommen auf die Bahn tüchtigem Verkehr aus. Worüber würden wir jetzt diskutieren, wenn wir das getan hätten?»

«Mein Fazit: Das Timing stimmte, um Sebastian hereinzuholen, wegen Hamilton, wegen Verstappen. Es war auch richtig, Leclerc gleich eine Runde danach hereinzuholen. Aber niemand konnte ahnen, dass Vettel einen solchen Sprung machen würde.»


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