Taifun in Japan: Probelauf für Zweitages-GP?

Von Mathias Brunner
​Haas-Fahrer Romain Grosjean hat in Japan sein Tyrrell-Modell fertig gebastelt und stellt wie Daniel Ricciardo in den Raum: Zeigt dieses Wochenende nicht, dass die Formel 1 als Zweitagesveranstaltung funktioniert?

Als klar war, dass sich am Samstag in Suzuka kein Rad drehen würde, kündigte Haas-Fahrer Romain Grosjean an: «Ich habe ein Modell des Sechsrad-Tyrrell gekauft, und den werde ich bauen.» Über Twitter hielt der Genfer seine Fans darüber auf dem Laufenden, wie er vorankam. Schliesslich dokumentierte er stolz: «Job erledigt!»

Wegen des Taifuns Hagibis konnte am Samstag in Suzuka nicht gefahren werden, der Japan-GP wird zur Zweitagsveranstaltung. Natürlich belebt dies jene Diskussion, ob man nicht ohnehin die Grand-Prix-Wochenenden auf zwei Tage verringern sollte.

Romain Grosjean meinte am Freitabend: «Das war ein richtig aufregender Tag. Es bleibt denkbar, dass die Reihenfolge des zweiten Freitagtrainings die Startaufstellung definieren wird. Also waren die Fahrer dazu gezwungen, nicht nur die Vorbereitung aufs Rennen zu erledigen, sondern auch Quali-Runden zu drehen.»

«Mir hat dieser Ablauf gefallen, weil wir alle unter mehr Druck standen, und ich könnte mir gut vorstellen, dass künftig ein Samstag so aussehen könnte, mit zwei freien Trainings, eines am Morgen, eines am Nachmittag. Und das wäre dann alles vor dem Rennen am Sonntag.»

Renault-Fahrer Daniel Ricciardo bestätigt: «Es ist möglich, unser Programm in zwei Tage und kürzere Wochenenden zu packen. In der kommenden Saison werden wir 22 Rennen haben. Wir reisen in der Regel am Mittwoch an und verlassen den Rennplatz am Sonntag oder Montag. Das um einen Tag zu kürzen, würde den WM-Kalender erträglicher machen.»

«Ich finde vier Stunden freies Training ohnehin zu viel. Und oft sind wir gar nicht auf der Bahn, weil wir zu weinge Reifensätze haben. Also könnte ich gut damit leben, das freie Training zu kürzen.»

Auf die Frage, was er am Samstag machen werde, scherzte der siebenfache GP-Sieger: «Ich gehe an den Strand, vielleicht fahre ich wenig Jet-Ski. Nein, ernsthaft – alles ist geschlossen. Ich hätte es toll gefunden, wenn sich viele von uns zusammengesetzt und Geschichten ausgetauscht hätten. Wir hätten mal für einen Tag auf die ganze Technik verzichten und so Zeit verbringen können, wie wir das früher getan haben. Es werden so viele Menschen aufs Netz gehen, dass es wohl schwanken oder zusammenklappen wird. Da werden die ganzen Jungen aber ziemlich Mühe haben.»

Nur noch zwei Tage: Das sagen FIA und FOM

Der Engländer Ross Brawn ist bei «Formula One Management» (FOM) für die Entwicklung von Sport und Technik verantwortlich. Dazu gehört der Ablauf eines Rennwochenendes, und seit Jahren kursiert der Plan, aus dem GP-Betrieb Zweitagesveranstaltungen zu machen. Renault-Teamchef Cyril Abiteboul meint: «Das gegenwärtige Format muss geändert werden. Das Freitagtraining spielt doch keine Rolle mehr. Wir müssen die Formel 1 dynamischer gestalten.»

Doch die Rechnung «Mehr Rennen, dafür nur noch Zweitages-Veranstaltungen» ist fragwürdig. Der Aufwand für einen Rennstall zur Anreise ist genau so hoch, ob nun an drei Tagen gefahren wird oder an zwei. Zu zusätzlichen GP-Orten reisen, das kostet hingegen mehr Geld. In vielen Städten müssen in Hotels mindestens vier Nächte bezahlt werden, gespart wird hier nichts, wenn auf der Rennpiste nur am Samstag und Sonntag Action geboten wird. Zudem will Formel-1-CEO Chase Carey den Fans Mehrwert bieten. Wo bitte soll der sein, wenn ein Tag Motorsport wegfällt?

FIA-Präsident Jean Todt sagte zu diesem Thema klipp und klar: «Das Thema Format ist einfach – wir haben bis jetzt nichts gefunden, was uns besser vorkommen würde als das bisherige.»

Der Franzose warnte eindringlich davor, nur den Show-Effekt im Auge zu haben, dabei aber die Position der Rennveranstalter zu vergessen. Eine Zweitagesveranstaltung bringt naturgemäss weniger Geld ein als das klassische Format. Mit einem Zweitages-GP-Wochenende würden alleine in Mexiko den Veranstaltern fast 100.000 Fans entgangen!

Dennoch wurde vorgeschlagen: Der Freitag solle nur noch als PR-Tag dienen, es wären keine Formel-1-Renner auf der Strecke zu sehen. Freies Training dann am Samstagmorgen, Qualifying am Samstagnachmittag, Rennen am Sonntag.

Viele Fahrer rümpften die Nase. Der bekennende Formel-1-Historikfan Sebastian Vettel meinte: «Ich bin Traditionalist, also halte ich von solchen Ideen wenig. Ich finde, das würde etwas vom Spektakel Grand Prix wegnehmen.»

Der kanadische Rennpromoter François Dumontier bestätigte: «Ja, es gab Diskussionen über Zweitagesveranstaltungen. Aber die Frist ist viel zu kurz, um so etwas bald umzusetzen. Bei der jüngsten Sitzung aller Rennveranstalter Anfang Februar in London ist das nicht einmal diskutiert worden.»

Ross Brawn liess anklingen, dass sich die Idee von Zweitages-Wochenenden für eine Weile in Luft aufgelöst haben. «Drei Tage wie bis anhin – das liegt im Interesse der Veranstalter und der TV-Anstalten, das sind wir den Fans schuldig. Es stellt sich freilich die Frage, ob wir die drei Tage nicht etwas geschickter aufteilen können.»

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