30 Jahre Kohlefaser in der Formel 1

Kolumne von Guido Quirmbach
Long Beach 1981: Unter der Haube wurde es bei McLaren schwarz

Long Beach 1981: Unter der Haube wurde es bei McLaren schwarz

In Long Beach 1981 sah erstmals der McLaren MP4/1 eine Rennstrecke.

Es war ein unspektakuläres Debüt, denn John Watson fuhr den Wagen nur im Training, im Rennen startete er noch im alten Modell. Das Renndebüt gab es erst einige Wochen später in Argentinien: Watson startete mit dem neuen Renner von McLaren als 10., das Rennen beendete er nicht. Doch es war eine Revolution im Rennwagenbau, die damals kaum jemanden so recht bewusst war. Für den McLaren MP4/1, der erste Formel 1-Wagen seit dem Zusammenschluss von McLaren und der Project 4-Group von Ron Dennis wurden neue Werkstoffe verwendet.

Der Designer John Barnard verwendete für das Monocoque statt dem bislang üblichen Aluminium Kohlestofffasern. Künstlich hergesellte Fasern aus natürlichen, kohlestoffhaltigen Ausgangsmaterialien, die sich in jede Form bringen lassen. Nach einem Erhitzungsverfahren ist dieses Material mehr als fünfmal so leicht wie Stahl, dafür aber doppelt so hart und fest.  

Was sich so simpel anhört ist ein komplizierter Prozess. Anfertigen, Schneiden, Kleben, Backen war ein Vorgang, den damals nur wenige Spezialisten weltweit beherrschten. Das Chassis für den McLaren MP4/1 wurde damals von einer amerikanischen Firma hergestellt, die ansonsten viel für die NASA arbeitete.

Wie viel sicherer der neue McLaren war, wusste damals kaum niemand. Immerhin, der zweite McLaren von Andrea de Cesaris hatte rund 20 Unfälle in dieser Saison, ohne das der Italiener je einen Kratzer davontrug. Weltweite Aufmerksamkeit gab es dann in Monza 1981, als John Watson ausgangs der 2. Lesmo-Kurve, die damals noch wesentlich schneller war als heute, einen heftigen Abflug hatte und unversehrt ausstieg. Das Heck des Autos war zwar davon geflogen, doch die Fahrgastzelle blieb unversehrt. Für Niki Lauda, der damals Comeback-Gedanken hatte, war der McLaren von dem Moment an das sicherste Auto der Formel 1. Nach den Unfällen von Villeneuvo, Paletti und Pironi 1982 wurden die Rufe nach mehr Sicherheit zum wiederholten Male wieder lauter und Kohlefaser war plötzlich in aller Munde.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Ab 1986 gab es keinen neuen Formel 1-Wagen ohne Kohlefaser. Was bis heute so geblieben ist, nur dass heute viel mehr Teile als nur das Monocoque aus Kohlefaser sind. Auch in anderen Rennkategorien ist Kohlefaser heute selbstverständlich.   

Es ist müssig zu diskutieren, wie viele Rennfahrer noch leben würden, wenn sie in einem Kohlefaser-Auto gesessen hätten. Doch es ist unbestritten, dass es nach Einführung von Kohlefaser weitaus weniger Verletzte oder gar Tote nach Einschlägen gab als zuvor. Bei allen Erfolgen, die John Barnard eingefahren hat, so war das sicher sein grösster Verdienst im Motorsport.  

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