Franz Tost: «Deshalb haben wir Daniil Kvyat gewählt»

Von Mathias Brunner
Franz Tost

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Franz Tost, Teamchef der Scuderia Toro Rosso, über die Qual der Wahl zwischen Antonio Felix da Costa und Daniil Kvyat sowie über das WM-Duell mit dem Sauber-Rennstall.

Das war eine fette Überraschung: Für die meisten galt der Portugiese Antonio Felix da Costa als gesetzt, die Nachfolge von Daniel Ricciardo bei Toro Rosso anzutreten. Dann erhielt der russische Teenager Daniil Kvyat den Zuschlag. Wir haben Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost zu den Hintergründen befragt.

Franz, was sprach letztlich gegen den Portugiesen und was für den Russen?

Kvyat beeindruckte mit einer starken Performance sowohl in der FIA Formel-3-Europameisterschaft als auch in der GP3-Serie. Dort kann er auch noch den Titel holen. Da Costa zeigte nicht diese Konstanz. Er belegte auch nur den dritten Platz in der Gesamtwertung der Renault 3.5 World Series.

Was erwartest du vom jungen Russen im kommenden Jahr?

Nach den Erkenntnissen vom Nachwuchsfahrertest in Silverstone erwarte ich eine steile Lernkurve. 2014 wird wegen des neuen Reglements für alle ein Neuanfang. Bauen wir ein wettbewerbsfähiges Auto, wird er in die Punkte fahren.

In Spanien wurde natürlich gehofft, dass Carlos Sainz junior aufrückt. Im Vergleich der beiden GP3-Fahrer: Was sprach gegen den Spanier?

Die Resultate. Kvyat ist gegenwärtig Zweiter in der Gesamtwertung der GP3 mit nur sieben Punkten Rueckstand und fährt um den Titel gegen Leader Regalia. Sainz ist derzeit Neunter mit 66 Punkten.

Toro Rosso ist bekanntlich dazu da, den Red-Bull-Nachwuchs in der Formel 1 auszubilden. Wieso wurde mit Stoffel Vandoorne für 2014 ein Fahrer angesprochen, der mit dem Red-Bull-Ausbildungsprogramm gar nichts zu tun hat?

Es entzieht sich meiner Kenntnis, wer ihn angesprochen hat. Natürlich wollten wir einen Red-Bull-Nachwuchsfahrer nehmen.

Toro Rosso ist in der WM hinter Sauber zurückgefallen. Wieso scheint das Team nicht mehr so stark zu sein wie im Sommer?

Unsere Fehlerquote in der zweiten Saisonhälfte ist zu hoch. In Spa-Francorchamps hatten wir ein sehr gutes Auto, scheiterten aber wegen taktischer Fehler im Qualifying. In Südkorea gab es ein Problem mit den neuen Bremshutzen. In Suzuka blockierte der für die hinteren Bremsen zuständige Hauptbremszylinder, so dass die Bremsscheiben und -beläge bei Jean-Erics Auto Feuer fingen. Im Rennen erhielt Daniel eine Durchfahrtstrafe und verlor dadurch einen möglichen achten Platz.

Welche Rolle spielt bei eurer Konkurrenzfähigkeit die Umstellung der Reifen?

Die neue Konstruktion der Reifen hat sich negativ auf das Fahrverhalten ausgewirkt. Der STR8 funktionierte mit dem am Anfang der Saison benützten Design wesentlich besser. Wir sind noch immer auf der Suche nach der optimalen Abstimmung.

Zwischendurch gab es auch ungewöhnliche Defekte, wie die Bremshutzen in Südkorea, du hast es angesprochen. Seid ihr der genauen Ursache dieser Schäden auf die Schliche gekommen?

Ja, eine Halterung ist gebrochen. Wir verstärkten dieses Teil.

Mit welcher Begründung würdest du behaupten: die 14 Punkte Rückstand auf Sauber sind in den restlichen vier Rennen aufzuholen?

Wir dürfen keine Fehler mehr machen und müssen konzentrierter arbeiten. Der STR8 ist ein wettbewerbsfähiges Auto, zudem haben wir zwei starke Piloten.

Jean-Eric Vergne soll in der nächsten Saison das Team führen. Welche Leaderqualitäten erkennst du in ihm und wo muss er weiter zulegen?

Jean-Eric bestreitet 2014 seine dritte Saison bei Toro Rosso. Sein Drang nach oben wird immer deutlicher, indem er Forderungen ans Team stellt, um das Auto zu verbessern. Sowas gefällt mir. Im Qualifying ist er nach wie vor etwas zu aggressiv. Als Folge überfährt er das Auto.

Wir stehen an der Schwelle zur neuen Turbo-Ära 2014. Wo erkennst du dabei für einen Rennstall die grössten Probleme?

2014 wird für alle Teams eine grosse Herausforderung seitens der Technik, des Zeitfensters und der Finanzen. Wir müssen ein völlig neues Auto konstruieren, den Antriebsstrang bestehend aus Motor, Getriebe, ERS und den dazugehörigen Battterien optimal in des Gesamtkonzept integrieren, die Kühlung gewährleisten – wie wir alle wissen, stellt das gerade bei Turbo-Motoren ein wichtiges Kriterium dar – und wie üblich bei solch aufwändigen Programmen ist man mit allem zu spät. Der Zeitfaktor spielt also auch noch eine gravierende Rolle.

Neben all diesen Punkten wird die Finanzierung die wohl grösste Aufgabe. Das Gesamtpaket ist wesentlich kostenintensiver. Ausserdem weiss noch niemand, wie es mit der Haltbarkeit aussieht. Hier besteht durchaus noch eine Gefahrenquelle fuer zusätzliche Kosten.

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