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Sebastian Vettel: Wie wertvoll sind vier WM-Titel?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel, ein vierfacher Formel-1-Weltmeister

Sebastian Vettel, ein vierfacher Formel-1-Weltmeister

Red Bull Racing-Star Sebastian Vettel hat in Indien seinen vierten WM-Titel in Serie sichergestellt. Aber noch immer zweifeln einige an seiner Grösse. Das ist lächerlich.

Vier WM-Titel, das haben vor Sebastian Vettel nur drei Ausnahmekönner geschafft – Juan Manuel Fangio, Alain Prost und Michael Schumacher. Vier Titel in Serie, das gelang nur Fangio und Schumi. Vier Titel mit nur 26 Jahren, damit steht Sebastian Vettel alleine da. Aber noch immer stellen selbst Motorsport-Ikonen wie Sir Jackie Stewart die Frage: «Vettel ist gewiss ein überaus erfolgreicher Racer, aber ist er auch ein grosser Fahrer?»

Ich sage: Diese Diskussion gehört endlich begraben. Denn die ganzen Gegenargumente von Vettel-Kritikern, sie ziehen einfach nicht.

Kritikpunkt Rennstall

Nicht nur Jackie Stewart ist der Meinung, Vettel sei erst dann ein wahrlich grosser Fahrer, wenn er für verschiedene Rennställe Champion geworden sei, so wie Fangio.

Antwort: Was für ein Blödsinn! Stewart selber hat seine drei Titel mit dem legendären Ken Tyrrell eingefahren. Niemand würde je daran zweifeln, dass der Schotte deswegen kein grosser Pilot sein. Oder Jim Clark – er sass seine ganze Formel-1-Karriere über ausschliesslich in Lotus-Rennwagen. Ich höre Experten in Grossbritannien jetzt schon aufheulen, würde ich die Behauptung aufstellen, Clark sei deswegen kein ganz Grosser.

Kritikpunkt Rennstall, die Zweite

Ein anderes Argument von Vettel-Kritikern: Sebastian sei nur deshalb so erfolgreich, weil er im besseren Auto sitze.

Antwort: Ja und? Sass Fangio damals vielleicht nicht im besten Auto? Fuhren Prost und Senna vielleicht nicht in einem überlegenen McLaren? Hatte Schumi mit dem Ferrari vielleicht nicht das überlegene Auto unterm Hintern? Es entspricht der Natur dieses Sports, dass sich die besten Piloten in hervorragenden Autos wiederfinden. Zudem: Wäre der Renner von Red Bull Racing tatsächlich so haushoch überlegen, wieso haben Vettel und Webber dann nicht ständig Doppelsiege eingefahren so wie früher McLaren (mit Senna und Prost) und Ferrari (mit Schumi und Barrichello)?

Kritikpunkt Pisten-Etikette

Jeder, der bei Sebastian Vettel einen Ansatzpunkt der Kritik sucht, kommt früher oder später auf den Malaysia-GP 2013 zu sprechen. Dort hat sich Vettel der Stallorder seines Rennstalls widersetzt, sich an Leader Mark Webber vorbeigepresst und gewonnen.

Antwort: Ich finde auch, dass es nicht richtig war, die Stallorder zu ignorieren. Ich finde auch, Webber hätte in Sepang gewinnen sollen. Gleichzeitig sind die grossen Fahrer der Moderne Wölfe im Schafspelz: Vettel ist Racer durch und durch, und herausragende Piloten wie Michael Schumacher oder Ayrton Senna waren auch nicht eben Zimperliesen auf der Rennstrecke. Im Übrigen gilt das Argument nicht, dass früher alle so nett miteinander waren. In den 50er Jahren drängelte ein Giuseppe Farina seine Gegner schon mal von der Bahn, in den 60ern fuhr Jack Brabham gerne leicht neben der Bahn, um die Verfolger einem kleinen Steingeprassel auszusetzen. Auch nicht eben die feine Art.

Kritikpunkt Nationalität

Es wird weltweit immer Fans geben, die mit einem Deutschen Probleme haben. Besonders in Grossbritannien ist das Gespenst des hässlichen Deutschen nie ganz verbannt worden, siehe Michael Schumacher.

Antwort: Der moderne Gedanke der Welt als Dorf würde eigentlich voraussetzen, dass man nicht nur über die eigene Nasenspitze, sondern auch etwas über Landesgrenzen hinausdenkt. Ich kenne nicht viele Deutsche, die früher über einen Senna gesagt haben: «Ein Brasilianer, eben ...» Ich kenne nicht viele Deutsche, die über Mika Häkkinen die Nase gerümpft haben, weil er Finne ist. Wäre Sebastian Vettel als Sébastien Vettèl in Montreal geboren worden, würden wir diesen Punkt hier gar nicht auflisten müssen. Was hat die Nationalität bitteschön mit wahrer Grösse als Sportsmann zu tun?

Fazit

Sebastian Vettel ist einer der ganz Grossen, nicht nur der reinen Erfolgszahlen wegen. In ihm ist ein Gen-Pool von Champion-Eigenschaften vereint – die Rücksichtslosigkeit von Senna und Schumacher, die Bodenständigkeit von Clark, die Kampfkraft von Mansell, die Rennintelligenz von Stewart, der Speed von Häkkinen und Räikkönen, die Detailversessenheit von Prost.

Sebastian Vettel verdient auf den Siederpodesten keine Pfiffe (Entschuldigung, aber wurde bei Seriensieger Senna vielleicht gepfiffen?), sondern unsere Hochachtung. Wir sollten froh sein, in einer Ära zu leben, in welcher wir einem weiteren Ausnahmekönner bei seiner Kunst zusehen dürfen.

Und es spricht für Vettel, dass er sich über das Verbot des Autoverbands FIA hinwegsetzte, sein Auto nach dem Rennen mitten auf der Start/Ziel-Geraden nach einigen Rauchkringeln ausrollen liess, die Handschuhe ins Publikum schmiss, sich tüchtig feiern liess. Er zeigte eine Show, statt sich ans FIA-Protokoll zu halten, die Fans liebten ihn dafür.

 

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