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Ärger über Motor-Sound: Was können die TV-Sender tun?

Kolumne von Mathias Brunner
Vor Ort haben wir uns an den raspeligen Ton der Formel-1-Turbos gewöhnt, zuhause vor dem Fernseher klingen sie fad. Was können die TV-Sender in Sachen Sound tun?

Die Formel 1 lässt keinen kalt: Zuerst haben die Fans über die hässlichen Fahrzeugnasen geschimpft, dann über die komplizierte Technik und so verworrene Regeln, dass sich nur noch Spezialisten auskennen. Wir haben in Australien einen handfesten Skandal erlebt (Disqualifikation von Daniel Ricciardo), samt baldigem Gerichtsfall (zwischen dem Autoverband FIA und Red Bull Racing, am 14. April in Paris) und dann einen spannungsarmen Malaysia-GP, was die Fans erneut auf die Palme gebracht hat.

Ein Element ist dabei immer geblieben: Der Sound der neuen Formel-1-Antriebseinheiten kommt im Fernseher einfach nicht gut herüber. Vor Ort klingen die V6-Turbomotoren kernig und interessant, sie dürften jedoch auch für meinen persönlichen Geschmack etwas lauter sein.

Wir sind der Frage nachgegangen, was die Fernsehsender und was die Motoren-Techniker tun könnten, um eine interessantere Geräuschkulisse zu präsentieren. Hier ist das Ergebnis in Sachen TV-Sender.

Generell müssen wir wissen: der Ton wird nicht von den deutschen Sendern RTL oder Sky gemacht, der Sound wird vielmehr sowohl für freies wie für Bezahl-Fernsehen mit jenen Mikrofonen aufgenommen, welche die TV-Experten der Firma «Formula One Management» aufstellen. Das kursierende Gerücht, die FOM verwende die falschen Mikrofone, ist haltlos: Es gibt keine richtigen oder falschen Mikros – höchstens gute oder schlechte, und niemand hat in den vergangenen Jahren den Briten je unterstellt, sie würden mit drittklassigem Material arbeiten!

Es ist jedoch denkbar, dass die Aufstellung der Mikrofone verändert werden muss, weil sich aufgrund des weniger hohen Schalldrucks gewisse Ton-Löcher ergeben, also Stellen, an welchen wir die Autos einfach weniger gut hören. Früher waren die Renner so laut, dass das keine Rolle gespielt hat – der Lärmpegel war grundsätzlich immer sehr hoch.

Wie tief der Lärmpegel ist, wurde den Verantwortlichen des österreichischen Fernsehens bewusst, als im Rahmen des Melbourne-GP-Wochenendes auf einmal seltsame Anrufe eingingen: Einige Fans erkundigen sich danach, ob es neuerdings in der Formel 1 Schiedsrichter gebe, man höre im Fernsehen ständig Trillerpfeifen! Dabei handelte es sich um die Warnpfeifen jenes Sicherheitspersonals, das eingangs der Boxengasse vor einem nahenden Auto warnt. Wir vor Ort kennen das Geräusch gut, doch es war im Fernsehen im enormen Motorenlärm früher untergegangen, jetzt, wo die Motoren leiser sind, ist es auf einmal zu hören.
Gemäss Informationen von RTL gibt es derzeit keine Pläne, den Ton zu verändern. Möglichkeiten gäbe es dazu durchaus.

Michael Stäuble, Kommentator fürs Schweizer Fernsehen, erklärt uns: «Man mischt jeweils die Lautstärke des Sprechers und die Tonkulisse von draussen in einer Art und Weise ab, dass man möglichst viel Umgebungsgeräusche mitnimmt, gleichzeitig aber den Sprecher noch verstehen kann. Diese Aufgabe hat sich nicht verändert. Nur ist die Frequenz des Motorenlärms eine ganz andere geworden, sie ist viel tiefer, sonorer, brummiger. Wie das von den Fernsehstationen gehandhabt wird, das ist ganz unterschiedlich und auch eine Frage der Philosophie. Die einen wollen den Ton von draussen möglichst original lassen, andere mischen so ab, dass die Zuschauer von draussen fast nichts mitbekommen. Ich bin durchaus der Meinung, dass man in Sachen Balance zwischen Sprecher und Geräuschkulisse etwas tun kann, aber am Grundton der Antriebseinheiten ändert das natürlich nichts.»

Ernst Hausleitner, Formel-1-Experte beim ORF, ergänzt: «Punkto Ton haben wir nur die Möglichkeit, in Wien die Summe zu korrigieren. Wir können also, wie jemand zuhause vor seiner Stereo-Anlage, den Bass verändern, die Höhen, die Balance. Wir können aber auch nicht bei einem Lied, das wir gerade laufen lassen, die Gitarre etwas markanter drehen oder das Schlagzeug etwas weniger laut. Das geht nicht. Deshalb sage ich: nur die Summe des so genannten IT, also des internationalen Tons, lässt sich verändern, und den erhalten wir die Kollegen von RTL, Sky oder aus der Schweiz von den TV-Experten von der FOM. Wenn man jetzt Anderes zu Gunsten des Motorenlärms verändert, dann wirkt das schnell einmal unauthentisch. Die Geräusche der Menschen auf den Tribünen, der Wind, vielleicht das Rauschen von Regen, all das würde verfremdet. Es gibt ein gutes Beispiel für so einen Fall, das waren diese extrem nervigen Vuvuzelas bei der Fussball-WM in Südafrika 2010. Da wurden dann die Höhen etwas rausgenommen, um die Kulisse für die Zuseher zuhause halbwegs erträglich zu machen. Ich habe mich extra nochmals mit Spezialisten in Wien kurzgeschlossen, und unseres Wissens gibt es nichts, was beispielsweise bei der Art der Mikrofone geändert werden kann, um den Sound besser zu transportieren.»

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