Sauber-Chefin Kaltenborn: «Budgetkontrolle möglich»

Von Vanessa Georgoulas
Monisha Kaltenborn: «Die Leute versuchen manchmal, die Formel 1 als komplizierten Spezialfall darzustellen, aber das ist sie nicht»

Monisha Kaltenborn: «Die Leute versuchen manchmal, die Formel 1 als komplizierten Spezialfall darzustellen, aber das ist sie nicht»

Die grossen Formel-1-Teams sind gegen die Einführung eines Budgetdeckels, weil sich dessen Einhaltung nicht kontrolliere liesse. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn versteht diesen Einwand nicht.

Zwischen den Formel-1-Teams sorgt in diesen Tagen wieder einmal der schnöde Mammon für Streit. Während die kleinen Teams, die finanziell immer stärker unter Druck geraten, auf die Einführung einer Budgetobergrenze. Dagegen sträuben sich die grossen Teams, allen voran Red Bull Racing.

Das Weltmeisterteam fürchtet, dass die Werksteams gewisse Kosten in den motorsportfremden Budgets ihrer Konzerne verstecken könnten. Red Bull Racing ist überzeugt: Eine Überprüfung, ob wirklich alle Mitarbeiter und Ausgaben in der Rechnung der Rennställe aufgeführt sind, ist praktisch unmöglich.

Keine ständige Kontrolle nötig?

Saubers Teamchefin Monisha Kaltenborn versteht diesen Einwand nicht. Noch vor dem Treffen der Teamchefs nahe des Londoner Flughafens Biggin Hill vergangenen Donnerstag, an dem die Einführung des Budgetdeckels diskutiert wurde, erklärte sie gemäss ESPN.co.uk: «Ich kann dieses Argument wirklich nicht verstehen. Meines Wissens führt man in England auch eine Buchhaltung und die Rennställe der Hersteller sind ja alle in England stationiert. Ich denke, die wissen, wie man Bücher führt und die Zahlen ausweist, die man auch ausweisen muss. Ich bin überzeugt, dass sich alle ans Gesetz halten und diese Zahlen folglich stimmen. Es besteht also eine gute Basis, um die Ausgabenposten zu quantifizieren.»

Die 42-jährige Österreicherin mit indischen Wurzeln weiss: «Kniffliger sind da die konzerninternen Transaktionen, aber auch das ist nicht neu für die Formel 1 oder die Welt, und das gibt es auch in anderen Bereichen und Sportarten. Es ist auch da nicht kompliziert, ein Prüfsystem zu etablieren. Wichtig ist dabei nicht nur ein gutes System, sondern auch die Strafen, die man für Vergehen festsetzt.»

Und dass dafür eine Kontrollstelle geschaffen werden müsse, verstehe sich von selbst. Kaltenborn fährt fort: «Natürlich braucht es eine Instanz, die das Ganze kontrolliert, aber man muss auch nicht davon ausgehen, dass alle immer tricksen und betrügen und eine permanente, allumfassende Kontrolle nötig ist. Wie oft werden denn die Bücher der Firmen sonst gecheckt? Wieso sollte das in der Formel 1 anders laufen?»

Das richtige Strafmass ist entscheidend

Die Sauber-Chefin ist überzeugt, dass harte Strafen zur Durchsetzung der Regeln unabdingbar sind. «Die Strafen müssen hart sein. Nehmen wir als Beispiel die Strafe für eine Geschwindigkeitsübertretung auf der Strasse. Wenn diese 10 Euro beträgt, dann nimmt man diese eher in Kauf als wenn das 10.000 Euro kostet. Es braucht keine drakonischen Strafen, aber man muss das Mass richtig ansetzen.»

Kaltenborn ist überzeugt, dass die Kontrolle auch von Innen funktioniert: «Es werden immer wieder Leute von einem Team zu einem Konkurrenten wechseln, und wenn diese wissen, dass ihre alten Arbeitgeber die Regeln konstant verletzen, dann wird das zwangsläufig über kurz oder lang bekannt. Dieses Whistleblowing wird es auch immer geben. Eine Budgetobergrenze ist also durchaus durchsetzbar.»

Einfach integrierbarer Strafenkatalog

Dazu soll neben dem sportlichen und technischen Reglement eine Sammlung von Finanzregeln für die Formel-1-Teams verbindlich sein. Die Juristin erklärt: «Wir haben jetzt ja auch ein Strafensystem, vielleicht muss man das nicht gross ändern, um die Budgetobergrenze zu integrieren. Wenn man finanzielle Regeln hat, unterscheiden die sich ja nicht von den sportlichen und den technischen Regeln. Man könnte einen Strafenkatalog bestimmen, auf den die Richter zurückgreifen können – so wie in der echten Welt. Die Leute versuchen manchmal, die Formel 1 als komplizierten Spezialfall darzustellen, aber das ist sie nicht.»

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