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Formel 1-Sommerpause: Superlative als Zwischenbilanz

Kolumne von Mathias Brunner
Ah, endlich ist tüchtiges Motorengetöse in Sicht!

Ah, endlich ist tüchtiges Motorengetöse in Sicht!

Der Grand-Prix-Sport macht zwei Wochen lang Schotten dicht. Wir fassen für Sie die Highlights der ersten Saisonhälfte zusammen – mit einigen Superlativen aus elf WM-Läufen.

Das beste Auto
Der Silberpfeil von Mercedes –10 von 11 Pole-Positions, 9 Siege aus 11 Rennen. Noch Fragen? Aber das Ungarn-Wochenende hat auch gezeigt: Der Silberpfeil kann auch neben das Ziel fliegen ...

Die cleverste Entscheidung
Bei den ersten Saisonrennen zeigten die Rennkommissare wenig Augenmass. Für das kleinste fliegende Karbonfitzelchen wurden den Piloten sofort Strafen aufgebrummt. Das nervte die Fans und die Fahrer noch mehr. Vor Hockenheim wurde umgesetzt, den Lenkradvirtuosen eine längere Leine zu lassen, in Ungarn wurde diese Linie für mehr Duelle konsequent weiterverfolgt. Die Fans sagen: Dankeschön für packenden Sport!

Die überflüssigste Arbeitsgruppe
Bernie & Co. wollen sich also Gedanken über eine bessere Show machen. Ungarn hat gezeigt: Der Show geht es ausgezeichnet. Setzt doch mal den Hebel dort an, was Fans seit Jahren zu Recht monieren – bei zu hohen Ticketpreisen etwa.

Das vergänglichste Thema
Was haben wir uns zum Saisonbeginn über die hässlichen Fahrzeugnasen aufgeregt! Seither sind die Renner nicht hübscher geworden, aber wer redet heute noch davon?

Die lächerlichste Massnahme
Als Reaktion auf die Sound-Kritik vieler Fans rückte Nico Rosberg beim Barcelona-Test mit einem tropetenartig verlängerten Auspuffendrohr aus. Ergebnis: viel Häme im Netz für den abgeblichen Akustik-Turbo und keine Verbesserung des Sounds. Da hätte die Lösung einiger Twitter-Spassvögel für den Ferrari vielleicht mehr gebracht.

Die grösste Enttäuschung
Ferrari? Lotus? Vettel von Ricciardo entzaubert? Kimi? McLaren? Sauber? Bitte hinten anstellen, die Schlange ist ziemlich lang ...

Das schlechteste Marketing
Die neue Formel 1 bietet hochfaszinierende Technik. Aber Autohersteller und Rennställe spendieren in ihrer galoppierenden Paranoia vor den ach so spionageversessenen Gegnern Informationen nur in homöpathischen Dosen. Die FIA glänzt auch nicht eben durch brillantes Marketing. Ungenügend, setzen!

Die lahmste Reaktion
Die Verantwortlichen im Dreieck FIA, FOM und Rennställe tun ganz so, als ob eine Zuschauermisere wie in Hockenheim ein völlig neues Phänomen wäre. Dabei fault dieser Apfel schon lange im Formel-1-Keller. Jeder schiebt den anderen den Schwarzen Peter zu, von einem durchdachten Konzept keine Spur. Jeder denkt nur an den eigenen Vorteil, damit steht sich die Formel 1 weiter selber im Weg.

Die dümmste Massnahme
Was hat die Strategiegruppe der Formel 1 eigentlich bisher Intelligentes zustande gebracht? Jedenfalls nicht, was auf uns beim WM-Finale in Abu Dhabi zukommt: Doppelte Punkte erzeugen bei den Fans anhaltenden Würgereiz. Kein Wunder, laufen dem Sport bei solchem Firlefanz die Zuschauer davon.

Der grösste Holzweg
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sollte sich wenig über sinkende TV-Quoten wundern, wenn immer mehr Berichterstattung vom freien Fernsehen zu Bezahlsendern verschoben wird. TV-Rechte an den Meistbietenden zu verhökern, füllt zwar die Kasse der Rechtehalter, macht den Sport aber nicht populärer.

Das schönste Design
Die Martini-Streifen auf dem Williams – zeitlos, klassisch, perfekt.

Der vielversprechendste Neuling
Anhaltenden Applaus für Daniel Ricciardo und Valtteri Bottas, wie sie sich bei Red Bull Racing und Williams gegen Sebastian Vettel und Felipe Massa schlagen. Aber gemessen an der geringen Formel-1-Erfahrung geht unsere Auszeichnung an Daniil Kvyat bei Toro Rosso.

Die rätselhaftesten Besitzer
Keiner hat bislang herausfinden können, wer wirklich die Investoren hinter Caterham sind, nachdem Fluglinienbesitzer Tony Fernandes seinen Rennstall verkauft hat.

Die jämmerlichste Darbietung
Bei allem Respekt vor Renault nach vier Titeln mit Red Bull Racing: der Schritt in die neue Turbo-Ära war ein hochnotpeinliches Gestolper.

Die knackigste Aussage
Niki Lauda: «Ferrari hat ein Scheissauto.» Natürlich hat sich der Wiener in der Wortwahl vertan und postwendend bei den Italienern entschuldigen müssen, aber so mancher Tifosi muss knirschend zugeben: Unrecht hat die Rennlegende mit seiner Einschätzung leider nicht. Rang 2 in Ungarn kam vor allem dank Fernando Alonso zustande.

Der überfälligste Schritt
Wo bleibt endlich die nächste Frau im Grand-Prix-Sport? Williams und Sauber geben Susie Wolff und Simona De Silvestro Testchancen. Aber sehen wir wirklich eine davon 2015 oder 2016 am Start?

Die unbedachteste Bemerkung
Sergio Pérez – wenn wir schon beim Thema sind – versetzte zu Wolffs Einsatz als Freitagsfahrerin, Frauen gehörten nicht auf die Rennstrecke, sondern hinter den Herd. Natürlich sagte der Mexikaner das mit einem Augenzwinkern (was bei geschriebenem Text leider schwer erkennbar ist), natürlich wurde das weltweit aus dem Zusammenhang zitiert und entsprechend angeprangert. Pérez hätte ahnen wissen, was diese überschaubar komische Bemerkung auslösen würde.

Der grösste Verlust
Die Formel 1 stürzt in Atemlosigkeit nach vorne, wer sie verlässt, ist schnell vergessen. Oder auch nicht. Wir geben gerne zu: Wir vermissen Mark Webber, weil er einer der wenigen Piloten war, der deutsch und deutlich gesagt hat, was Sache ist. Dagegen ist das PR-Gewäsch der meisten heutigen Fahrer nur schwer verdaulich (allein, wenn ich schon «to be honest» am Anfang eines Satzes höre, schalte ich geistig um auf den Autopiloten). FIA, FOM und Teams haben nicht verstanden, dass die Fans Typen mit Ecken und Kanten spüren wollen – und die meisten Piloten dürfen in der Öffentlichkeit nicht zeigen, dass sie durchaus Typen sind. Schade.

Die willkommenste Rückkehr
Der Österreich-GP auf dem Red Bull Ring war ein einziges Motorsportfest, rundum gut gelaunte Menschen in toller Landschaft. So schön kann Formel 1 sein. Nur am Hungaroring fand man das Fest in der Steiermark nicht so prickelnd – denn viele Österreicher verzichteten auf die Reise nach Budapest.

Das irrste Duell
Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton in Bahrain, da gefror nicht nur dem Kommandostand von Mercedes das Blut in den Adern. Uns hat auch Fernando Alonso gegen Sebastian Vettel in Silverstone gut gefallen. Und der komplette Ungarn-GP.

Der vermeidbarste Fehlstart
Die Formel 1 schiesst sich immer wieder selber in den Fuss: Daniel Ricciardo verlor nach tollem zweiten Rang in Australien seine Punkte wegen verboten hoher Benzindurchflussmenge. Die Fans verstanden die grundlegende Regel nicht, erst recht nicht die Funktion eines Benzindurchflussmesssensors (allein schon das Wort!), FIA und Teams hatten die Technik nicht im Griff, einmal mehr gab es Negativschlagzeilen. Das alte Zeitungs-Motto «only bad news are good news» ist seiner Gültigkeit enthoben, wenn die Fans dem Sport die Treue entziehen.

Die vergessenswerteste Technik
Das vernetzte Aufhängungs-Ausgleichssystem FRIC (front and rear interconnected) wurde vor dem Hockenheim-GP als potenziell illegal eingestuft und von allen Teams abgehängt. Am Kräfteverhältnis hat sich fast nichts geändert. Typisch Formel 1: Viel Lärm um wenig. Am Sonntagabend auf dem Hungaroring war FRIC zum Schlagzeilen-Mauerblümchen verkümmert.

Das unglücklichste Timing
Ferrari-Chef Luca Montezemolo schimpfte in Bahrain über die angeblich so fade Formel 1, mit Piloten, die zu spritsparenden Taxifahrern degradiert seien, dann reiste er vor dem Rennen nach Hause. Die Fans erhielten Stunden später einen wahren GP-Leckerbissen serviert. Blöd gelaufen, Presidente. Immerhin hat er darauf verzichtet, vor dem Ungarn-GP nochmals tüchtig zu schimpfen.

Der treffendste Einschätzung
Wie immer, wenn Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone einen GP-Veranstalter unter Druck setzen will, lässt er anklingen, dass es das betreffende Rennen wohl nicht mehr lange geben werde. So wie nun Monza. Der Aufschrei im Fahrerlager und bei den Fans ist gross. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hält fest: «Die Rennen sollen eine gesunde Mischung sein aus Traditionskursen wie Silverstone oder Monza und neuen, aufregenden Orten wie Singapur.»

Amen.

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